Voyager 012 - Der Garten
die noch hier sind… Ich muß
sie entweder nutzen oder töten. Ich ziehe es vor, sie zu
verwenden.«
Paris nickte langsam. »Graurose wies darauf hin. Jetzt ergeben
ihre Worte einen Sinn.«
Janeway seufzte. Wer auch immer das Pech hatte, auf diesem
Planeten die Prüfung der Kirse-Entität nicht zu bestehen: Die
Betreffenden wären vermutlich lieber gestorben, als ›adaptiert‹
zu werden und anschließend Sklavendienste zu leisten. Nun,
wenigstens fanden derartige Adaptionen inzwischen nicht mehr
statt.
»Sind jetzt alle Ihre Fragen beantwortet?« fragte Kirse.
Janeway besann sich wieder auf die Gegenwart. »Ja«, sagte
sie. Die Auskünfte erklärten das seltsame Verhalten jener
Personen, die sie bisher für einzelne Kirse gehalten hatte. Erneut
nickte sie, etwas energischer. »Ja, jetzt sind meine Fragen
beantwortet.«
»Dann steht einem Abschluß unserer Transaktion nichts mehr
im Wege?« fragte Kirse.
»Nein«, erwiderte Janeway. »Es bleibt bei unseren
Vereinbarungen.«
Kirse nickte auf die etwas unbeholfene Weise, die Janeway
von Unnachgiebig her kannte. »Mir gefällt Ihre Gesellschaft, die
Gesellschaft von Menschen. Was halten Sie davon, hier bei mir
zu bleiben, so wie Thilo?«
»Danke, nein.« Janeway holte tief Luft. »Wir… Ich bin
verpflichtet, meine Leute nach Hause zu führen.«
»Ich verstehe«, antwortete Kirse.
»Mr. Revek…«, sagte Janeway. »Sie können mit uns kommen.
Ich bin sicher, wir finden einen Weg zurück in die Heimat.«
Revek wandte sich an Kirse. Die Entität hob eine Hand mit
langen Fingern. »Die Wahl liegt bei Ihnen, Thilo. Ihre
Gesellschaft ist sehr angenehm gewesen, aber Sie sind eine
Person. Deshalb müssen Sie sich selbst entscheiden.«
Reveks Lippen formten ein fast zärtliches Lächeln, dem jede
Ironie fehlte. »Nein, danke, Captain Janeway. Ich bleibe hier.«
»Sie wollen bleiben?« fragte Paris entgeistert.
Revek lächelte erneut, diesmal wieder auf eine schelmische
Art. »Ja, ich bleibe. Zufälligerweise gefällt es mir hier, Tom –
denken Sie nur an die Möglichkeiten. Kirse ist all das, was ich
mir jemals wünschte.« Er wurde wieder ernst und sah Janeway
an. »Abgesehen davon… Nach meiner Notlandung hat mir Kirse
mehrmals das Leben gerettet. Ich bin praktisch völlig neu
konstruiert. Bei einer Untersuchung würde sich herausstellen,
daß es in mir mehr Implantate gibt als im mechanischsten Kirse-
Aspekt. Nein, ich bleibe besser hier.«
Und zwar aus vielen Gründen, dachte Janeway. »Wie Sie
wünschen, Mr. Revek. Aber wenn Sie es sich anders überlegen
sollten: Wir verbringen die nächsten drei oder vier Tage damit,
weitere Nahrungsmittel zu sammeln.«
»Danke«, entgegnete Revek. »Mein Entschluß steht fest.«
»Ich helfe Ihnen bei der Ernte, wie versprochen«, sagte Kirse.
»Und ich schicke meine Chefingenieurin zu Ihnen, um die
Restrukturierung Ihres Transportersystems zu beenden.«
»Dafür danke ich Ihnen«, erwiderte Kirse und verneigte sich
würdevoll.
Die Kommandantin verbeugte sich ebenfalls und klopfte dann
auf ihren Insignienkommunikator. »Janeway an Voyager. Zwei Personen für den Transfer.«
Der Kirse-Planet – eine blaugrüne Kugel, umhüllt von weißen
Wolkenstreifen – schwebte wie ein Juwel in der Schwärze des
Alls. Das von ihm reflektierte Licht überstrahlte die Sterne.
Janeway betrachtete die Darstellung nachdenklich und versuchte
erneut, die wahre Realität dieser Welt zu sehen. Sie war die
Heimat eines Einzelwesens, das sich in verschiedene Aspekte
aufteilen konnte und in einer ›Zitadelle‹ lebte, die einen
integralen Bestandteil seines Selbst bildete. Es fiel ihr sehr
schwer, sich mit einer solchen Vorstellung abzufinden. Alle
Kirse-Aspekte – Unnachgiebig, Silberhammer und die anderen –
waren ihr wie völlig unabhängige Individuen erschienen. Doch
die Analysen der von Graurose stammenden Gewebeproben
bestätigten die Auskünfte der Entität. Jene ›Einzelpersonen‹
hatten nicht mehr Individualität als Spiegelbilder. Nun,
vermutlich haben sie doch etwas mehr Individualität, dachte Janeway. Aber es sind keine Individuen, wie wir sie verstehen.
Nicht ganz. Sie schüttelte den Kopf, während ihr Blick auch weiterhin dem Planeten galt. Tief in ihrem Innern war sie froh
darüber, daß die Reise nun weiterging, und einmal mehr fragte
sie sich, ob sie noch einmal mit Revek reden sollte. Vielleicht
gelang es ihr doch noch, ihn dazu zu bringen, sich der
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