Voyager 008 - Cybersong
allen
notwendigen Dingen, um für unbegrenzte Zeit an Bord des
fremden Schiffes zu bleiben. Ich glaube, sie will uns verlassen.«
»Und das Mehl?« fragte Janeway.
»Fähnrich Mandel weiß, daß die Schimmel-Kontamination
empathisch-telepathisches Potential bewirkt. Sie ist keine
Empathin, und daher braucht sie das Mehl für weitere Kontakte
mit der KI.«
»Was ist mit den Kom-Lautsprechern?« warf Tom Paris ein.
»Das hat beim letztenmal einwandfrei funktioniert.«
Der Vulkanier dachte darüber nach. »Als der telepathische
Kontakt mit der KI unterbrochen wurde, verlor Fähnrich Mandel
das Bewußtsein. Vermutlich erstreckte sich ein sehr festes
mentales Band zwischen ihr und der künstlichen Intelligenz.
Nun, wir wissen, daß gewisse telepathische und empathische
Erfahrungen süchtig machen können. Vielleicht ist das bei
Fähnrich Mandel der Fall. Ihre Persönlichkeit ist nicht sehr stark sozial geprägt, und ihre Interessen sind begrenzt. Ich nehme an, sie und die KI haben viel gemeinsam.«
Janeway blickte zum Hauptschirm und zweifelte kaum daran,
daß Tuvok recht hatte. Es waren die einzigen Erklärungen, die
einen Sinn ergaben.
Sie fragte sich, was sie jetzt unternehmen sollte. Die
offensichtliche Lösung des Problems bestand darin, Mandel
gehen zu lassen. Es gab keinen Grund, jemanden gegen seinen
Willen an Bord zu behalten. Starfleet war kein Gefängnis und
die Voyager kein Strafschiff.
»Gerade ist die Bestätigung eingetroffen«, sagte Tuvok. »Der
Replikator stammt tatsächlich aus dem Quartier von Daphne
Mandel. Damit dürfte alles klar sein.«
Ja, damit war alles klar, aber eine Lösung des Problems stand
nach wie vor aus. Fähnrich Daphne Mandel gehörte zur
Besatzung der Voyager, und Desertion galt bei Starfleet nicht gerade als Kavaliersdelikt. Auch Captain Kathryn Janeway sah
darin eine sehr ernste Angelegenheit.
Es mußte doch noch eine andere Möglichkeit geben, die nicht
nur der Voyager zum Vorteil gereichte, sondern auch Daphne Mandel und vielleicht sogar der armen künstlichen Intelligenz,
die in ihrem sehnlichen Wunsch nach Gesellschaft bösartig
geworden war.
Janeway traf eine Entscheidung und stand auf. »Mr. Paris, Sie
begleiten mich. Mr. Chakotay, Sie haben das Kommando.«
Sie verließ die Brücke, gefolgt von Tom Paris.
»Führen Sie einen möglichst schnellen Anflug durch«, sagte
Janeway, als sie Platz genommen und die Sicherheitsgurte
angelegt hatte. »Ich möchte Mandel dicht auf den Fersen
bleiben.«
»Ja, Ma’am«, erwiderte Paris. Und dann zeigte er Janeway
sein ganzes Pilotengeschick.
Mandel befand sich ein ganzes Stück voraus. Paris
beschleunigte und verlangte mehr vom Triebwerk, als die
technischen Spezifikationen vorsahen.
Daphne Mandel versuchte ebenfalls, die Geschwindigkeit zu
erhöhen, aber sie flog nicht annähernd so gut wie Paris und
konnte daher nur einen Teil des Antriebspotentials nutzen. Tom
lächelte grimmig, gab Vollschub und wich mehrmals großen
Wrackteilen aus.
Die Entfernung zwischen den beiden Shuttles schrumpfte
immer mehr, während Paris’ Finger über die Schaltflächen
huschten.
»Ich kann mir denken, wohin sie unterwegs ist«, sagte er mehr
zu sich selbst. »Zum Maschinenraum des fremden Schiffes.«
Sie kamen noch etwas näher heran, doch Mandel bewahrte
sich einen gewissen Vorsprung. »Ich schaffe es nicht, Captain«,
meinte Paris. »Vielleicht gelingt es mir, die Entfernung noch
weiter zu verringern, aber ich kann ihr nicht den Weg
abschneiden.«
»Das ist auch gar nicht nötig«, erwiderte Janeway. »Ich
möchte nur mit ihr reden.«
Sie versuchte, einen Kom-Kanal zu öffnen, doch nur statisches
Rauschen drang aus dem Lautsprecher. Vielleicht lag Mandel
nichts an einem Kom-Kontakt. Oder sie wußte nicht, wie man
ihn herbeiführte.
Sie kam ihrem Ziel nun sehr nahe. In einem weiten Bogen
sauste das Shuttle dem Riß in der Außenhülle des fremden
Schiffes entgegen. Der Anflug begann zu früh, fand Janeway.
»Sie kann nicht fliegen«, sagte Paris knapp. »Ich lasse jetzt zu, daß die Entfernung ein wenig wächst, Captain. Mandel weiß
nicht, worauf es bei solchen Flugmanövern ankommt, und sie
könnte in ernste Schwierigkeiten geraten, wenn sie sich zu sehr
unter Druck gesetzt fühlt. Ich weiß nicht, ob sie jemals in
Shuttlenavigation ausgebildet wurde oder versucht hat, durch
eine so schmale Lücke zu fliegen und anschließend auf einem
Deck zu landen.«
»Guter Hinweis, Mr.
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