Voyager 018 - Seven of Nine
nicht, was ich davon halten sollte. Angesichts der jüngsten
Ereignisse bin ich ziemlich sicher, dass es sich dabei um
Erinnerungen handelte.«
»Um Erinnerungen?«, wiederholte Paris skeptisch. Er saß so
weit von Torres entfernt, wie es möglich war, ohne den Raum zu
verlassen. »Meines Wissens ist Seven nie ein Kätzchen
gewesen.« Er zögerte, überlegte kurz und öffnete den Mund, um
noch etwas hinzuzufügen.
Der Doktor kam ihm rasch zuvor. »Das stimmt. Sie bekam es
auch nie mit Kovans Gewalt zu tun.« Damit meinte er eine
Erinnerung – beziehungsweise etwas, das eine Erinnerung zu
sein schien –, die Seven wiedergefunden hatte. Seven war davon
überzeugt gewesen, dass der Waffenhändler Kovan sie
angegriffen und ihr einige Nanosonden der Borg gestohlen hatte.
Für die entsprechenden Erinnerungsbilder mochte es irgendwo
in Sevens Leben eine reale Ursache geben, aber im Lauf der Zeit
war es zu Verzerrungen gekommen. Bei einer Untersuchung
stellte sich Kovans Unschuld heraus, allerdings zu spät: Er hatte
bereits Selbstmord begangen.
»Der Zwischenfall mit Kovan gemahnt zu Vorsicht«, sagte der
Doktor. »Seven hat eine ausgesprochen traumatische
Vergangenheit, und wer weiß, welche Folgen sich dadurch für
Gehirn und Bewusstsein ergaben. Ich wollte keine voreiligen
Schlussfolgerungen treffen.«
»Aber… warum erinnert sie sich daran, jemand anders zu
sein?«, fragte Kim.
»Als Borg nahm Seven of Nine an der Assimilation Hunderter
von Spezies teil. Zu ihnen gehörten die katzenartigen Graa – das
wissen wir von ihr. Bestimmt ist das auch bei den anderen der
Fall. Und wenn die Borg ein Volk assimilieren… «
»Dann übernehmen sie dessen besondere Merkmale«, warf
Chakotay ein. »Das Kollektiv bekommt Zugang zum gesamten
Wissen der betreffenden Spezies.«
»Genau«, bestätigte der Doktor. »Und Seven gehörte zum
Kollektiv. Es handelt sich also tatsächlich um Erinnerungen,
wenn auch nicht um ihre eigenen. Die Flut aus Reminiszenzen
war zu viel für ihr Gehirn, und dadurch kam es zu einer Art
Kurzschluss, zu einer Blockierung aller Erinnerungen, um eine
zu starke Stimulierung zu verhindern. Eine Zeitlang war Seven
of Nine völlig leer. Jetzt hat sie damit begonnen, ihre
Erinnerungen zurückzugewinnen, und dieser Vorgang beginnt
mit ihrer Kindheit.«
»Deshalb besteht sie darauf, Annika genannt zu werden«,
sagte Kim. »Der Name – die Bezeichnung - Seven of Nine
bedeutet ihr nichts. Sie ist Annika Hansen.«
»Aber sie verhält sich nicht wie ein Kind«, meinte Janeway.
»Nein. Ihre Erinnerungen sind nicht verschwunden, nur
blockiert. Im Grunde genommen leidet sie an Amnesie. Sie
weiß, wie man geht, spricht und isst. Mit anderen Worten: Sie
erinnert sich an einfache, grundlegende Dinge. Doch die
Einzelheiten ihres Lebens bleiben ihr verborgen. Sie weiß nicht,
wer sie war und ist.«
»Und die Vögel?« fragte Chakotay. »Sieht sie die Raben noch
immer?«
Der Doktor runzelte die Stirn. »Ja, und ich glaube, sie haben
eine gewisse Bedeutung für sie.«
»Bekommt sie ihr volles Erinnerungsvermögen zurück?«,
erkundigte sich Torres. »Sie ist uns keine große Hilfe, wenn sie
sich nur an Geburtstagsfeiern und Kinderreime erinnert.«
»Ich sehe keinen Grund, warum das nicht der Fall sein sollte«,
erwiderte der holographische Arzt. »Dauerhafter Schaden wurde
nicht angerichtet. Das menschliche Gehirn ist ein sehr
komplexes und wundervolles Organ. Selbst heute sind noch
nicht alle Rätsel gelöst. Aber seit Seven an Bord kam, haben wir
alles aufgezeichnet. Ich werde ihr Zugang zu den betreffenden
Daten gestatten, und wenn jemand von Ihnen sie besuchen und
an bestimmte Ereignisse erinnern möchte… Das dürfte ihrem
Gedächtnis ebenfalls auf die Sprünge helfen. Allerdings nehme
ich diesmal keine Psychoanalyse vor. Stattdessen werde ich versuchen, verschiedene Erinnerungszentren des Gehirns zu
manipulieren. In der Zwischenzeit sollten Sie die Gesellschaft
von Annika genießen. Sie ist nicht annähernd so schwierig wie
Seven of Nine.«
»Die Wiederherstellung des Erinnerungsvermögens von Seven
hat oberste Priorität, Doktor«, sagte Janeway. »Abgesehen
davon habe ich auch noch eine andere Aufgabe für Sie. Bitte
nehmen Sie bei Tamaak und den anderen Skedanern, bis hin
zum jüngsten Beutelkind, eine gründliche medizinische
Untersuchung vor. Wir müssen sicher sein, dass sie nicht den
Scharlachroten Tod in sich tragen.«
»Lieber
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