Voyager 018 - Seven of Nine
wirkten gleichzeitig vertraut und fremd. Die Vögel
stellten eine willkommene Konstante dar.
Chakotay führte sie durch ein Schiff, das sie – wie er ihr
versicherte – noch vor kurzer Zeit so gut gekannt hatte wie den
eigenen Handrücken. Annika senkte den Blick, betrachtete ihre
Hand und sah sonderbare Implantate aus Metall. Der Erste
Offizier hatte eine Redewendung benutzt, aber in diesem Fall
war sie fehl am Platz, denn ihre Hand schien jemand anders zu
gehören.
»Und dies ist die aeroponische Abteilung«, sagte er, als sich
vor ihnen ein Schott öffnete. Warme, feuchte Luft wehte ihnen
entgegen, brachte einen aromatischen Duft mit sich. Annika
atmete ihn tief ein.
»Oh, wie wundervoll!« Sie trat vor und berührte die samtenen
Blütenblätter einer roten Blume. Der Kontakt mit ihnen fühlte
sich herrlich an. »Lassen Sie mich raten. Dies ist mein
Lieblingsplatz an Bord, nicht wahr?«
Chakotay lächelte schief. »Wohl kaum. Ihr Interesse an der
aeroponischen Abteilung beschränkte sich darauf, wie effizient
hier Nahrungsmittelzusätze produziert werden.«
Sie rümpfte die Nase. »Wirklich?«
»Einmal haben Sie gesagt, Schönheit sei irrelevant.«
Annika verzog das Gesicht und richtete den Blick wieder auf
die Blume. »Seven of Nine scheint ein ziemlicher Muffel
gewesen zu sein.«
Chakotay lachte. »Ich fürchte, da haben Sie Recht. Aber wir
alle haben Seven – Sie – lieb gewonnen. Kommen Sie. Es gibt noch viel zu sehen.«
Die Raben hatten sich auf einigen der Pflanzen niedergelassen,
und einer von ihnen pickte nach der roten Blume. »He!« rief sie
und winkte. »Fort mit dir.«
Chakotay versteifte sich. »Die Vögel?«
»Ja.« Annika seufzte. »Ich weiß, dass Sie sie nicht sehen, im
Gegensatz zu mir. Der Doktor meint, sie hätten irgendeine
Bedeutung für mich. Aber welche… Das konnte er mir leider
nicht erklären.«
Chakotays Lippen formten ein neuerliches Lächeln. »Ich habe
da eine Theorie«, sagte er geheimnisvoll.
»Wie lautet sie? Ich brenne darauf zu erfahren, was es mit den
Vögeln auf sich hat!«
»Ich schlage vor, wir lassen Ihrem Gedächtnis ein wenig Zeit,
sich zu erholen. Vielleicht finden Sie die Antwort selbst. In der
Zwischenzeit… Ich führe Sie jetzt zu Ihrem alten Platz in der
astrometrischen Abteilung.«
Kathryn Janeway sah auf den Hauptschirm und beobachtete, wie
die Sterne vorbeiglitten, aber mit den Gedanken war sie ganz
woanders, an Bord eines längst nicht mehr existierenden
Starfleet-Schiffes namens Raven. Seine aus Vater, Mutter und Tochter bestehende Crew war einem tragischen Schicksal zum
Opfer gefallen.
Dieses besondere Trauma lag bereits hinter Seven. Die
Erinnerungen daran hatten sich ihr offenbart und wären fast zu
viel für sie gewesen.
Musste sie das alles noch einmal durchmachen, jetzt als
Annika Hansen? Welche Folgen mochten sich für sie ergeben?
Würde sie das Grauen der Assimilation noch einmal erleben?
Und wenn all jene Erinnerungen zurückkehrten… Verwandelte
sie sich dann wieder in eine Borg, ohne dass etwas von Annika
übrig blieb?
Schwierige Fragen. Und Janeway wusste nicht einmal, welche
Antworten sie sich erhoffte.
»Captain«, sagte Paris und weckte sie aus ihren Grübeleien,
»wir nähern uns Kontrollpunkt 109.«
Janeway beugte sich im Kommandosessel vor. »Beenden Sie
den Warptransit, Lieutenant.«
Die Voyager wurde langsamer und flog mit Impulskraft.
Kontrollpunkt 109 erwies sich als reizlos. Auf dem Planeten gab
es nicht das geringste Grün. Er zeigte nur lebloses Felsgestein,
abgesehen von jenem Ort, an dem man die Station errichtet
hatte. An Bord des Schiffes herrschte noch immer Alarmstufe
Gelb, obwohl nichts darauf hindeutete, dass ihnen jemand einen
feindseligen Empfang bereiten wollte. Andererseits: Sie hatten
zu viele unangenehme Überraschungen erlebt, um es an
Vorsicht mangeln zu lassen.
»Man setzt sich mit uns in Verbindung, Captain«, sagte Kim.
So weit, so gut, dachte Janeway. Auf diese Weise hatte es auch beim anderen Kontrollpunkt begonnen – bis es zu dem
unerwarteten Angriff kam.
»Auf den Schirm«, sagte sie.
Das Bild wechselte und zeigte ein fremdes Wesen. Es handelte
sich nicht um einen Lhiaari, sondern um einen Humanoiden. Die
Oberlippe war gespalten, und Knochenplatten zeigten sich auf
dem Kopf. Es gab keine sichtbaren Ohren. Katzenartige Augen
blickten kühl und schlitzförmige Nasenlöcher weiteten sich
kurz. An der Schulter des Fremden
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