Voyager 018 - Seven of Nine
wurde sie von hinten gepackt. Kräftige Hände hielten
ihre Arme fest.
Seven reckte den Hals und sah zu einem geradezu riesenhaften
lhiaarianischen Wächter auf. Seine Augenbeutel waren violett,
was auf Zorn hindeutete.
»Wie können Sie es wagen, am Tag des Tributs zum Zentralen
Oktogon zu hasten?«
Wie aus weiter Ferne hörte Seven die Stimme des Captains.
Mit höflichen Bemerkungen bereitete Janeway ihr Publikum auf
die unangenehme Wahrheit vor.
»Lassen Sie mich los«, verlangte Seven und trachtete danach,
sich zu beruhigen. »Ich muss… «
»Na schön.« Der Wächter ließ sie so plötzlich los, dass sie
stolperte und fast das Gleichgewicht verloren hätte. Wie ein
Roboter drehte sich die große Gestalt um und stapfte fort.
Sie sind hier! erklang Keelas mentale Stimme, laut und
aufgeregt. Langsam drehte sich Seven um.
Nur einen knappen Meter hinter ihr standen Tamaak Vriis und
seine Begleiterin Shemaak. Tamaaks schlanke Arme hielten die
Waffe so behutsam wie ein zartes Beutelkind. Noch immer ging
ein seltsames Schimmern von der geheimnisvollen Kugel aus.
»Sie haben den Wächter abgelenkt«, sagte Seven.
Tamaak nickte. »Ja. Er war nicht besonders gut gelaunt und
hätte Sie verletzen können.«
Seven kniff die Augen zusammen, hob den Phaser und richtete
ihn auf Shemaak. Ihre langen Finger bewegten sich, veränderten
die Einstellung der Waffe und justierten sie auf tödliche
Emissionen. Der besondere Glanz in den großen braunen Augen
der Skedaner deutete darauf hin, dass sie verstanden.
»Geben Sie mir die Waffe«, sagte Seven mit fester Stimme.
»Wenn Sie sich weigern, erschieße ich Shemaak.«
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Tamaak schüttelte langsam den Kopf. »Nein«, erwiderte er
sanft. »Ich behalte die Waffe. Und Sie werden Shemaak nicht
töten.«
Seven musterte den Skedaner verwirrt. »Ich habe schon des
öfteren getötet«, sagte sie. »Und es wird wieder geschehen.
Warum sollte ich Shemaak verschonen?«
»Weil meine Partnerin in Ihnen weilt«, erklärte Tamaak. »Und
sie versteht. Sie verstehen ebenfalls, Seven of Nine. Alle in Ihnen verstehen.«
»Das ist inkorrekt. Ich verstehe nicht.«
Tamaak Vriis schloss halb die Augen – das skedanische
Äquivalent eines Lächelns. »O doch, Sie verstehen. Sie wissen,
was es mit der Waffe auf sich hat. Auf diesem Planeten und
sogar im ganzen Lhiaarianischen Reich gibt es niemanden, der
besser versteht, warum wir hier sind und was wir beabsichtigen.
Geben Sie uns die Möglichkeit, unsere Mission zu einem
erfolgreichen Ende zu bringen.«
»Ich muss mich an meine Befehle halten.«
»Sie haben die Anweisungen des Captains schon einmal
missachtet, und es wird wieder geschehen«, sagte Tamaak ruhig
und wiederholte damit ihre eigenen Worte. »Inzwischen sind Sie
imstande, geistige Manipulationsversuche sofort zu bemerken,
und deshalb verzichte ich darauf. Ich bitte Sie nur darum, der
Stimme Ihrer Seele und Ihres Herzens zu lauschen. Treffen Sie
Ihre Entscheidung auf der Grundlage dessen, was Sie hören. Wir
werden nicht versuchen, Sie aufzuhalten. Dies ist der Moment,
in dem sich unser Schicksal erfüllt, und wir beugen uns seinem
Urteil.«
Der Phaser blieb auf Shemaak gerichtet. Wie dumm. Die
kugelförmige Waffe war nach den Assimilationen der Skedaner
durch die Borg entwickelt worden. Deshalb konnte sie gar nicht
darüber Bescheid wissen…
Seven erschauerte. Rhiv, Tamaaks ermordete Partnerin, wusste
Bescheid. Ebenso Keela. Auch Amari, Druana, To-Do-Ka,
Zarmuk und Shrri. All jene Selbstsphären, die ihr Bewusstsein
teilten, begriffen, welche Konsequenzen der Einsatz der
skedanischen Waffe haben würde.
Seven fühlte sich der Panik nahe. Was bewirkt die Waffe? Sagt
es mir!
Doch plötzlich herrschte Stille hinter ihrer Stirn.
Von einem Augenblick zum anderen flogen dreiundzwanzig
schwarze Vögel an ihr vorbei. Wenn sie real gewesen wären,
hätte die von ihren Flügelschlägen verdrängte Luft Seven
vermutlich das Haar zerzaust. Sie kreisten über den Skedanern
und krächzten laut. Seven hob den Blick, beobachtete die Raben
und wünschte sich ihr Wissen – ein Wissen, von dem die
Skedaner behaupteten, dass es sich irgendwo in ihr verbarg.
Ein ›Mord‹ von Krähen.
Eine ›Unfreundlichkeit‹ von Raben.
Der Phaser rutschte aus einer erschlaffenden Hand und fiel auf
den Boden. Seven of Nine riss die Augen auf, als jähes
Verstehen wie eine Nova in ihr gleißte. Ihr Herzschlag schien
auszusetzen, und sie glaubte
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