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Voyager 012 - Der Garten

Voyager 012 - Der Garten

Titel: Voyager 012 - Der Garten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melissa Scott
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Besser gesagt: Derzeit ist es der
    Nachtgarten, während die Mondblumen blühen. So nenne ich
    sie, weil ich ihren richtigen Namen nicht aussprechen kann.
    Tagsüber ist dies der Brunnenhof, und glauben Sie mir: Dann
    sieht er ganz anders aus.«
    »Ja, das glaube ich tatsächlich«, erwiderte Janeway
    beeindruckt. Ein seltsamer Duft ging von den Mondblumen aus,
    erinnerte sie an Seife. Die Luft war kühl und völlig unbewegt.
    Janeway legte den Kopf in den Nacken und sah das Band der
    Milchstraße – ein Anblick, der nicht von den Lichtern am
    Wegesrand gestört wurde.
    »Eine bessere Übersetzung wäre vielleicht ›Milchblumen‹«,
    sagte Unnachgiebig. »Immerhin stehen sie mit dem Galaxis-
    Schatten in Zusammenhang, den Sie ›Milchstraße‹ nennen, wie
    ich von Revek erfuhr. Er hat mir auch mitgeteilt, daß Milch
    immer weiß ist.«
    »Sie blühen nur in einer Nacht«, meinte Revek. »Dann
    verwelken sie, um in der nächsten Nacht von einer anderen
    Blume ersetzt zu werden. Morgens, bevor die Kehrer kommen,
    bilden die Blütenblätter hier eine mehrere Zentimeter dicke
    Schicht.«
    Janeway musterte ihn und wußte nicht recht, was sie antworten
    sollte.
    Revek wandte sich an Unnachgiebig. »›Milchblumen‹ wäre
    vielleicht richtiger, aber es klingt nicht so gut.«
    »Hier speisen wir«, verkündete Unnachgiebig.
    Der Pfad endete an einem runden, gepflasterten Bereich, der
    das gleiche windrosenartige Muster aufwies wie der Brunnen.
    Tische wanderten heran, gefolgt von Sitzbänken und einer
    hohen, dünnen Säule auf Rädern. Es standen bereits Teller und
    Schalen bereit, doch mechanische Hände hielten sie fest.
    Janeway beobachtete, wie die Tische einen Halbkreis formten
    und die Säule ins Zentrum glitt. Arme wuchsen aus ihr, bildeten
    anmutige geschwungene Bögen. Fadenförmige Gebilde gingen
    davon aus und verschwanden im Boden. Wenige Sekunden
    später glitten weitere glühende Lichter daran entlang,
    geisterhafte Funken, die erstaunlich hell leuchteten. Janeway
    schnappte unwillkürlich nach Luft und hörte, wie Chakotay
    etwas murmelte.
    »Captain…« Unnachgiebig deutete auf den am weitesten
    entfernten Tisch. »Lassen Sie uns speisen.«
    Janeway folgte ihm zu dem Tisch und nahm vorsichtig auf
    einer der Sitzbänke Platz. Sie schien vollkommen stabil zu sein,
    aber nach den jüngsten Beobachtungen rechnete ein Teil der
    Kommandantin damit, daß sich die Bank wieder in Bewegung
    setzte. Eine metallene Hand hob sich vom Tisch, glänzte rosarot
    und goldgelb im Schein der funkelnden Lichter. Sie nahm den
    Deckel von der nächsten Schale, und Janeway bemerkte einen
    überraschend vertrauten Duft: Es roch nach Knoblauch,
    Zwiebeln und terranischem Gemüse. Ihr lief sofort das Wasser
    im Mund zusammen. Eine zweite, kleinere Hand – ihre Form
    erinnerte an eine Schöpfkelle, so wie die Hände der Geschöpfe
    in den Gärten – schob die Schale näher. Janeway griff nach
    ihrem Löffel, doch Unnachgiebig hielt sie zurück.
    »Wenn Sie gestatten, Captain…«
    »Danke.« Janeway beobachtete, wie der Kirse ihren Teller mit
    Gemüse füllte. Sie fragte sich, ob die Tradition verlangte, daß
    sie ihn ebenfalls bediente. Doch Unnachgiebig nahm sich selbst
    eine Portion, und aus den Augenwinkeln sah sie, wie sich dieser
    Vorgang an den anderen Tischen wiederholte.
    Unnachgiebig ließ die Schale los, und eine weitere kleine
    Hand schob sie Revek entgegen. Eine andere Schüssel,
    bronzefarben und mit silbernen Streifen versehen, kam nach
    oben und marschierte Janeway auf zwei verblüffend
    menschlichen Füßen entgegen. Ihr Inhalt – große, dunkelrote
    Körner – schwappte dabei von einer Seite zur anderen, ohne daß
    etwas über den Rand spritzte.
    »Thilo mag dies sehr gern«, sagte Unnachgiebig. »Ich halte
    nicht viel davon, aber vielleicht gefällt es Ihnen.«
    »Es ist getrocknetes Baumgummi«, erklärte Revek. »Der
    Geschmack liegt irgendwo zwischen Zitrone und Pfeffer. Ich
    fand die hiesigen Speisen zunächst ein wenig fade.«
    »Danke«, sagte Janeway und fragte sich, ob diese Spezialität
    extra für Revek bestimmt war. Sie nahm einen Löffel davon,
    und anschließend wanderte die Schale zu dem Mann, der sich
    eine großzügigere Portion genehmigte.
    »Es gibt auch Wein«, meinte Revek. »Aber er ist ziemlich
    stark.«
    Er deutete auf ein hohes Glas, das neben Janeways Teller
    stand und eine gelbe Flüssigkeit enthielt, in der kleine Blasen
    emporstiegen. Sie trank einen Schluck – und hob beide

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