Voyager 018 - Seven of Nine
Schreie, die um ihn herum erklangen. Gelegentlich
reckte er den langen Hals, um sich zu vergewissern, dass der Ku
ihn nicht aus den Augen verloren hatte. Da konnte er völlig
unbesorgt sein: Das große Insekt lief mit sechs langen Beinen
und war ganz auf die Verfolgung konzentriert.
Innerlich zögerte er einige Sekunden lang, obwohl er auch
weiterhin lief. Hatte Tamaak vielleicht Recht? War sein
Verhalten Seven of Nine gegenüber wirklich falsch gewesen?
Ganz gleich, wie die Antwort lautete: Die Borg hätte sich
bestimmt gefreut, ihn in einer solchen Lage zu sehen. Eine
Flucht, die eigentlich gar keine war. Der Versuch, dem
grässlichen Ku zu entkommen und gleichzeitig zu hoffen, dass
er die Verfolgung nicht aufgab…
Ich hoffe, du erfährst irgendwie von meinem Tod, dachte er grimmig. Ganz automatisch fokussierte er seine Gedanken auf
sie, obgleich er wusste, dass die Entfernung zu groß war – an
Bord des Schiffes konnte sie seine Signale sicher nicht
empfangen. Als seine Gedanken Sevens Bewusstsein berührten,
war er so verblüfft, dass er fast gestolpert und gefallen wäre.
Sie befand sich hier, auf dem Planeten, und zweifellos suchte
sie nach den Skedanern. Die Reue verschwand schlagartig aus
Imraak, wurde fortgespült von einer roten Flut aus Zorn und
Panik. Er schickte sich an, für das zu sterben, woran er glaubte,
und sie war hier, benutzte ihre verdammten Borg-Implantate, um die Pläne der Skedaner zu vereiteln.
Imraak wollte seine Gedanken konzentrieren, um ihr einen
letzten mörderischen Impuls zu schicken – wen kümmerte es,
wenn Janeway herausfand, wer ihre Borg auf dem Gewissen
hatte? Doch dazu kam er nicht mehr. Heißer Schmerz brannte
ihm durch den Rücken, und er fiel, prallte hart auf den Boden.
Die Pein hinderte ihn daran, den Sturz mit den Armen
abzufangen. Er versuchte, sich zu bewegen, aber der Körper
gehorchte ihm nicht mehr. Imraak begriff, dass er ein weiteres
Opfer der Ku und ihrer gefürchteten Waffe geworden war, die
den Körper lähmte, bis das Ritual der Zerstückelung stattfinden
konnte.
Aus weit aufgerissenen Augen starrte Imraak zu dem Insekt
empor, das sich nun über ihn beugte. Gegen den Ku konnte er
nichts ausrichten, aber dafür stand ihm eine andere Möglichkeit
zur Verfügung. Er hatte dafür gesorgt, dass Shemaak, Tamaak
und der Waffe keine unmittelbare Gefahr mehr drohte. Jetzt
konzentrierte er sich auf die eigene Situation.
Er lenkte seine Gedanken nach innen, als ihn der Ku so
mühelos hochhob, als sei er federleicht. Imraak stellte sich sein
Herz vor – Furcht und Anstrengung ließen es schneller klopfen
als sonst –, bis er es wirklich sah.
Langsamer. Schlag langsamer, Herz. Pumpe nicht mehr das
warme Blut durch den Körper, das die Ku so sehr verabscheuen.
Es wird Zeit zu ruhen. An jedem Tag meines Lebens hast du
zuverlässig geschlagen, aber jetzt werd’ langsamer.
Langsamer.
Langsamer.
Hör auf zu schlagen.
22
Der Blick von Seven of Nine wechselte zwischen den Anzeigen
des Tricorders und der Straße hin und her, als sie mit langen
Schritten in Richtung Zentrales Oktogon ging. Die Skedaner
befanden sich direkt voraus, und einer von ihnen wandte sich
plötzlich in eine andere Richtung. Seven runzelte die Stirn und
rejustierte den Tricorder, so dass er auf die energetischen
Emissionen der skedanischen Waffe reagierte.
Derjenige, der die Gruppe verlassen hatte, führte sie nicht bei
sich. Seven schenkte ihm keine Beachtung und folgte den
anderen beiden.
Ihr Blick war auf die Anzeigen des Ortungsinstruments
gerichtet, als sie gegen ein Hindernis stieß. Es erwies sich als
hart und gab nicht nach wie die weichen Körper gewöhnlicher
Lebewesen. Verärgert sah sie auf.
Und starrte in die Facettenaugen eines Ku.
Spezies 13. Insekten mit der Möglichkeit, die Dichte ihres
Exoskeletts zu verändern, um sich unterschiedlichen
Umweltbedingungen anzupassen. Feindselig und intelligent.
Die Fühler zitterten, und ein unangenehmer Geruch ging von
dem Wesen aus. Seven versuchte, nicht die Nase zu rümpfen.
Durch die Verbindung mit dem Kollektiv wusste sie von den
Ku, obwohl sie noch nie einem begegnet war.
»Eine Warme«, sagte das Insekt. Der Translator gab seiner
Stimme einen scharfen, mechanischen Klang. »Noch besser:
eine Borg-Warme. Wir werden dich zerstückeln und
verschlingen, Warme, wenn unser Anführer das Zeichen dafür
gibt.«
»Irrtum«, erwiderte Seven ruhig. Sie trat vor und hob
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