Voyager 008 - Cybersong
verletzt hatte. »Ja, Sir«,
erwiderte sie schuldbewußt und folgte Chakotay. Als sich die
Tür des Bereitschaftsraums hinter ihnen geschlossen hatte,
begann sie erneut. »Es geht um Fähnrich Mandel. Man könnte
glauben, es ginge ihr um erlesene Kunst oder so. Dauernd
kritisiert sie unsere bisherige Verfahrensweise – ich habe es satt.
Man könnte glauben, wir hätten das Problem geschaffen, weil
wir nicht so elegant programmieren wie sie. Wenn sie alles
schön fein und säuberlich möchte, so sollte sie einmal
versuchen, die Basisprogramme während eines Notfalls zu
modifizieren. Warum kann mir Harry nicht bei der Kontrolle des
Programmcodes helfen? Er weiß wenigstens, worauf es
ankommt.«
Chakotay wartete darauf, daß sich B’Elanna ein wenig
beruhigte. Sie konnte die schwierigsten Probleme lösen – aber
nur dann, wenn sie Rationalität und Vernunft den Vorrang gab.
»Am besten, wir fangen ganz von vorn an«, sagte der Erste
Offizier, als Torres wieder einigermaßen normal atmete und sich
in einen Sessel sinken ließ. »Zunächst einmal: Vermutlich haben
Sie noch nicht gehört, daß Harry während des externen
Einsatzes verletzt wurde. Er wird sich bald erholen, aber derzeit befindet er sich in der Krankenstation.«
»Harry ist verletzt?« fragte B’Elanna erschrocken.
Plötzlich gab es einen neuen Fokus für ihre Besorgnis. Schon
seit einer ganzen Weile arbeitete sie mit dem Fähnrich
zusammen; sie bildeten ein gutes Team.
»Es besteht keine Gefahr mehr für ihn«, beruhigte Chakotay
die Chefingenieurin. »Aber ein paar Tage lang muß er noch
behandelt werden und unter Beobachtung bleiben.«
»Kann ich ihn besuchen?« fragte B’Elanna rasch.
»Ich glaube, derzeit haben der Doktor und Kes alle Hände voll
zu tun«, entgegnete Chakotay. »Und ich schätze, das gilt auch
für Sie. In der Krankenstation ist Harry gut aufgehoben. Sie
müssen sich um den Computer kümmern. Ich brauche wohl
nicht extra darauf hinzuweisen, um welchen der beiden
Patienten es schlimmer steht.«
Torres seufzte schwer. »Ja, ich verstehe. Aber was Fähnrich
Mandel betrifft… Ich kann sie nicht mehr ertragen.«
»Was stellt sie an?«
»Sie vergeudet zuviel Zeit mit den Details.«
»Warum halten Sie das für verkehrt?« erkundigte sich
Chakotay.
Torres blickte zur Decke hoch und biß sich auf die Lippe.
Einige lange Sekunden des Schweigens verstrichen, während die
Chefingenieurin nach geeigneten Worten suchte. Dann richtete
sich ihr Blick wieder auf den Ersten Offizier. »Wir haben nur
ein einziges Mal die Navigationsprogramme verändert, und
zwar wegen der Sternkarten. Damit meine ich die von Fähnrich
Mandel erstellten Sternkarten. Die meisten anderen
Modifizierungen der Bordsysteme betreffen das energetische
Niveau. Dabei ging es darum, mehr Energie für die Replikatoren
abzuzweigen oder das Potential der Schilde zu verstärken. Aber
das sind periphere Systeme, und Sie wissen ja, daß sie auf der
Betriebssystemebene kaum eine Rolle spielen.«
»Nein«, erwiderte Chakotay, »das wußte ich nicht.
Computer gehören nicht zu meinem Fachgebiet, und das
Computersystem der Voyager ist um einige Generationen
moderner als jene Dinge, mit denen ich mich an der Akademie
beschäftigen konnte. Wie viele Verbindungen und Interaktionen
gibt es zwischen den einzelnen Subroutinen?«
Torres blinzelte. »Keine. Besser gesagt: fast keine. Je mehr ich darüber nachdenke, desto sicherer bin ich, daß die von uns
vorgenommenen Veränderungen das Navigationssystem
ebensowenig beeinflussen konnten wie Basisverbindungen.
Dabei handelt es sich um den ersten Elaborationsbereich. Was
auch immer geschah: Es betraf den Kern der Basisprogramme,
einen Bereich, der ebenso elementar ist wie das Atmen für ein
organisches Wesen.«
Chakotay nickte. Er glaubte zu verstehen, was B’Elanna
meinte. »Sie glauben also nicht an das unglückliche
Zusammentreffen von Zufällen. Ihrer Ansicht nach ist es
Zeitverschwendung, einer unwahrscheinlichen Möglichkeit auf
den Grund zu gehen.«
»Genau.« Die Chefingenieurin erhob sich und legte beide
Hände auf den Tisch. »Vielleicht steckt Absicht dahinter;
vielleicht möchte Mandel zur Stellarkartographie zurück. Oder
sie hat keine Ahnung, was Worte wie ›dringend‹ und ›eilig‹
bedeuten. Man könnte glauben, daß sie den Rest ihres Lebens
hier im Delta-Quadranten verbringen will und gar nicht nach
Hause zurückkehren möchte. Sie verschwendet
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