Voyager 012 - Der Garten
keine echten Cyborgs, zumindest
nicht nach unserer Definition. Aber ich glaube auch nicht, daß
es Tiere sind.«
»Wie meinen Sie das?« fragte Janeway.
»Nun, bisher hat jedes von uns beobachtete Geschöpf
Aktivitäten entfaltet, die mit Ernte und Pflege der Anbauflächen
in Zusammenhang stehen«, sagte Torres. »Ich glaube, sie sind
so etwas wie… organische Maschinen, deren Aufgabe darin
besteht, sich um die einzelnen Gartenparzellen zu kümmern.«
»Sie könnten auch nur Nahrungsmittel gesammelt haben«,
wandte Kim ein. »Diesen Eindruck habe ich gewonnen.«
»Vielleicht haben sich die beiden Tätigkeiten überlappt«,
entgegnete Janeway. »Eine interessante Idee, B’Elanna.
Versuchen wir, Beweise für Ihre Theorie zu finden. Sondieren
Sie so diskret wie möglich und achten Sie dabei auf das
Verhalten der Wesen. Bleiben Sie dabei auf der Straße.« Sie
blickte zum Himmel hoch. »Ich möchte die Zitadelle vor
Einbruch der Nacht erreichen.«
Kim sah ebenfalls nach oben. Dieser Himmel war blauer als
der seiner Heimatwelt. Die Sonne – eine heiße weiße Scheibe –
schien dem Zenit recht nahe zu sein, doch er wußte nicht, ob sie
noch weiter steigen oder sinken würde. Wie dem auch sei,
dachte er. Wir sollten in jedem Fall Zeit genug haben, um die
Zitadelle zu erreichen, selbst wenn wir unterwegs sehr
vorsichtig sind. Immerhin ist die Entfernung nicht mehr sehr
groß. Einmal mehr veränderte er die Justierung des Tricorders und ließ ihn dann am Gürtel hängen, mit aktivierter
automatischer Aufzeichnung. Dann folgte er Janeway und den
anderen. Die Geschöpfe schienen nun eine gewisse Distanz zu
wahren: Wenn sich die Einsatzgruppe der Voyager näherte,
wichen sie von den Bereichen unweit der Straße zurück. Kim
und die anderen sahen nicht nur die bereits vertrauten
anthropoiden Geschöpfe, sondern auch größere und dünnere
Wesen, die offenbar keinen so dichten Pelz hatten. Einmal
erschien in der Ferne auch etwas, das nach einer vierbeinigen
Kreatur aussah. Aber niemand von ihnen war imstande, genaue
Daten zu gewinnen. Die wenigen Anzeigen blieben auf
enttäuschende Weise unverändert: Es handelte sich weder um
Tiere noch um Maschinen. Kim schüttelte den Kopf, beschattete
sich die Augen und richtete den Blick auf eins der großen
Wesen mit der glatten Haut. Es schien etwas aus dem Geäst
eines kleinen Baumes zu ziehen – Früchte? Blumen? Blätter?
Ohne die Hilfe des Tricorders ließ es sich kaum feststellen.
Wenige Sekunden später sank es auf alle viere und kratzte im
Boden neben dem Baumstamm. Als es sich wieder aufrichtete,
schienen die Pfoten leer zu sein.
»Vielleicht haben Sie recht, B’Elanna«, sagte Kim. »Das sieht
nicht nach Nahrungsmittelsuche aus, eher nach Pflege.«
Die Chefingenieurin sah zu ihm zurück und lächelte schief.
»Ich habe gerade das Gegenteil gedacht. Im Schatten eines
Baums kann man nichts anpflanzen.«
»Aber welchen Sinn hätte es, dort einen Vorrat anzulegen?«
erwiderte Paris. »Ich meine, warum die Mühe?
Man braucht doch einfach nur die Hand auszustrecken, um
frisches Obst zu pflücken.«
»Vielleicht eine Reserve für den Winter«, meinte Torres.
»Falls es hier einen Winter gibt.« Sie schüttelte den Kopf. »Ich
weiß es nicht.«
Kim öffnete den Mund, um die Diskussion fortzusetzen,
schwieg jedoch, als der Wind erneut auflebte und das Geräusch
von fließendem Wasser mit sich trug.
»Hören Sie«, sagte der Fähnrich und sah, wie die anderen
stehenblieben, um zu lauschen.
»Ein weiterer Fluß?« fragte Paris.
Torres griff nach ihrem Tricorder. »Wahrscheinlich.
Allerdings sind die Anzeigen nicht ganz klar. Es könnte auch ein
See sein. Was auch immer es sein mag: Es befindet sich hinter
den Bäumen dort drüben.«
Sie deutete zu einigen dicht an dicht wachsenden Pflanzen, die
am Rande des kultivierten Bereichs einen natürlichen Zaun
bildeten. Kim beobachtete sie mißtrauisch. Knorrige Äste
wanden sich umeinander, wuchsen aus Stämmen, die wie
zusammengepreßt wirkende Spiralen bildeten. Weiter oben
vereinten sich die Zweige, um ein dichtes Dach über der Straße
zu formen. Er hielt vergeblich nach Blättern Ausschau, sah nur
Borke, die aus dicken Schuppen bestand.
Etwas bewegte sich über den Bäumen: ein weißes Blitzen, für
einen Sekundenbruchteil sogar heller als der Sonnenschein.
»Sehen Sie nur!« Kim streckte den Arm aus, doch das
Leuchten verschwand abrupt.
»Was ist denn?«
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