Voyager 018 - Seven of Nine
Himmel. Das ist ziemlich viel Arbeit. Ein
menschlicher Arzt wäre da sicher überfordert.«
Als Oberhaupt seines Volkes – ein Status, den nur Imraak in
Frage stellte – war Tamaak bereit, sich als erster untersuchen zu
lassen. Anschließend konnte er den anderen erklären, wie man
das Bewusstsein des Arztes auf die erforderliche Weise
beeinflusste.
Als er die Krankenstation betrat, sah der Doktor von einem
Handcomputer auf. »Ah. Und wer sind Sie?«
»Ich grüße Sie, Doktor…?«
Der Arzt seufzte. »›Doktor‹ genügt.«
»Dann bin ich einfach nur Tamaak für Sie.« Er schloss halb
die Augen zu einem Lächeln und tastete vorsichtig nach dem
Selbst des Doktors.
Nichts.
Verblüfft schnappte er nach Luft. Der Arzt hatte kein
Bewusstsein, das sich beeinflussen ließ – er war kein Wesen aus
Fleisch und Blut.
»Stimmt was nicht?«
»Oh, ich bin nur ein wenig nervös.« Was mochte er sein? Eine
Maschine? Er wagte es, eine Vermutung anzustellen. »Ich habe
gehört, dass Sie eine künstliche Intelligenz sind. Ich bin
neugierig. Bitte erzählen Sie mir mehr davon.«
»Ich bin ein sogenanntes Medizinisches Holo-Notprogramm
und wurde kurz nach dem Transfer der Voyager in den Delta-Quadranten aktiviert. Bitte nehmen Sie auf dem Diagnosebett
Platz.«
Tamaak kam der Aufforderung des Doktors nach. Ein
Hologramm. So ein Pech. Der holographische Arzt zeichnete
sich durch ein recht brüskes Gebaren aus, und zweifellos war er
sehr tüchtig. Als er sich umdrehte und nach einem Gerät griff,
schloss Tamaak die Augen und beruhigte sich.
Die Telepathie war eine angeborene Fähigkeit der Skedaner.
Aber so wie alle Menschen laufen konnten und manche
schneller als andere, gab es Skedaner, die eine größere
telepathische Begabung aufwiesen als ihre Artgenossen. Und
wie das Sprechen stellte sie etwas dar, das mit geeigneten
Instrumenten aufgezeichnet werden konnte. Die Besatzung der
Voyager wäre längst argwöhnisch geworden, wenn die Skedaner keine Möglichkeit gehabt hätten, deren Selbstsphären zu
manipulieren und zu bestimmen, was sie sahen und was nicht.
Dem Doktor aber fehlte ein Gehirn, dem sich eine
Pseudorealität suggerieren ließ, und ein Blick auf die Anzeigen
der medizinischen Apparaturen genügte ihm, um mentale
Aktivität festzustellen. Tamaak griff in sein eigenes Bewusstsein
und lähmte jenen Bereich, in dem die Telepathie wurzelte. Es
geschah immer wieder, dass sich Skedaner auf diese Weise
abschirmten, wenn sie Wert auf Privatsphäre legten. Selbst
Telepathen lag nichts daran, mit den eigenen Gedanken dauernd
auf Sendung zu sein.
Ruhig und gefasst saß er auf dem Diagnosebett, während ihn
der holographische Arzt mit verschiedenen Geräten untersuchte,
den Herzschlag maß und diverse Analysen vornahm.
»Ihre Spezies ist uns unbekannt, und daher weiß ich nicht,
welche Biowerte bei Ihnen als normal gelten. Aber soweit ich
das feststellen kann, ist mit Ihnen alles in Ordnung, Tamaak.
Wie dem auch sei: Hier drin befinden sich die Antworten auf
alle Fragen, die man bezüglich Ihres Gesundheitszustands
stellen könnte.« Bei diesen Worten deutete der Doktor auf ein
Instrument, mit dem er Proben genommen hatte. »Ich werde
weitere gründliche Analysen vornehmen, und in einigen
Stunden dürften die Ergebnisse vorliegen. Wenn sich etwas
Ungewöhnliches ergibt, informiere ich Sie und den Captain. Sie
können jetzt gehen. Bitte schicken Sie den nächsten Skedaner
herein.«
Geschafft. Der Doktor hatte keine ungewöhnliche
Hirnaktivität festgestellt. Tamaak neigte den langen, dünnen
Hals, nickte und verließ die Krankenstation. Mit langen, fast
hastigen Schritten eilte er durch den Korridor.
Bahnte sich eine Katastrophe an? Nicht alle Skedaner
kontrollierten die eigene Telepathie so gut wie Tamaak Vriis –
deshalb hatte man ihn zum Oberhaupt des Kreises der Sieben
bestimmt. Von den Jungen, die erst noch Gehen lernen mussten,
konnte man wohl kaum eine so perfekte telepathische Kontrolle
erwarten.
Tamaak bete kurz zu Sie-die-erschafft und bat Sie um Schutz.
Hoffentlich genügte das.
Annika wusste, dass nur sie die schwarzen Vögel sah, deren
Anzahl inzwischen auf elf angewachsen war. Der Doktor hatte
ihr etwas von Traumata, wiedererlangten Erinnerungen,
Halluzinationen und den Aktivitäten des Unterbewusstseins um
der Selbsterhaltung willen erzählt. Aber im Grunde genommen
wusste sie nur eins: Alle Personen, Räume und Dinge, denen sie
begegnete,
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