Voyager 012 - Der Garten
so. Auch Renehan griff kurz nach ihrem Strahler. Torres
wirkte noch etwas klingonischer als sonst, und aus einem Reflex
heraus begann sie damit, die Zähne zu fletschen. Unmittelbar
darauf wurde sie sich dieser Reaktion bewußt und entspannte
ihre Miene.
Die Öffnung war nicht einfach nur ein Durchlaß, sondern
führte in einen Tunnel. Kim sondierte mit dem Tricorder, und
Torres folgte seinem Beispiel. »Neun Komma sieben Meter«,
sagte er, und die Chefingenieurin nickte.
»Das entspricht auch meinen Messungen. Die Außenwand des
Turms ist fast zehn Meter dick und besteht aus einer massiven
Substanz, in der die Sensoren nichts orten.«
Um was für eine Substanz handelt es sich? dachte Kim. Dem
Tricorder gelang es nicht, die molekulare Struktur zu
kategorisieren. Nach der äußeren Beschaffenheit zu urteilen,
konnte es sowohl geschliffener Stein als auch ein spezieller
Kunststoff sein.
Der Fähnrich streckte die Hand aus und strich behutsam über
das Material. Es war nicht ganz so glatt, wie es zunächst zu sein
schien, zeichnete sich durch eine fast metallische Textur aus –
die Textur von verwittertem Metall, das über lange Zeit hinweg
den Elementen ausgesetzt gewesen war. Bei dieser Vorstellung
runzelte Kim die Stirn und fragte sich, ob es sich wirklich um
Metall handelte. Neelix hatte darauf hingewiesen, daß die Kirse
Metall kauften, vermutlich deswegen, weil es auf ihrer Welt
nicht genug davon gab. Mochte dies der Grund für den
Metallmangel sein? Wenn die Zitadelle wirklich aus
metallischen Substanzen bestand, aus einer exotischen
Legierung, die von den Sensoren der Tricorder nicht analysiert
werden konnte… Zweifellos waren gewaltige Mengen davon
notwendig gewesen, um ein solches Bauwerk zu errichten,
möglicherweise sogar die gesamten Ressourcen dieser Welt.
Der Tunnel führte in einen rechteckigen Saal, dessen Decke
sich neun Meter über dem Boden erstreckte und ein
Tonnengewölbe bildete. Auch hier kam Licht aus einer
unbekannten Quelle, ließ Wände, Decke und die Rippen des
Gewölbes glühen. An diesem Ort bestand ebenfalls alles aus
Metall, doch Kim sah eine erstaunliche Vielfalt an Farben. Das
Spektrum reichte von grünbraunen Bronzetönen über den
goldfarbenen Glanz des Gewölbes bis hin zu blauen
Stahlschattierungen. Der Boden hingegen war fast schwarz und
matt. Neugierig ging Kim in die Hocke und fühlte die gleiche
grobe Textur wie zuvor im Tunnel.
»Es ist alles Metall«, sagte Torres. »Die Legierungen sind sehr
fremdartig. Ich kann einige Komponenten identifizieren, aber
nicht alle.«
»Es ist… hübsch«, meinte Renehan und schien von ihren
eigenen Worten überrascht zu sein.
»Können Sie die Energiequelle lokalisieren, Lieutenant
Torres?« fragte Janeway.
Die Chefingenieurin schüttelte den Kopf. »Nicht genau. Sie
befindet sich vor uns und ist noch etwa hundert Meter entfernt.
Die Anzeigen verändern sich immer wieder – offenbar werden
die Sondierungssignale von den Metallen beeinflußt.«
»Vor uns«, wiederholte Janeway. »Hier entlang?«
»Ja, Captain.«
Die Kommandantin hielt auf eine Öffnung in der Wand zu,
und Kim betrachtete aufmerksam den Rand, als er Janeway
folgte. Es gab keine Schlitze oder Gleitschienen, keine
Aussparungen, die darauf hindeuteten, daß sich irgendeine Art
von Barriere einfügen ließ. »Nach dem, was wir von Neelix
gehört haben, sollte man hier eigentlich Türen erwarten, die sich
blockieren lassen.«
»Wegen der Andirrim, meinen Sie?« erwiderte Janeway.
Kim hatte eigentlich zu sich selbst gesprochen, aber jetzt
nickte er. »Unter solchen Umständen erscheinen mir gewisse
Sicherheitsmaßnahmen angebracht.«
»Ganz meine Meinung«, pflichtete Paris dem Fähnrich bei.
Torres klopfte auf ihren Tricorder. »Die Sondierungen mit
diesem Ding nützen uns hier nicht mehr viel. Die Wände
könnten subtile Verteidigungssysteme und ganze
Kriegsmaschinen enthalten – hiermit läßt es sich einfach nicht
feststellen.«
»Wir sollten also vorsichtig sein.« Janeway aktivierte erneut
ihren Insignienkommunikator. »Janeway an Voyager.
Interferenzen stören die Scanner unserer Tricorder. Können Sie
uns nach wie vor mit den Sensoren erfassen?«
Einige Sekunden lang herrschte Stille, und dann erklang
Chakotays Stimme. Statik begleitete sie. »Voyager hier. Ihre Kom-Signale sind schwächer, Captain, aber wir können Sie
noch immer empfangen. Vermutlich nehmen die Interferenzen
zu, wenn Sie
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