Voyager 008 - Cybersong
Elternäquivalent, nach jemandem, dem sie
vertrauen kann und der ihr Schutz gewährt, während sie lernt.«
Daphne Mandel saß auf ihrem Bett, als sie die Krankenstation
erreichten. »Das ist doch lächerlich«, teilte sie dem Doktor mit und sprach dabei im gleichen verdrießlichen Tonfall, den er so
oft benutzte. »Mit mir ist alles in Ordnung, und ich möchte jetzt gehen.«
»Sie bleiben hier, bis ich die letzten Biosondierungen
durchgeführt habe«, erwiderte der Doktor. »Ich muß erst noch
feststellen, ob es durch den Kontakt mit dem fremden Wesen zu
irgendwelchen inneren Verletzungen kam.«
»Warum scannen Sie nicht auch Kes und Chakotay?« klagte
Mandel. »Sie standen länger als ich mit der KI in Verbindung.«
»Es geht schneller, wenn Sie sich fügen«, sagte Harry Kim, als
er zusammen mit Captain Janeway und Kes hereinkam. »Ich
habe das alles selbst erlebt und weiß daher: Proteste sind völlig sinnlos.«
»Und was Sie betrifft, Mr. Kim: Ihre Abschlußuntersuchung
steht noch aus. Ich muß Sie erst noch für diensttauglich
erklären.«
Mandel sah Kim an und lächelte schief.
»Und Sie, Captain…«, fuhr der holographische Arzt fort. »Die
letzten Untersuchungsergebnisse deuten darauf hin, daß Ihre
Rekonvaleszenz erstaunlich gut vorankommt. Die Verletzungen
haben keine negativen Folgen hinterlassen, und das freut mich
sehr. Wenn Sie mich bitte in mein Büro begleiten würden… Es
gibt da etwas, das ich Ihnen gern zeigen würde.«
Janeway folgte dem Doktor in den durch eine Glaswand
abgetrennten Bereich, der ihm als Büro und Laboratorium
diente. Als sich die schalldichte Tür geschlossen hatte, sagte er:
»Sie hatten recht in bezug auf die Temperatur in den
Kühleinheiten. Der vorzeitige Verderb der Nahrungsmittel geht
tatsächlich auf eine Erhöhung der Temperatur um zwei Grad
zurück. Das Ganze entspricht dem allgemeinen
Verhaltensmuster der Entität – diesen Schluß ziehe ich auf der
Grundlage einer Analyse jener Daten, die Sie während ihres
Aufenthalts an Bord des fremden Schiffes mit den Tricordern
aufzeichneten.
Aber das ist noch nicht alles. Im Rest des grolianischen Mehls
breitet sich der Schimmel aus, derzeit nur auf mikroskopischem
Niveau. Rein geschmacklich hat das bisher keine
Auswirkungen, und es gibt auch keine unmittelbaren
gesundheitlichen Bedenken. Wie dem auch sei: Der Schimmel
produziert eine Substanz, die in kleinen Dosen dazu führt, daß
Personen für telepathische Signale empfänglicher werden. In
höheren Konzentrationen bewirkt das Toxin Halluzinationen,
von der die meisten betazoidischen Forscher annehmen, daß sie
mit den empathischen Zentren des Gehirns in Zusammenhang
stehen.«
»Woraus folgt: Durch den Verzehr des Mehls könnte ein
Kontakt mit dem fremden Wesen erfolgen.« Janeway klopfte auf
ihren Insignienkommunikator. »Neelix, bitte kommen Sie
unverzüglich zur Krankenstation. Janeway Ende.« Sie
unterbrach die Verbindung, bevor Neelix irgend etwas fragen
konnte. Sie wollte keine Fragen beantworten, sondern selbst
welche stellen.
»Und Fähnrich Mandel?« wandte sie sich an den Holo-Arzt.
»Es scheint ihr gut zu gehen«, erwiderte der Doktor. »Aber ich
möchte sie noch einmal untersuchen, um festzustellen, ob sich
das Schimmel-Toxin aus dem grolianischen Mehl in ihrem
Stoffwechselsystem befindet. Vielleicht lassen sich inzwischen
keine Spuren mehr finden. Sie müßte entsprechende Nahrung
zumindest gestern zu sich genommen haben, und vermutlich ist
die spezielle Substanz längst abgebaut. Aber möglicherweise
läßt sich noch ihre molekulare Signatur entdecken. Während der
vergangenen Tage hat Fähnrich Mandel keine nennenswerten
körperlichen Anstrengungen unternommen, und ihre
metabolischen Werte sind daher nicht sehr hoch.«
»Gute Arbeit, Doktor«, lobte Janeway.
»Ich bedauere, daß ich nur schlechte Neuigkeiten für Sie habe.
Nun, wenigstens bedeutet das erhöhte Replikatorpotential, daß
wir nicht mehr so dringend frische Vorräte benötigen.«
Janeway nickte nachdenklich. Ihre Situation hätte viel
schlimmer sein können. Und sie war ziemlich sicher, daß die KI
nichts vom grolianischen Schimmelpilz wußte. Sie erinnerte
sich vage daran, während einer Besprechung davon gehört zu
haben. Wenn ich damals nur aufmerksamer zugehört hätte,
dachte sie.
Ihr Blick wanderte zu Neelix, der neben Kes stand und darauf
wartete, das Büro des Doktors betreten zu dürfen. Kes öffnete
die Tür,
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