Voyager 008 - Cybersong
Turbolifts öffnete. Mit
wem hatte der Vulkanier gesprochen? Und worüber?
Einige Sekunden später glitten Chakotays Gedanken in eine
andere Richtung. Einmal mehr fragte er sich, was ihn veranlaßt
haben mochte, die Voyager zu verlassen und zu dem fremden Schiff zu fliegen.
Er hatte es zunächst für seine eigene Idee gehalten, den Status
der Einsatzgruppe zu überprüfen, doch inzwischen regten sich
Zweifel in ihm. Normalerweise verließ er die Voyager nicht, ohne daß jemand zurückblieb, der die Aufgaben des
Kommandanten wahrnehmen konnte. Er kannte seine Pflichten,
und er kannte auch den Captain. Warum war er schon vor dem geplanten Kom-Kontakt um Janeway und ihre Begleiter besorgt
gewesen?
Ein derartiges Verhalten paßt überhaupt nicht zu mir, dachte Chakotay.
Und dann die Explosion, als Kes und er zurückfliegen wollten.
Alles schien zeitlich so abgestimmt zu sein, daß die notwendige
Hilfe geleistet werden konnte.
»Commander, wir brauchen Ihre Genehmigung für eine
Überprüfung des Holodecks.«
Chakotay sah zu einem jungen Fähnrich auf, der einen
goldgelben Uniformpulli trug. »Gibt es ein Problem mit den
Holo-Projektoren?«
»Nein, Sir. Es handelt sich um routinemäßige Wartung.«
Chakotay seufzte und drückte den Daumen auf den
elektronischen Datenblock, der ihm von dem jungen Offizier aus
der technischen Abteilung gereicht wurde. Anschließend brachte
er das Logbuch auf den neuesten Stand; dabei sprach er ganz
leise, um die Brückencrew nicht zu stören.
Als das erledigt war, wandte er sich wieder der
Situationsanalyse zu und überlegte, was Tuvok davon halten
mochte. Der Vulkanier arbeitete an seiner Station im
rückwärtigen Bereich der Brücke, und Chakotay wußte, daß er
seiner Umgebung keine Beachtung schenkte. Tuvoks
Aufmerksamkeit galt in erster Linie den Anzeigen seiner
Konsole, um jederzeit bereit zu sein, die Schilde zu aktivieren
oder eine Zielanpeilung für die Phaser vorzunehmen. Er blieb
immer tüchtig, immer effizient.
Je länger Chakotay über die Möglichkeit von Sabotage
nachdachte, desto größer wurde seine Besorgnis. Die
Vorstellung, von einer fremden Entität manipuliert zu werden,
gefiel ihm ganz und gar nicht. Es fühlte sich nach einer…
cardassianischen Taktik an.
Nein, das war absurd. Im Delta-Quadranten trieben sich keine
Cardassianer herum. Dafür gab es viele andere aggressive
Völker, unter ihnen die Kazon, denen es eine Freude gewesen
wäre, die Technik der Voyager entweder für sich selbst zu nutzen oder sie zu zerstören.
Doch die Kazon gingen lieber direkt vor, verabscheuten List
und Durchtriebenheit. Wenn sich die Erfahrungen mit den Ogla
auch auf andere Kazon-Gruppen übertragen ließen, so konnte
daraus folgender Schluß gezogen werden: Die Kazon töteten
ganz offen. Keine der Kulturen, denen die Voyager bisher im Delta-Quadranten begegnet war, fand auch annähernd so viel
Gefallen an Heimtücke wie die Cardassianer.
Vielleicht hatte Tuvok recht: Vielleicht gab es einen Saboteur
an Bord, was bedeutete, daß die alten Wracks im All und das
Tachyonenfeld ohne jeden geheimnisvollen Aspekt waren.
Genau in diesem Augenblick zeigte der Hauptschirm ein
Trümmerstück aus geborstenem dunklen Metall. Es flog so nahe
an der Voyager vorbei, daß die Sensoren Einzelheiten erfaßten: Chakotay sah zerfranste, von Strahlung zernagte Reste
orangefarbener Schriftzeichen. Kabelbündel ragten aus einem
halbrunden Klumpen, und dadurch sah das ganze Ding wie eine
Qualle aus. Das Wrackteil schwebte fort, und nach wenigen
Sekunden zeigte der Hauptschirm nur noch das große fremde
Schiff. Aus dieser Entfernung betrachtet, sah der breite Riß in
der Außenhülle wie eine dunkle Linie aus, die ein dünner Stift
zu Dekorationszwecken an der Flanke des Raumers hinterlassen
hatte.
Es fiel Chakotay leichter, sich einen Saboteur an Bord
vorzustellen. Das ergab zumindest einen gewissen Sinn. Eine
solche Möglichkeit paßte in sein Weltbild, wurde den Regeln
seiner Logik gerecht.
Spione, Agenten und Saboteure… Solche Leute gab es überall.
Allerdings: Seit dem Transfer vom Alpha- in den Delta-
Quadranten hatten sie nur Kes und Neelix als neue
Besatzungsmitglieder aufgenommen. Chakotay versuchte, sich
die Ocampa oder den Talaxianer als Agenten beziehungsweise
Saboteure vorzustellen. Beide hatten Kontakte zu den Kazon
unterhalten, und bei Neelix kamen Verbindungen zu vielen
anderen Völkern hinzu.
Aber konnten sie
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