Voyager 008 - Cybersong
sie sicher zur Voyager zu bringen.
Diesmal war es nicht so leicht, durch den breiten, langen Riß
in der Außenhülle das Innere des Raumers zu erreichen. Die
energetische Druckwelle hatte Hunderte von Kabelsträngen und
Rohrleitungen freigelegt, die wie eine exotische Form von
Spanischem Moos an den Decks klebten. Was einst ein leerer,
offener Raum gewesen war, präsentierte sich jetzt als dichter
Dschungel aus Kabeln und Kristallen, die in einem Netz aus
Glasfaserverbindungen hingen. Einige Kristalle funkelten, und
von manchen zerrissenen Kabeln gingen die Funken
unkontrollierter Entladungen aus – nicht alles an Bord des
riesigen Raumschiffs war tot.
Chakotay senkte die Geschwindigkeit, als er das Shuttle
durchs Chaos dirigierte. »Wie sollen wir die Einsatzgruppe in
diesem Durcheinander finden?« brummte er, während seine
Finger über die Schaltflächen tanzten.
Die ID-Signale der Insignienkommunikatoren müßten eine
Lokalisierung ermöglichen, dachte er. Nie zuvor hatte er sich so sehr einen Transporter an Bord eines Shuttles gewünscht. Doch
Wunschdenken brachte sie jetzt nicht weiter.
Chakotay öffnete einen Kom-Kanal. »Captain, Paris, Kim, wie
ist Ihr Status?« fragte er rasch.
Keine Antwort.
Statische Störungen knisterten im Lautsprecher, und der Erste
Offizier schauderte innerlich. Wenn sie die Einsatzgruppe nicht
fanden, konnten sie ihr auch nicht zu Hilfe kommen. Falls
Janeway und ihre Begleiter überhaupt noch lebten…
Nein, sie sind nicht tot. Chakotay klammerte sich an diesem Gedanken fest. Die Insignienkommunikatoren wiesen eine
Fehlfunktion auf. Sie mochten bei der Explosion beschädigt
worden sein, vielleicht durch eine nahe Entladung…
Wertvolle Zeit verstrich. Erneut versuchte Chakotay, einen
Kom-Kontakt herzustellen. Selbst wenn sich Janeway, Paris und
Kim nicht meldeten – mit einer Anpeilung der automatisch
gesendeten ID-Signale sollte es eigentlich möglich sein, den
aktuellen Aufenthaltsort des Einsatzteams festzustellen.
Vielleicht waren die Vermißten bewußtlos oder konnten aus
einem anderen Grund nicht antworten.
Jede Sekunde zählte. »Einsatzgruppe, wie ist Ihr Status?«
fragte der Erste Offizier noch einmal und versuchte, ruhig zu
sprechen. »Einsatzgruppe, wir empfangen keine Antwort von
Ihnen. Bitte melden Sie sich.«
»Chakotay?« erklang Paris’ Stimme. »Sind Sie das?«
»Ja. Wie ist Ihre Situation?«
»Ich stecke unter einem Trümmerstück fest. Harry und den
Captain kann ich von hier aus nicht sehen.«
»Na schön, wir sind zu Ihnen unterwegs.« Chakotay berührte
eine bestimmte Schaltfläche, und daraufhin zeigte ein Display
eine schematische Darstellung des lokalen Bereichs. Drei rote
Punkte – die Insignienkommunikatoren der Einsatzgruppe –
blinkten. Unter anderen Umständen hätte dies nicht unbedingt
bedeutet, daß die betreffenden Personen ihre kleinen Kom-
Geräte trugen. Aber in diesem besonderen Fall verwendeten
Janeway, Paris und Kim Raumanzüge und konnten die
Insignienkommunikatoren nur dann verlieren, wenn ihre
Schutzkleidung riß – was hier den Tod bedeutete.
Chakotay steuerte das Shuttle auch weiterhin durch Vorhänge
aus Schutt, näherte sich langsam jenem Ort, an dem die
Einsatzgruppe festsaß. Als er die Stelle erreichte, hielt er dort vergeblich nach einem Landeplatz Ausschau. Überall zogen sich
Kabelstränge entlang, und flackernde Lichter wiesen auf die
Gefahr von weiteren energetischen Entladungen hin.
Der Erste Offizier verzog das Gesicht und begriff, daß er nicht
umhin kam, ebenfalls einen Schutzanzug zu benutzen. Er
aktivierte den Magnetanker, um das Shuttle an einem stabil
wirkenden Vorsprung zu vertäuen.
Anschließend sah er noch einmal aufs Display, prägte sich die
Struktur dieses Bereichs des fremden Schiffes ein und trat dann
in die Ausrüstungskammer, um einen Raumanzug
überzustreifen.
Dort begegnete er Kes, die bereits einen Schutzanzug trug.
Wenigstens hatte sie den Helm noch nicht aufgesetzt.
Chakotay war so sehr darauf konzentriert gewesen, die
Einsatzgruppe zu finden, daß er sich erst jetzt wieder an die
Präsenz der jungen Ocampa erinnerte.
»Was soll das bedeuten, Kes?« fragte er. »Sie können Janeway
und den anderen erst helfen, wenn wir sie an Bord geholt und
von den Schutzanzügen befreit haben.«
»Genau dabei möchte ich helfen.«
»Sie sind nicht kräftig genug.« Chakotay winkte ab.
»Außerdem sind Ihre Talente hier weitaus
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