Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Voyager 012 - Der Garten

Voyager 012 - Der Garten

Titel: Voyager 012 - Der Garten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melissa Scott
Vom Netzwerk:
Meter trennten Kim vom
    Schatten des höchsten Turms. Er zögerte, denn aus irgendeinem
    Grund widerstrebte es ihm, in die Dunkelheit zu treten. Eine
    Sekunde später ärgerte er sich über das eigene Empfinden, das
    er für völlig unwissenschaftlich hielt. Der Schatten war keine
    Gefahr, sondern ein vollkommen natürliches Phänomen.
    »Ein imposanter Ort, nicht wahr?« fragte Paris neben Kim.
    Der junge Fähnrich runzelte kurz die Stirn und fragte sich, ob
    seine Furcht so offensichtlich gewesen war. Er drehte den Kopf
    und stellte fest, daß Paris’ Blick auch weiterhin den miteinander
    verbundenen Gebäuden galt. Auch in der Stirn des Navigators
    zeigten sich Falten. »Und er soll imposant sein.«
    »Wie meinen Sie das?«
    »Ausmaße und Struktur… Ich habe das Gefühl, alles dient
    dem Zweck, einschüchternd zu wirken – zumindest auf
    jemanden, der sich von dieser Seite nähert.«
    Kim sah an der Zitadelle hoch, deren Türme sich finster vor
    dem Hintergrund des Nachmittagshimmels abzeichneten. Die
    Gebäude vermittelten einen fast organischen Eindruck: Jedes
    einzelne von ihnen schien aus anderen herauszuwachsen.
    Kleinere Türme umringten einen zentralen Turm mit einer
    gläsernen Scheibe, wirkten wie Stempel an einem Staubgefäß.
    Ihre dornartigen Spitzen neigten sich nach außen, als wären sie
    zur Abwehr bereit. Die ganze gewaltige Konstruktion sah aus
    wie ein einzelne, feindliche Entität, eine monströse Kreuzung
    aus Pflanze und Tier – ein hybrides Ungeheuer, das ihnen den
    Weg versperrte. Kim schüttelte den Kopf und versuchte, dieses
    Bild aus seinem Innern zu verdrängen. »Vielleicht irren Sie
    sich«, sagte er. »Die Zitadelle wurde von fremden Wesen
    erbaut, und wir wissen nichts von ihren architektonischen
    Konzepten.«
    Paris deutete zu den Anbauflächen. »Die Geschöpfe dort
    drüben sind fast humanoid. Ich bleibe bei meiner Ansicht: Es
    steckt Absicht der Erbauer dahinter.«
    »Ich hoffe, daß Sie unrecht haben, Mr. Paris«, sagte Janeway.
    »Andernfalls fällt es uns vielleicht sehr schwer,
    Handelsvereinbarungen mit den Kirse zu treffen. Wenn Sie nun
    Ihre architektonischen Studien unterbrechen könnten… Ich
    möchte den Weg fortsetzen.«
    »Entschuldigen Sie, Captain.« Paris klang kaum verlegen, und
    Kim warf ihm einen neidischen Blick zu – seine eigenen
    Wangen brannten.
    »In einem Punkt hat er recht«, ließ sich Torres vernehmen.
    »Das hier sieht sehr unfreundlich aus.«
    »Von Neelix wissen wir, daß die Kirse immer wieder von den
    Andirrim angegriffen wurden.« Janeway schüttelte verwundert
    den Kopf. »Aber wenn dies eine Festung ist – wo sind dann die
    Tore?«
    Eine gute Frage. Kim sondierte die dunkelgrünen Wände, ohne
    irgendeine Barriere zu entdecken. Er fand nur eine Öffnung
    ganz unten in einem Turm, der oben eine pilzförmige Kappe
    trug. Erneut richtete er den Tricorder darauf, sondierte nach
    Kraftfeldern und verborgenen Verteidigungsmechanismen, doch
    es gab nichts dergleichen.
    »Alles klar«, sagte Renehan im gleichen Augenblick. »Im
    Innern des Gebäudekomplexes existiert eine niederenergetische
    Energiequelle. Aber damit könnte man nicht einmal einen
    Phaser laden.«
    »Wie dem auch sei – das Licht ist eingeschaltet«, bemerkte
    Paris.
    Kim hielt genauer Ausschau. Die Öffnung im Turm
    präsentierte keine Schwärze, sondern ebensoviel Helligkeit wie
    die Schattenbereiche vor den Außenwänden. Das Licht der
    Sonne schien irgendwie durchs wächserne Gestein zu dringen.
    »Gibt es einen Zusammenhang zwischen dem Licht und der
    Energiequelle?« fragte Janeway.
    Torres blickte mit gerunzelter Stirn auf die Anzeigen ihres
    Tricorders. »Das energetische Niveau ist ein wenig höher als
    erforderlich, um das Licht zu erzeugen. Aber der Unterschied
    bleibt sehr gering. Außerdem befindet sich die Energiequelle tief
    im Innern der Zitadelle.«
    Die Kommandantin nickte, sah zur Öffnung und klopfte auf
    ihren Insignienkommunikator. »Janeway an Voyager. Wir
    betreten jetzt die Zitadelle.«
    »Unsere Sensoren erfassen Sie«, erwiderte Chakotay sofort.
    »Gut so. Janeway Ende.« Sie wandte sich an die
    Einsatzgruppe und lächelte. »Ich schlage vor, wir halten die
    Öffnung im Turm für eine Einladung.« Mit diesen Worten setzte
    sie sich wieder in Bewegung.
    Kim tastete nach seinem Phaser und vergewisserte sich erneut,
    daß er die Waffe jederzeit ziehen konnte. Er wußte, daß er sich
    damit beruhigen wollte, aber offenbar ging es nicht nur ihm
    allein

Weitere Kostenlose Bücher