Voyager 018 - Seven of Nine
ihn zu
verhaften. Aber Xanarit blieb unbesorgt. Wenn der ›Verrat‹ des
Konzils aufflog, so bedauerte er nur eins: Dann war er nicht
mehr imstande, jenen zu helfen, die der Imperator im Stich ließ.
Seine Stellvertreterin Mintik schloss sich ihm an, und er
begrüßte sie, indem er kurz den Kopf neigte und die schwarze
Zunge zeigte. Sie erwiderte den traditionellen Gruß, und beide
setzten den Weg schweigend fort.
Als Mintik und Xanarit eintrafen, waren die meisten anderen
elf Berater schon anwesend. Wieder wurden förmliche Grüße
ausgetauscht, aber abgesehen davon herrschte angespannte
Stille. Imperator Beytek kam natürlich immer als Letzter, um
seinen ›großen Auftritt‹ angemessen in Szene zu setzen.
Sie hörten ihn, noch bevor er den Saal erreichte. Diesmal
brachte er die Musikanten mit, und ihre munteren Weisen
hallten weit durch die Flure. Xanarit und Mintik wechselten
einen Blick. Mintiks Augenbeutel zeigten kurzes Rot und
verrieten ihren Ärger, präsentierten dann wieder normales
Purpur.
Eine von Xanarits Aufgaben bestand darin, die persönlichen
Ausgaben des Imperators zu überwachen. Das gehörte zu den
rituellen Pflichten des Oberhaupts der Iora, obwohl niemand
echte Kontrolle ausüben konnte. Die Musikanten taten nichts
anderes, als vor dem Herrscher zu tanzen und dabei zu
musizieren, und mit dem Honorar jedes einzelnen von ihnen
hätte man dreihunderttausend Danos Lebensmittel für die
verhungernde Bevölkerung von Tatori bezahlen können.
Angesichts einer so ungeheuren Verschwendung regte sich Zorn
in Xanarit, doch rasch brachte er seine Emotionen wieder unter
Kontrolle.
Die Musik wurde lauter, und die ersten sechs Musikanten
tollten durch die Tür. Sie waren tatsächlich sehr talentiert,
fügten der angenehm klingenden Musik Sprünge, Rollen und
andere elegante Bewegungsmuster hinzu. Aber bei solchen
Dingen handelte es sich wohl kaum um eine Notwendigkeit,
sondern um die leichtfertige Verschwendung durch einen
korrupten, gedankenlosen Herrscher. Eine zweite Gruppe aus
sechs Musikanten folgte, dann eine dritte. Achtzehn war eine
heilige Zahl für die Lhiaari, und der Imperator legte immer
großen Wert darauf, dass ihm achtzehn Exemplare von allem
zur Verfügung standen, oder achtzehn Gruppen aus jeweils
achtzehn Exemplaren.
Beytek ließ sich wie gewöhnlich in einer offenen Sänfte
tragen. Sein schuppiges Gesicht zeigte ein albernes Lächeln, und
er winkte herablassend, als seien die Berater der Iora nur Teil
einer feierlichen Parade. Die Sänfte wurde vorsichtig abgesetzt,
und anschließend nahm der Imperator seinen üblichen Platz ein:
Er trat zur obersten Stufe und ließ sich dort auf ein besticktes
Kissen sinken. Er rückte seine Medaillons zurecht, wählte die
süßesten Früchte, probierte sie und trank dazu einen Kelch
Voor -Wein. Erst dann wandte er sich den Konzilsmitgliedern zu und bedeutete ihnen, Platz zu nehmen.
Xanarit sammelte seine Gedanken und öffnete den Mund, um
den ersten Punkt auf einer langen Liste vorzutragen. Doch
Beytek kam ihm zuvor.
»Haben Sie die Anweisungen ausgeführt, die Sie beim letzten
Treffen von mir erhielten? Sind die Wachen aller
Kontrollpunkte verdoppelt worden?«
Xanarit sorgte dafür, dass sein Gesicht auch weiterhin so etwas
wie Einfalt zeigte. »Sie wurden nicht direkt verdoppelt, o
Erhabener, aber wir haben die Anzahl der Wächter erhöht und…
«
»Sind Ihre mathematischen Kenntnisse so schlecht, dass Sie
nicht wissen, was es mit ›verdoppeln‹ auf sich hat?« Beytek
ergriff zornig eine Obstschale und warf sie nach Xanarits Kopf.
Das Oberhaupt des Konzils sprang gerade noch rechtzeitig zur
Seite, um nicht getroffen zu werden. Die Schale bestand aus
Stein und hätte erhebliche Verletzungen anrichten können.
Xanarit war mehr verärgert als besorgt. Es schien immer mehr
zu einer Angewohnheit des Imperators zu werden, mit Dingen
nach ihm zu werfen.
»Wenn es mir nur darum gegangen wäre, die Anzahl der
Wächter zu erhöhen, so hätte ich deutlich darauf hingewiesen.
Stattdessen habe ich von einer Verdoppelung der Wachen
gesprochen, und damit meine ich zweimal so viele wie vorher!«
Er ist beunruhigt, dachte Xanarit mit erneuerter
Aufmerksamkeit. Ganz gleich, was den Imperator beunruhigte –
für den Chefberater waren es in jedem Fall gute Nachrichten.
Ein oder zwei Sekunden lang fragte sich Xanarit, ob Beytek ihn
ködern wollte, doch er verwarf diese Möglichkeit sofort.
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