Voyager 018 - Seven of Nine
bitten?«
»Selbstverständlich.«
»Ich möchte, dass Sie und Ihre Gruppe sich von unserem
Doktor untersuchen lassen. Wenn es tatsächlich Spuren einer
übertragbaren Krankheit gibt und wir sie finden… Dann
versuchen wir, ein Heilmittel zu entwickeln. Sind Sie damit
einverstanden?«
Tamaak zögerte. »Wir Skedaner legen großen Wert auf unsere
Privatsphäre, und wir mussten uns schon einmal dem Urteil
anderer Völker stellen. Der Vorschlag, sich von einem fremden
Doktor untersuchen zu lassen, dürfte bei meinen Begleitern
nicht auf Begeisterung stoßen.«
»Ich verstehe Ihre Gefühle und kann es Ihnen nicht verdenken,
nicht nach all dem, was Sie hinter sich haben«, sagte Janeway.
»Aber Ihnen dürfte auch klar sein, dass wir sicher sein müssen.«
Sie beugte sich noch etwas weiter vor, berührte vorsichtig seine
Hand und spürte den warmen Pelz auf ihr. »Wir sind Ihre
Freunde und möchten Ihnen helfen. Wir liefern Sie nicht an die
Ku aus und werden versuchen, Sie zum Imperator zu bringen.
Das verspreche ich Ihnen. Aber wir müssen uns vergewissern,
dass Sie keine Gefahr darstellen, nicht einmal eine
unwissentliche.«
Tamaak zögerte erneut und nickte dann. »Ich gebe den
anderen Bescheid«, sagte er und stand auf. »Danke für den
Kaffee, Captain Janeway – und für Ihre Freundlichkeit. Wir
tragen die Krankheit nicht in uns, aber wenn Sie sich selbst
vergewissern wollen… Einverstanden.«
Als er allein im Turbolift stand, übte Tamaak Vriis heftige
Kritik an sich selbst. Wie unvorsichtig von ihm! Er hatte sich
von seiner Zuneigung der Crew dieses Schiffes gegenüber dazu
hinreißen lassen, Janeways Gedanken nicht gründlich genug zu
überwachen. Er hätte verhindern sollen, dass sie den nächsten
logischen Schritt unternahm und auf einer Untersuchung der
Skedaner bestand. Aber er war vor allem darauf konzentriert
gewesen, ihr Denken und Empfinden behutsam zu manipulieren,
damit sie die Lüge nicht als solche erkannte. Sie täuschen zu
müssen… Scham ging damit einher, auch ein Gefühl der Schuld.
Seine Schilderungen enthielten genug Wahrheit, um alles
glaubwürdig zu machen, aber es handelte sich trotzdem um eine
Lüge. Es beunruhigte Tamaak, dass ihn die Umstände zwangen,
immer neue Lügen zu erfinden.
Er wünschte sich, Captain Janeway vollkommen vertrauen zu
können. Wäre sie mit dem Wissen um die ganze Geschichte
bereit gewesen, den Skedanern auch weiterhin Unterstützung zu
gewähren und dafür zu sorgen, dass sie ihr Ziel der gerechten
Vergeltung erreichten? Vielleicht. Aber vielleicht auch nicht.
Tamaak wagte es nicht, ein Risiko einzugehen. Zu viel stand auf
dem Spiel. Er durfte nicht die Hoffnung eines ganzen Volkes
zerstören, nur weil er Fremde sympathisch fand. Die Borg-Frau
musste leiden, und Captain Janeway durfte nicht die Wahrheit
erfahren – um der Gerechtigkeit willen. Abermillionen Tote
verlangten es, und auch jene wenigen Skedaner, die trotz allem
überlebt hatten.
Bestimmt würde Imraak die Gelegenheit nutzen, um
neuerliche Missbilligung zum Ausdruck zu bringen und
Gegenmaßnahmen zu verlangen, zum Beispiel die selektive
Löschung von Captain Janeways Gedächtnis. Tamaak schob
entschlossen das Kinn vor – so etwas wollte er auf keinen Fall
zulassen. Zugegeben, das Entfernen eines Gedankens hinterließ
keinen bleibenden Schaden, aber sie hatten bereits genug
Einfluss auf die Selbstsphären dieser Leute ausgeübt. Es ging
hier ums Prinzip. Außerdem: Vielleicht war die bevorstehende
Untersuchung gar nicht so schlimm. Bestimmt ließ sich auch das
Denken des Doktors manipulieren, damit er nur das sah, was er
sehen durfte. Dann blieb das Geheimnis gewahrt.
Die schlimmste Neuigkeit bestand darin, dass die Ku nach
ihnen suchten. Während seines Lebens war Tamaak oft mit dem
einen oder anderen Schrecken konfrontiert worden, aber allein
der Gedanke an die Ku, an ihre glänzenden Chitinleiber und
funkelnden Facettenaugen, ließ ihn schaudern. Offenbar hatte
ein Spion an dem Kontrollpunkt Ausschau gehalten, wo sie an
Bord der Voyager gegangen waren. Jetzt wussten die
gefürchtetsten Mörder in der Galaxis, wo sie sich befanden.
Einmal mehr bedankte sich Tamaak für die Entsendung des
Föderationsschiffes mit einem stummen Gebet bei Sie-diebestimmt. Ohne den Schutz des Schiffes gäbe es keine Skedaner mehr, denn die Ku hätten nicht einmal die kleine Thena
verschont. Sie töten nicht nur für Geld, sondern auch aus
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