Voyager 018 - Seven of Nine
dem Talaxianer empört vor.
»O nein!« Neelix nahm neben ihr Platz. »Ganz und gar nicht.«
»Dann machen Sie sich über mich lustig«, fuhr Seven fort.
»Die Vögel existieren gar nicht. Oder wollen Sie etwa
behaupten, die Raben ebenfalls zu sehen?«
»Nein, aber sie existieren trotzdem, in Ihrem Bewusstsein.«
Neelix klopfte sich an eine fleckige Schläfe. »Sie sehen die
Raben, und deshalb sind sie gewissermaßen Teil Ihrer ganz
persönlichen Realität. Der Doktor hält die Vögel für einen
Aspekt Ihres Unterbewusstseins, der versucht, Ihnen etwas
mitzuteilen. Haben Ihnen die Raben irgendetwas gesagt?«
»Nein«, entgegnete Seven.
»Vielleicht müssen Sie nur ein wenig nett zu ihnen sein.
Geben Sie ihnen zu verstehen, dass sie wichtig sind und Sie sich
bereit fühlen, Ihnen zuzuhören. Wir beide wissen natürlich, dass
imaginäre Vögel kein Vogelfutter benötigen.«
»Raben brauchen mehr als nur Körner für eine ausgewogene
Ernährung. Sie fressen kleine Säugetiere, Früchte, Aas… «
»Seven, Seven«, warf Neelix sanft ein und winkte ab. »Darauf
kommt es überhaupt nicht an. Das Vogelfutter ist nur eine
Geste. Sie brauchen sich keine Gedanken über eine
ausgewogene Ernährung und dergleichen zu machen.«
Seven betrachtete das Vogelfutter verärgert. »Sie klingen wie
Commander Chakotay.«
»Tatsächlich?« Der kleine Talaxianer straffte die Schultern.
»Oh, das ist ein Kompliment. Herzlichen Dank!« Er stand auf
und strahlte. »Lassen Sie die Körner einfach hier, wenn Sie
meinen Rat nicht befolgen möchten. Ich nehme es Ihnen nicht
übel.« Er ging fort und pfiff fröhlich vor sich hin.
Seven sah ihm nach, und verschiedene Gefühle regten sich in
ihr. Die Idee mit dem Vogelfutter war natürlich kindisch und
absurd, aber gleichzeitig konnte sie einen gewissen Sinn darin
erkennen. Dennoch reagierte sie mit Ärger darauf.
Sie begann zu essen, und dabei hielt sich ihre Begeisterung in
Grenzen. Eigentlich war es nur Pflichtbewusstsein, das sie
veranlasste, die Nahrung zu sich zu nehmen. Seven kaute
Gebäck mit zu bitteren Beeren und löffelte eine Suppe mit
undefinierbarem Gemüse in sich hinein. Den Kuchen sparte sie
sich bis zum Schluss auf. Das harmlose Stück Teig erfüllte sie
mit sonderbare Unruhe. Schokoladenkuchen war Annikas
Lieblingsspeise gewesen, nicht die Sevens. Einige Sekunden
lang spielte sie mit dem Gedanken, ihm ebenso wenig
Beachtung zu schenken wie dem Vogelfutter, Neelix dadurch zu
zeigen, was sie, Seven of Nine, von solchen Dingen hielt.
Aber dann erinnerte sie sich an den köstlichen Geschmack von
Schokolade auf der Zunge. Ihr Herz klopfte schneller, als sie
vorsichtig einen Brocken mit der Gabel löste und ihn zu den
Lippen hob. Er duftete herrlich, und als sie ihn in den Mund
schob, stellte sie fest, dass ihr Schokoladenkuchen noch immer
gefiel.
Seven nahm einen zweiten Bissen, genoss den Geschmack und
fragte sich, warum sie plötzlich einen Kloß im Hals hatte.
Xanarit schritt durch die luftigen, prächtig geschmückten Flure
des Ersten Imperialen Domizils, und es fiel ihm schwer, seine
Zufriedenheit zu verbergen. Vor kurzer Zeit hatte er eine
Nachricht erhalten, deren Wortlaut unsinnig klang, für ihn
jedoch von großer Bedeutung war.
Kleiner an Großer. Haus hier, fliegt gut. Fackel brennt.
Erhellt Resultate. Purpurne Blume blüht, und der Stern fällt.
Die Übersetzung nach dem von Xanarit und seinen Leuten
verwendeten Code lautete: Regierung von Tatori via Elebon
Boma an die Iora. Die Wasserextraktoren sind installiert und
funktionieren gut. Wir haben jetzt genug Wasser, um unser Volk zu retten und die Felder zu bewässern. Die gelieferten
Nahrungsmittel werden verteilt. Wir stehen tief in Ihrer Schuld.
Die letzten Tage waren voller Anspannung gewesen, aber sie
hatten schließlich zum Erfolg geführt. Unter der Führung von
Xanarit war es der Iora mit geheimen Aktivitäten gelungen, das
Leben von Millionen unschuldiger Tatori zu retten. Selbst wenn
Beytek das Täuschungsmanöver entdeckte, ihre Hinrichtung
anordnete oder gar einen Preis auf ihre Köpfe aussetzte und sie
den Ku überließ – die Mitglieder der Iora hatten nicht gezögert,
ein solches Risiko einzugehen.
Xanarits größte Sorge hatte darin bestanden, dass ihre Pläne
vereitelt wurden, bevor die Hilfsgüter ihr Ziel erreichten. Es
bestand noch immer die Möglichkeit, dass Beytek inzwischen
Bescheid wusste und dieses Treffen nutzen wollte, um
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