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Voyager 018 - Seven of Nine

Voyager 018 - Seven of Nine

Titel: Voyager 018 - Seven of Nine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christie Golden
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hervor, richtete ihn auf den
    leitenden Riss und schlug zu.
    Der erste Stein zerbrach. Dutzende von Splittern entstanden,
    jeder von ihnen bestens für eine Speerspitze geeignet.
    Seven nahm einen und betrachtete ihn. Der entscheidende
    Augenblick war gekommen, und erstaunlicherweise fürchtete sie
    sich. Ihr fehlte plötzlich der Mut für den letzten, notwendigen
    Schritt. Vielleicht hatten die Menschen Recht. Vielleicht gab es
    wirklich Vergebung, selbst für jemanden wie sie.
    Nein! dachte Imraak, und seine Hände schlossen sich fest um die Lumpen. Es hat keinen Sinn, dir etwas vorzumachen. Für das,
    was du getan hast, gibt es keine Vergebung, nur Buße. Dir bleibt keine Wahl. Du kannst es nicht länger ertragen.
    Sie konnte es nicht länger ertragen. Seven nahm den Splitter in
    die linke Hand und hielt die rechte mit der Innenfläche nach
    oben. Die Borg-Implantate ließen das Handgelenk ungeschützt –
    ein kurzer Schnitt genügte, um Blut aus der Pulsader spritzen zu
    lassen. Kim kehrte erst in drei Stunden zurück. Bis dahin war
    alles vorbei.
    Vorbei.
    Seven holte tief Luft und presste den Splitter ans Handgelenk.
    Bisher hatten die Raben das Geschehen stumm beobachtet,
    aber jetzt kreischten sie plötzlich, umschwirrten sie und pickten
    nach ihrem Kopf. Schwarze Flügel berührten immer wieder ihr
    Gesicht. Seven stieß einen erschrockenen Schrei aus und hob die
    Hände, um sich zu schützen. Aber die Raben wandten sich nicht
    von ihr ab, setzten die Angriffe fort und rissen Hautfetzen von
    Händen und Wangen. Seven kauerte sich zusammen und spürte,
    wie Blut aus den Wunden drang, ihr auf den Schoß tropfte und
    sich dort mit dem Scharlachrot des Kleids vereinte.
    Sie biss die Zähne zusammen. Die imaginären Vögel wollten
    verhindern, dass sie sich die Pulsader aufschnitt. Seven lehnte es ab, sich von ihnen aufhalten zu lassen. Sie wusste, worauf es
    ankam. Erneut presste sie den Splitter ans Handgelenk.
    »Nein!« ertönte eine entsetzte Stimme.
    Die Vögel verschwanden.
    Seven sah auf. Zwei Meter entfernt stand ein kleines Mädchen
    und starrte sie aus großen Augen an. Sie kannte es nicht. An
    Bord der Voyager gab es nur ein Kind: Naomi Wildmon. Doch dieses menschliche Mädchen hatte langes blondes Haar und trug
    ein weißes Rüschenkleid.
    »Bitte nicht«, sagte es etwas ruhiger. »Ich brauche dich,
    Seven. Bring mich nicht um.«
    Seven stellte fest, dass sie überhaupt nicht verletzt war, weder
    am Handgelenk noch dort, wo die Vögel Hautfetzen fortgerissen
    hatten.
    »Dich umbringen? Aber… « Seven unterbrach sich und
    verstand. Ihr Blick klebte an dem Mädchen fest, das vorsichtig
    näher kam. Einige Sekunden lang musterten sie sich gegenseitig.
    »Annika«, hauchte Seven. Das Mädchen nickte und lächelte
    zaghaft.
    »Töte uns nicht«, sagte es. »Du bist verzweifelt und fühlst dich
    schuldig. Aber du bist alles, was von mir übrig ist, und ich
    möchte nicht sterben!«
    Tief in ihrem Innern begriff Seven, was vor sich ging. Ein Teil
    von ihr dachte klar und wollte am Leben festhalten, trotz der
    niederschmetternden Gewissensbisse, die alles Rationale zu
    zerfetzen drohten. Jener Teil hatte sich zunächst in Form der
    Raben manifestiert und nahm nun die Gestalt eines
    unschuldigen Mädchens an. Es bat sie, lange genug zu warten,
    um nachzudenken und sich darüber klar zu werden, was sie
    wirklich wollte.
    Seven of Nine wollte leben.
    Nein! Imraak projizierte seine Gedanken mit der Wucht eines Fausthiebs. Nein, du willst sterben! Du kannst das Leben nicht länger ertragen. Das Mädchen ist selbstsüchtig. Es versteht
    nicht.
    »Du verstehst nicht«, brachte Seven of Nine hervor. Tränen
    rannen ihr über die Wangen, und sie wischte sie mit dem Ärmel
    fort. »Du weißt nicht, wie schrecklich es ist, mit einer solchen
    Schuld zu leben… «
    Das Kind nickte ernst, und in seinem Gesicht zeigte sich eine
    Weisheit, wie man sie bei einem sechsjährigen Mädchen nicht
    erwartete. »Ich weiß, Seven. Ich weiß alles. Ich erinnere mich an
    meine Assimilation, und du ebenfalls. Sie nahmen mich, uns,
    und brachten uns in einer Stasiskammer unter.« Das Mädchen
    lispelte beim Sprechen, aber es leuchtete Wissen in den
    hellblauen Augen. »Sie entfernten Teile unseres Körpers und
    ersetzten sie durch kaltes Metall. Sie sorgten dafür, dass wir
    diesen Vorgang bei anderen wiederholten. Du bist frei. Du hast
    die Gelegenheit, wieder ein Individuum zu sein. Glaubst du,
    Keela würde eine solche Chance

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