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Voyager 012 - Der Garten

Voyager 012 - Der Garten

Titel: Voyager 012 - Der Garten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melissa Scott
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Brauen.
    Der ›Wein‹ sah harmlos aus, wie terranischer Sekt, aber sein
    Alkoholgehalt entsprach dem von altem Whisky. Sie stellte das
    Glas wieder ab und beschloß, auf der Hut zu sein. Sofort kam
    ein kleiner, vogelartiger Apparat heran, um die kleine Menge zu
    ersetzen, die sie getrunken hatte. Mit dem leisen Klicken von
    Metall auf Metall neigte sich die Vorrichtung zurück und zog
    ein wenig die Beine ein, um ihre Haltung zu stabilisieren. Ein
    interessantes Gerät – zweifellos das Ergebnis einer
    hochentwickelten Technik. Aber wenn es die Gläser immer
    wieder auffüllte… Dann waren die Gäste der Kirse am Ende der
    Mahlzeit zumindest beschwipst, wenn nicht gar vollkommen
    betrunken. Und in einem solchen Zustand ließ die Wachsamkeit
    nach. Kein sehr schöner Trick, dachte Janeway und fühlte, wie wieder Argwohn in ihr erwachte. Sie sah zu den anderen
    Mitgliedern der Landegruppe. Tuvok war ein erfahrener
    Offizier, und die Erlebnisse beim Maquis hatten Chakotay
    besondere Vorsicht gelehrt. Der junge Kim hingegen hatte
    gerade erst die Ausbildung an der Starfleet-Akademie hinter
    sich und mußte erst noch Erfahrungen sammeln. Janeway
    überlegte, ob sie ihn irgendwie warnen konnte, ohne die Kirse
    zu beleidigen. Der Fähnrich probierte den Wein, und sie
    schmunzelte unwillkürlich, als sie seinen schockierten
    Gesichtsausdruck bemerkte. Kim schluckte mühsam und
    lächelte sogar, als ein Kirse – Nachtgeflüster, vermutete die
    Kommandantin – einige Worte an ihn richtete. Ich brauche mir
    keine Sorgen um ihn zu machen, dachte Janeway und richtete ihre Aufmerksamkeit wieder auf den eigenen Tisch. Die
    Mahlzeit bestand aus vier weiteren Gängen, die sich ähnelten:
    Die Schüsseln enthielten entweder Geschmortes in der Art von
    Eintopf oder geröstetes Gemüse auf perlenartigem Korn, das
    Janeway ein wenig an selbstgebackenes Brot erinnerte. Zum
    Schluß mußte sie Revek recht geben. Für den menschlichen
    Gaumen waren die Speisen tatsächlich ein wenig fade, und die
    roten Körner fügten ihnen die notwendige Würze hinzu. Fleisch
    gab es nicht. Zumindest ließ sich nichts als tierisches Protein
    identifizieren. Allerdings vermutete Janeway, daß es sich bei
    einigen Gemüsesorten um Legumen handelte, die viel Protein
    enthielten. Das galt sicher auch für den Baumkäse, den Revek
    zuvor erwähnt hatte und der zu einem der Gänge gehörte. Die
    Kirse schienen all das zu haben, was die Voyager brauchte – es kam nur noch darauf an, eine Handelsvereinbarung zu treffen.
    Janeway nahm noch einen Schluck vom sogenannten Wein,
    dessen Schärfe sie nach den viel sanfteren Aromen der Mahlzeit
    willkommen hieß. Sie richtete einen unauffälligen Blick auf
    Unnachgiebig, der bisher mit keinem Wort auf den Handel
    eingegangen war. Da Janeway noch immer sehr wenig von den
    Gepflogenheiten der Kirse wußte, hatte sie darauf verzichtet,
    dieses Thema von sich aus anzuschneiden. Statt dessen sprachen
    sie über Sternkonstellationen – Unnachgiebig schien eine Art
    Amateurastronom zu sein, wenn sie seine unvollständigen
    Hinweise richtig deutete. Einmal deutete er auf einen hellen
    blauweißen Fleck, einen nahen Nebel, die Geburtsstätte neuer
    Sonnen. Er zeigte Janeway auch einige sternartige Punkte am
    Firmament, die sich deutlich sichtbar bewegten – einzelne
    Verteidigungsplattformen im Orbit des Planeten. Einen Mond
    gab es nicht, und als Janeway von solchen Himmelskörpern
    erzählte, hörte Unnachgiebig mit großem Interesse zu. Immer
    wieder fühlte sie Reveks Blick auf sich ruhen und stellte fest,
    daß er auch die anderen Mitglieder der Landegruppe
    beobachtete. Eine gewisse Selbstgefälligkeit zeigte sich in seiner
    Miene, und sie schloß daraus, daß der Mann mehr wußte, als er
    verriet.
    »Es war eine sehr angenehme Mahlzeit, Captain«, sagte
    Unnachgiebig und beanspruchte damit wieder Janeways
    Aufmerksamkeit. »Sollen wir uns vor dem Dessert ein wenig die
    Beine vertreten?«
    »Gute Idee.« Janeway stand auf, ebenso wie die anderen.
    Revek sah sie an und lächelte erneut. Er hatte mehr Kirse-Wein
    getrunken als die anderen Menschen, schien jedoch nicht davon
    beeinflußt zu sein.
    »Ich glaube, es wird Ihnen gefallen«, sagte Revek.
    »Bestimmt«, erwiderte Janeway, ohne zu wissen, was er
    meinte.
    Unnachgiebig winkte, und daraufhin hoben sich die Tische.
    Dutzende von Händen hielten Teller und Schüsseln fest, als die
    Tische losgingen, langsam erst, dann immer schneller. Die
    Sitzbänke folgten

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