Voyager 018 - Seven of Nine
den
Phaser. Sie wusste um den schwachen Punkt dieser Geschöpfe –
die Stelle zwischen den Facettenaugen – und feuerte. Der
Tuktak fiel sofort, und sein Chitin-Körper prallte mit lautem
Klappern aufs Straßenpflaster.
Hier und dort ertönten erschrockene Schreie, aber Seven
achtete nicht darauf. In einem lockeren Dauerlauf setzte sie den
Weg fort und stieß alle Leute beiseite, die sie aufzuhalten
versuchten. Wenn sie sich nicht beeilte, verlor sie die Skedaner
aus den Augen. Und wenn sie sie aus den Augen verlor, war der
Imperator so gut wie tot. Am Wohlergehen des lhiaarianischen
Herrschers lag Seven nicht mehr als an der skedanischen Sache,
aber Captain Janeway sah die Sache anders. Seven zog es vor,
Befehlen zu gehorchen, wenn das möglich war, und diesen
speziellen Anweisungen wollte sie buchstabengetreu
nachkommen.
Plötzlich pochte Schmerz hinter ihrer Stirn. Sie spürte die
Berührung eines fremden Bewusstseins und wusste sofort, dass
die Gedanken von dem Skedaner stammten, der versucht hatte,
sie in den Selbstmord zu treiben: Imraak. Ich hoffe, du erfährst irgendwie von meinem Tod.
In ihrem Innern trauerte Rhiv über den Tod eines weiteren
Artgenossen. Seven wagte es nicht, mit einem eigenen
Gedanken zu antworten – sie wollte vermeiden, den Skedanern
ihre Präsenz zu verraten. Sie hatte das Gefühl, einen Verlust
erlitten zu haben, und musste sich ganz bewusst daran erinnern,
dass es nicht ihr eigener Verlust war.
Hoch über ihr, so weit entfernt, dass sie nur Punkte bildeten,
flogen zweiundzwanzig schwarze Vögel. Und in ihrem Innern
wurde Seven of Nine von allen Geschöpfen begleitet, an deren
Assimilation sie teilgenommen hatte. Sie flüsterten mit einer
Stimme, obgleich es viele waren.
»Der Imperator hat die letzte Sitzung beendet und ist jetzt bereit, Sie zu empfangen«, teilte Xanarit Janeway mit und deutete zur
großen Bühne, auf der Beytek saß und über die während der
letzten Stunden Dutzende von Bittstellern hinweggegangen
waren.
»Endlich«, murmelte Janeway und beobachtete, wie der
Imperator aufstand, der Menge zuwinkte und dann hinter einem
schwarzen Vorhang verschwand. Die Sonne dieser Welt brannte
heiß vom Himmel herab, und ein dünner Schweißfilm bedeckte
das Gesicht der Kommandantin. Vermutlich holte sie sich einen
Sonnenbrand, aber darum konnte sich später der Doktor
kümmern. Neelix und Tuvok schienen nicht zu schwitzen;
Janeway beneidete sie darum.
»Bitte folgen Sie mir.« Xanarit setzte sich in Bewegung und
trat an der Menge vorbei, die geduldig vor den
Begrenzungsmarkierungen des öffentlichen Bereichs wartete.
Janeway, Neelix und Tuvok folgten ihm, und Xanarits Wächter
bildeten den Abschluss. Während sie gingen, drehte Janeway
immer wieder den Kopf und sah beeindruckende
Ansammlungen von Monitoren, Kameras und
Aufzeichnungsgeräten.
Publicity. Der Imperator, Seine Höchst Exzellente
Ehrenhaftigkeit, versuchte ganz offensichtlich, sich vor dem
Reich in Szene zu setzen. Janeway verglich ihn mit einer Spinne
im Netz oder einer Ratte im Loch oder… Ihr fielen noch mehr
Vergleiche ein, und sie lächelte innerlich.
Xanarit führte sie an den Stufen vorbei, die zur Bühne
emporführten, und dann durch eine Tür. Janeway blinzelte.
Unter der Bühne war es dunkel, und nach dem hellen
Sonnenschein brauchten ihre Augen einige Sekunden, um sich
an die Düsternis zu gewöhnen. Als sie alle den Raum betreten
hatten, schloss Xanarit die Tür, und plötzlich herrschte Stille.
»Wie sicher ist dieser Raum?« fragte Janeway und sah sich
um. Hier gab es keine Ornamente und Farben, nur einen
einzelnen Stuhl. Die Wände bestanden aus einer unbekannten
grauen Substanz, und Janeways Stimme hallte dumpf von ihnen
wider.
»Völlig sicher«, erwiderte Xanarit. »Seit Jahrhunderten findet
der Tribut im Zentralen Oktogon statt, und der Imperator
braucht einen Ort, an dem er private Gespräche führen kann.
Ganz gleich, welchen Planeten des Reiches Sie besuchen: Nur
wenige Räume bieten so viel Sicherheit wie dieser, Captain.
Keine Geräusche, keine Waffen, nichts kann von außerhalb
hierher vordringen – und nichts gelangt nach draußen. Da Sie so
etwas für erforderlich halten… Ich muss gestehen, dass ich
neugierig auf das Thema bin, das Sie mit dem Imperator erörtern
wollen.«
Janeway und Tuvok wechselten einen Blick. Die
Kommandantin der Voyager achtete darauf, dass ihr
Gesichtsausdruck neutral blieb, obgleich
Weitere Kostenlose Bücher