Voyager 008 - Cybersong
wer sich an Bord befindet?« fragte Janeway.
»Nein.«
»Öffnen Sie einen Kom-Kanal«, wies die Kommandantin den
Vulkanier an.
»Unmöglich, Captain. Wir befinden uns noch immer im
Tachyonenfeld, das die Kom-Signale stört.«
»Versuchen Sie es mit einem Traktorstrahl.«
»Traktorstrahl aktiviert.« Tuvok schwieg einige Sekunden
lang. »Die Tachyonenemissionen beeinträchtigen auch den
Traktorstrahl. Ich kann ihn nicht auf das Shuttle richten.«
»Wohin fliegt es, Commander?« fragte Janeway. Eigentlich
war eine solche Frage gar nicht nötig; sie kannte die Antwort
bereits.
»Zu dem fremden Schiff mit dem Riß in der Seite«, erwiderte
Tuvok. »Ich meine jenen Raumer, den die KI zu bevorzugen
scheint. Das Shuttle erreicht ihn in zwölf Minuten und vierzehn
Sekunden, wenn die gegenwärtige Geschwindigkeit konstant
bleibt.«
»Mr. Paris, folgen Sie der Raumfähre.«
Paris bestätigte, und einmal mehr veränderte sich das Bild auf
dem Hauptschirm. Das große Wrack, das sie tagelang
beobachtet hatten, kehrte ins Zentrum des Projektionsfelds
zurück, und ein kleines Shuttle hielt geradewegs darauf zu.
Janeways Insignienkommunikator zirpte. Sie klopfte auf das
kleine Kom-Gerät, um es zu aktivieren. »Ich höre.«
»Hier spricht Neelix, Captain. Ich muß Sie sprechen. Es ist
sehr wichtig.«
»Später, Mr. Neelix.«
»Es handelt sich um eine wirklich wichtige Angelegenheit,
Captain. Es würde Sie bestimmt ärgern, später davon zu
erfahren.«
Der Talaxianer konnte sehr lästig sein. Janeway seufzte und
rief sich innerlich zur Ordnung. Neelix wußte nichts von der
aktuellen Situation und war sehr auf seinen eigenen
Interessenbereich fixiert – wo es ihm keineswegs an Kompetenz
mangelte.
»Ich bin ganz Ohr, Mr. Neelix. Worum geht’s?«
»Um das Mehl. Das kontaminierte Mehl, das mit dem
nächsten Müll ins All gekippt werden sollte. Ich habe es im
Shuttlehangar untergebracht. Und als ich vorhin in den Hangar
zurückkehrte, um dem Mehl einige verdorbene Lebensmittel
hinzuzufügen, war es nicht mehr da. Es ist weg!«
Neelix klang so, als könnte er jeden Augenblick in Tränen
ausbrechen.
»Der von Ihnen geschilderte Vorfall hat nichts Rätselhaftes,
Mr. Neelix«, warf Tuvok ein. »Jemand startete mit einem
Shuttle. Als sich das Außenschott öffnete, gerieten die Säcke mit dem Mehl ins All. Sie brauchen also nicht beunruhigt zu sein.«
»Aber ich habe sie nicht einfach so im Hangar
zurückgelassen«, wandte der Talaxianer mit weinerlicher
Stimme ein. »Das Mehl befand sich im einem magnetischen
Separationsfeld.«
»Entschuldigen Sie bitte, Neelix, aber wir müssen uns jetzt um
andere Dinge kümmern. Wenn das Mehl nicht mehr an Bord ist,
so haben Sie Ihre Aufgabe erfüllt.« Janeway klopfte erneut auf
ihren Insignienkommunikator, um die Verbindung zu
unterbrechen.
Tuvok sah sie an und wölbte eine Braue. »Wer auch immer die
Kontrollen des Shuttles bedient: Glauben Sie, der Unbekannte
hat das Mehl gestohlen?« fragte Janeway. »Aber aus welchem
Grund?«
»Proviant«, erwiderte der Vulkanier knapp. »Wenn die
betreffende Person nicht zur Voyager zurückkehren will, so braucht sie Nahrung.«
»Aber Mehl?« überlegte die Kommandantin laut.
Die verwirrte Stimme der Chefingenieurin drang aus dem
Kom-Lautsprecher. »Captain, ich habe gerade die Meldung
erhalten, daß ein Replikator fehlt.«
»Danke, Lieutenant Torres.« Janeway wandte sich an Tuvok.
»Wenn der Unbekannte das Mehl mitnahm – wieso dann auch
einen Replikator? Das ergibt doch überhaupt keinen Sinn.«
»Wo war die Replikatoreinheit installiert?« fragte der
Vulkanier.
»In den Mannschaftsquartieren auf Deck sechs«, antwortete
Torres. »Ich bin gerade damit beschäftigt, den genauen Ort
festzustellen.«
»Geben Sie die entsprechenden Informationen an uns weiter«,
sagte Tuvok. »Captain, ich habe eine Theorie in Hinsicht auf die derzeitigen Ereignisse. Wenn Sie gestatten?«
Janeway dachte kurz daran, den Bereitschaftsraum
aufzusuchen, doch sie wollte keine Zeit verlieren. Das Shuttle
flog mit hoher Geschwindigkeit, hatte es offenbar sehr eilig,
zum fremden Raumer zu gelangen. Die Voyager schloß
allmählich auf, doch alles deutete darauf hin, daß die Raumfähre das Wrack vor ihnen erreichte.
»Vermutlich wird sich herausstellen, daß der Replikator aus
dem Quartier von Fähnrich Daphne Mandel stammt«, sagte der
Vulkanier. »Sie kehrt zur KI zurück, ausgestattet mit
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