Voyager 012 - Der Garten
fragte Janeway, und der Fähnrich schüttelte
den Kopf.
»Ich weiß es nicht, Captain. Ich… ich habe etwas über den
Bäumen gesehen, etwas, das zum Himmel emporstieg. Aber ich
konnte es nicht genau erkennen.« Erneut schüttelte er den Kopf.
»Es wirkte fast wie… wie Nebel.«
»Ich sehe nichts«, sagte Paris.
»Es ist verschwunden«, erwiderte Kim.
Janeway blickte sich um. »Haben die Sensoren unserer
Tricorder etwas erfaßt?« Sie bekam keine Antwort und seufzte.
»Halten Sie auch weiterhin aufmerksam Ausschau. Gehen wir.«
Die Bäume wirkten nicht freundlicher, als sie sich ihnen
näherten. Sie waren keineswegs völlig blattlos, wie es zunächst
den Anschein hatte. Bei den Blättern handelte es sich vielmehr
um fingernagelgroße dunkelgrüne Auswüchse, die sich so dicht
an die Zweige schmiegten, daß sie fast wie ein dichtes Fell
wirkten. Außerdem hingen dunkelrote Früchte am Ende fast
aller verdrehten Äste, halb umschlossen von schalenartigen
Gebilden. Unsicher richtete Kim den Tricorder darauf.
Erleichtert stellte er fest, daß sie nicht eßbar waren. Die
Sensoren identifizierten sie auch gar nicht als Früchte, sondern
als hohle Blüten mit dicker Außenhaut. Hohl, dachte Kim und beobachtete, wie Zahlen durchs Display wanderten, aber nicht
leer. Offenbar enthielten sie feinen Staub, vielleicht Pollen, oder ausgesprochen kleine Samenkörner. Er runzelte die Stirn und
versuchte zu verstehen, was diese Ortungsergebnisse
bedeuteten.
Plötzlich ertönte weiter vorn ein lautes, ratschendes Geräusch.
Kim hob gerade noch rechtzeitig den Kopf, um zu beobachten,
wie einer der knorrigen Zweige peitschenartig nach vorn zuckte
– er streckte sich so schnell, daß er zu einem grauen Schemen
wurde. Die rote Frucht löste sich aus der Schale, fiel einige
Meter vor Renehan auf die Straße und gab eine Wolke aus
feinem Staub frei. Die Sicherheitswächterin sprang zurück, hielt
sich Mund und Nase zu. Kim nahm eine rasche Sondierung vor.
»Ein weiteres Betäubungsmittel«, sagte er. »Vergleichbar mit
dem, das wir vom hohen Gras her kennen. Aber in diesem Fall
dürfte die Wirkung länger anhalten.«
»Atemmasken aufsetzen«, befahl Janeway, und die anderen
Mitglieder der Landegruppe kamen ihrer Aufforderung sofort
nach. »Was war der Auslöser?«
Kurze Stille folgte, und dann erklang Paris’ von der Maske
gedämpfte Stimme. »Äh, ich glaube, ich bin es gewesen.«
Janeway drehte sich zu ihm um und hob beide Brauen zu einer
stummen Frage. Paris verzog das Gesicht. »Hier im Gras neben
der Straße, die Pflanzen, die wie Wurzeln aussehen… Ich wollte
die Blume darauf aus der Nähe betrachten und habe sie berührt.
Daraufhin wurde der Baum… aktiv.«
Kim trat näher und blickte an der Schulter des größeren
Mannes vorbei zu dem graubraunen Etwas, das aus dem Boden
ragte. Es sah aus wie eine Miniaturversion der Bäume, wies die
gleiche knorrige Borke auf. Doch eine Blume zeigte sich
nirgends. Das seltsame Gewächs verschmolz beinahe mit seiner
Umgebung. »Ich sehe keine Blume.«
»Vorhin gab es noch eine…« Paris drehte den Kopf von einer
Seite zur anderen. »Wie die dort drüben.«
Er zeigte auf eine blaue, schmale Blume, die einen langen,
innen goldgelben Blütenkelch aufwies. Kim ging in die Hocke,
um sie sich aus der Nähe anzusehen, achtete aber darauf, ihr
nicht zu nahe zu kommen. Die Blume wuchs aus einer Wurzel,
wie das zuvor von Paris beobachtete Exemplar, aber ihre
Konturen wirkten seltsam… verschwommen, so als sei sie
pelzbesetzt. Kim runzelte die Stirn, richtete den Tricorder darauf
und ahnte bereits, was die Sensoren feststellen würden. Die
Anzeigen bestätigten seine Vermutungen: Bei hoher Auflösung
erwies sich die ›Verschwommenheit‹ als eine Wolke aus
hauchdünnen und fast sieben Zentimeter langen Härchen.
»Captain! Ich glaube, Tom hat recht. Dies ist der
Auslösemechanismus.«
Janeway nahm den ihr dargebotenen Tricorder entgegen und
blickte aufs Display. »Wenn man eins dieser Härchen berührt,
reagiert der Baum und schleudert eine Pollenkapsel auf die
Straße.«
»Ja, so scheint es«, bestätigte Kim. Janeway nickte und gab
den Tricorder zurück.
»Hier gibt es ziemlich viele derartige Blumen.«
Kim richtete sich auf und wahrte auch dabei einen sicheren
Abstand zu der sonderbaren Pflanze. Als er sich umsah, fiel sein
Blick auf Dutzende und vielleicht sogar Hunderte von blauen
Blumen, die am Straßenrand aus dem Gras
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