Voyager 008 - Cybersong
zu
bringen.«
Janeway versuchte zu nicken – und preßte sich die Hände an
die Ohren. Alle Farbe wich aus ihrem Gesicht.
Der Doktor trat näher und legte ihr den Arm um die Schultern.
»Gleichgewichtsstörungen sind typisch für Ihr Krankheitsbild«,
sagte er und half ihr dabei, sich wieder auf der Liege
auszustrecken.
Wie durch Zauberei erschien ein Injektor in seiner Hand, und
das Gerät entlud sich, bevor Janeway irgendwelche Einwände
erheben konnte. »Was?« murmelte sie noch, und dann war sie
auch schon eingeschlafen.
»Nach einigen Stunden Ruhe ist wieder alles in Ordnung mit
Ihnen«, versprach der Doktor. »Nun, vielleicht ist nach einigen
Stunden noch nicht alles in Ordnung, aber Sie können dann wieder das Kommando übernehmen.«
Er wandte sich zufrieden ab.
»Man könnte Ihnen Insubordination zur Last legen, Doc«,
sagte Paris.
»Wenn sich Captain Janeway erholt hat, sieht sie bestimmt
ein, daß dem Doktor gar keine Wahl blieb«, erwiderte Chakotay.
»Ich schlage vor, wir überlassen die Verletzten nun der
Rekonvaleszenz und machen uns wieder an die Arbeit.«
»Sie sind diensttauglich, Lieutenant Paris«, stellte der Holo-
Arzt fest. »Aber Sie sollten sich vor Dummheiten wie zum
Beispiel der Nutzung des Ski-Programms hüten.«
»In diesem Zusammenhang kann man wohl kaum von
Dummheit reden«, sagte Paris, als Chakotay ihn in Richtung
Korridor führte. »Skilaufen ist ein großartiger Sport.«
Die Tür der Krankenstation schloß sich hinter ihm, bevor der
Doktor antworten konnte. Der holographische Arzt beschränkte
sich darauf, den Kopf zu schütteln. Dann wandte er sich an Kes,
die neben Harry Kims Liege stand. »Sie haben hervorragende
Arbeit geleistet. Zum Glück haben Sie Chakotay begleitet.
Andernfalls hätte Kim vielleicht nicht überlebt.«
Die Ocampa lächelte sanft.
»Sollten wir uns jetzt nicht um Harry kümmern?« Sie wartete
keine Antwort ab, drehte sich um und sah zum Display der
Bioindikatoren.
»Ja, wir können wirklich von Glück sagen, daß Sie Chakotay
begleiteten«, betonte der Doktor noch einmal. »Aber was
veranlaßte Sie zu der Entscheidung? Woher wußten Sie
überhaupt, daß der Commander beabsichtigte, die Voyager zu verlassen? Das alles erscheint mir sehr seltsam.«
Kes blickte auf ihre Hände hinab. »Ich habe keine Ahnung,
woher ich davon wußte. Ich hatte einfach das Gefühl,
aufbrechen zu müssen, und als ich den Hangar erreichte, traf ich dort Chakotay an. Unsere Begegnung schien… kein Zufall zu
sein.«
»Kein Zufall«, wiederholte der Doktor. »Hmmm. Wenn Sie
Betazoidin wären, könnte man davon ausgehen, daß ein
empathisches Wesen hinter dieser Sache steckt. Aber Sie
stammen nicht von Betazed. Und Sie möchten sich nicht testen
lassen.«
»Derzeit müssen wir uns um wichtigere Dinge kümmern.«
Kes wandte sich ab und trat zu Janeway, so als sei ihre Präsenz
für die Genesung der Kommandantin erforderlich. Der Doktor
beharrte nicht auf einer Fortsetzung des Gesprächs, und dafür
war sie dankbar.
»Wie kann die Begegnung mit Chakotay im Hangar kein
Zufall gewesen sein?« murmelte Kes und sah dabei auf die
schlafende Janeway hinab. »Wer oder was hat mich gelenkt,
ohne daß ich etwas bemerkt habe?« Sie dachte an die jüngsten
Ereignisse. Auf den ersten Blick schien der Zufall darin eine
große Rolle zu spielen. Doch wenn man genauer hinsah… »Die
Explosion… War sie geplant?« fragte sich Kes leise. »Und
wollte jemand sicherstellen, daß medizinische Hilfe zur
Verfügung steht? Hat ›man‹ Chakotay und mich als eine Art
Rettungsteam geschickt?«
In Gedanken betrachtete Kes diese Idee von allen Seiten, und
plötzlich wirkte alles immer plausibler. Der Doktor hatte ihr
zwar keine statistischen Daten genannt, aber sie wußte auch so:
Die Wahrscheinlichkeit von so vielen Zufällen war sehr gering.
Kes stellte sich dieser Erkenntnis, und dabei keimte Furcht in
ihr.
13
Die Brücke der Voyager war kein geeigneter Ort, um zu
versuchen, alle Aspekte der gegenwärtigen Situation zu
analysieren. Chakotay sah nach links, zu den Kontrollen der
Navigation – alle Displays glühten, vermittelten den Eindruck
von unbeschränkter Funktionsbereitschaft. Weiter hinten führte
Tuvok ein leises Gespräch mit jemandem, den der Erste Offizier
nicht identifizieren konnte, ohne einen Blick in die
entsprechende Richtung zu werfen. Er hörte Schritte, dann das
leise Zischen, mit dem sich die Tür des
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