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Voyager 012 - Der Garten

Voyager 012 - Der Garten

Titel: Voyager 012 - Der Garten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melissa Scott
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ragten.
    »Sollen wir ein Experiment wagen?« fragte er.
    Janeway nickte. »Weichen Sie zurück. Der Sicherheitsabstand
    sollte mindestens zehn Meter betragen.«
    Kim blinzelte verblüfft – er hatte nicht damit gerechnet, daß
    die Kommandantin direkt an dem Test beteiligt werden wollte.
    Paris runzelte die Stirn. »Captain…«
    »Das ist ein Befehl, Mr. Paris«, betonte Janeway, woraufhin
    der Navigator zusammen mit den anderen zurückwich. »Also
    gut, Mr. Kim. Stellen wir fest, was passiert, wenn Sie eine der
    Blumen berühren.«
    »Ja, Captain.« Kim griff in die Werkzeugtasche, holte eine
    Teleskopstange hervor und fuhr sie auf die volle Länge von
    zwei Metern aus. Dann blickte er noch einmal zurück.
    »Sitzen die Atemmasken richtig?« fragte Janeway und rückte
    ihre eigene zurecht. Kim folgte ihrem Beispiel und nickte.
    »Lieutenant Torres, zeichnen Sie alles auf?«
    »Aye, Captain.«
    »Gut. Es kann losgehen, Mr. Kim.«
    Der Fähnrich holte tief Luft und streckte die Stange einer
    großen Blume entgegen, die etwa zwei Meter vom Straßenrand
    entfernt wuchs. Er hielt inne, als er glaubte, daß die Spitze
    bereits in Kontakt mit den feinen Härchen geraten war, doch
    nichts geschah. Als er die Stange noch etwas weiter nach vorn
    schob, wiederholte sich das ratschende Geräusch – es klang
    nach schweren Zahnrädern, die plötzlich in Bewegung gerieten.
    Zwei Äste zuckten nach vorn und warfen Früchte auf die Straße.
    Der Blütenstaub – oder die winzigen Samenkörner – stieg wie
    Rauch auf, und Kim hielt die Luft an, bis sich die Wolke im
    sanften Wind auflöste.
    »Dies ist kein natürliches Phänomen«, sagte Torres.
    »Ich bin geneigt, Ihnen zuzustimmen«, erwiderte Paris.
    Janeway nickte nachdenklich. »Der erste Zweig zieht sich
    wieder zusammen.«
    Kim hörte ein leises Knirschen, drehte den Kopf und
    beobachtete, wie einer der unteren Zweige langsam in seine
    ursprüngliche Position zurückkehrte. Die schuppige Borke
    schien sich an einer Seite – an der Seite, die das Sonnenlicht
    empfing – zusammenzuziehen. Die ›Schale‹ am Ende des
    Zweigs war leer, und Kim fragte sich, wie lange es dauern
    würde, bis eine neue mit Gas gefüllte Frucht wuchs.
    »He.« Paris trat auf ihn zu. »Hier ist die Blume ebenfalls
    verschwunden.«
    Das stimmte. Die blaue Blume, die der Fähnrich mit seiner
    Stange berührt hatte, existierte nicht mehr. Zurück blieb ein
    graubrauner Stumpf, der perfekt mit seiner Umgebung
    verschmolz.
    »Ich habe das Wurzelsystem sondiert«, sagte Torres.
    »Offenbar verläuft es nicht unter der Straße.«
    »Wir wären also sicher, wenn wir auf der Straße bleiben?«
    fragte Renehan.
    »Es sei denn, dort erwarten uns weitere Überraschungen, «
    antwortete die Chefingenieurin.
    Janeway verschränkte die Arme und sah zum gewölbten Dach
    aus Zweigen empor. »Kein natürliches Phänomen«, sagte sie so
    leise, daß Kim sie kaum verstand. »Der Meinung bin ich auch,
    B’Elanna.« Sie sah über die Schulter. »Irgendwelche Anzeichen
    von anorganischen Komponenten, Lieutenant Torres?«
    »Nicht in diesem Bereich«, erwiderte die Chefingenieurin.
    »Zumindest nicht bei diesem Teil des Baums. Ich orte hier nur
    das Rohr, dem wir bisher gefolgt sind, und natürlich die Straße
    selbst.«
    »Na schön.« Janeway blickte wieder zu den Bäumen. »Die
    Botschaft scheint recht klar zu sein: Bleibt auf der Straße, und
    euch geschieht nichts.«
    »Nicht sehr freundlich«, entfuhr es Paris, und Janeway warf
    ihm einen kurzen Blick zu.
    »Aber auch nicht unbedingt feindlich, Mr. Paris. Gehen wir.«
    4
    Die fremden Geschöpfe blieben auf Distanz, als Janeway und
    ihre Begleiter den letzten Kilometer zur Zitadelle hinter sich
    brachten. Kim sah sie zwischen Obstbüschen und halb
    verborgen in hohem Korn. Von der Straße hielten sie sich fern.
    Jeder Versuch, sie näher heranzulocken, führte nur dazu, daß sie
    sich noch weiter in den Schutz der Anbauflächen zurückzogen.
    Nun wirkte die Zitadelle größer als jemals zuvor. Ihre
    Außenflächen schienen sich verändert zu haben, waren nun
    matter und wie wächsern, reflektierten das Sonnenlicht nicht
    mehr so stark wie zuvor. Kim stellte fest, daß sich die Sonne
    jetzt immer schneller dem Horizont entgegenneigte, obwohl er
    sie noch vor kurzer Zeit unweit des Zenits gesehen hatte. Länger
    werdende Schatten gingen von der Zitadelle aus und erweckten
    den Eindruck, die Landegruppe von der Voyager in Empfang
    nehmen zu wollen. Nur noch fünf

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