Voyeur
erzählen, warum? Schäm
dich!»
Ich spürte, wie mein Gesicht glühte. «Das weißt du bereits. Dies ist … dies ist die beste Möglichkeit für mich, um … um Anna selbst zu besitzen. Ich glaube, das ist nicht zu viel verlangt.»
«Ach nein?» Zeppo warf mir halb lächelnd einen Blick zu. «Denkst du nicht, dass Anna auch etwas dazu sagen möchte? Oder glaubst
du wirklich, dass sie nichts dagegen hat, wenn du in der ersten Reihe sitzt?»
Ich schaute in mein Glas. «Anna muss nichts davon wissen.»
Zeppos Lächeln wurde breiter. «Aha, jetzt verstehe ich. Du willst eine private Peepshow! Du durchtriebener alter Voyeur,
du!»
«Musst du alles schlechtreden?»
«Schlechtreden? Einen Typen umlegen lassen, damit du dich sabbernd in einem Schrank verstecken kannst, um zuzugucken, wie
seine Freundin von einem bezahlten Hengst gedeckt wird, ist nicht gerade ein nobles Unternehmen, oder?»
«Ich glaube nicht, dass dich deine moralische Bilanz dazu berechtigt, jemanden zu kritisieren.»
«Wer kritisiert denn? Alles läuft darauf hinaus, dass du dir einen runterholen willst, und wenn du es gern auf diese |338| Weise hast, dann ist das deine Sache. Ich weise nur darauf hin, dass du dich nicht gerade als Tugendwächter eignest.»
«Ich habe mir gedacht, dass du es nicht verstehst.»
«Oh, ich verstehe es sehr gut. Wahrscheinlich besser als du.» Sein Grinsen machte mich rasend.
«Im Grunde interessiert es mich auch nicht, ob du es verstehst oder nicht. Ich will nur wissen, ob ich mit dir rechnen kann.»
Das Leder quietschte, als er sich noch weiter auf das Sofa zurückfallen ließ. «Und wenn nicht?»
«Vergisst du da nicht gewisse Fotos?»
«Scheiß drauf. Jetzt traust du dich sowieso nicht mehr, sie zu benutzen. Also, was ist, wenn ich nicht mitmache?»
Ich setzte eine ausdruckslose Miene auf. «Dann werde ich einen anderen finden.»
«Glaubst du, dass dir das gelingt?»
«Es wäre umständlich, aber ich wüsste nicht, was dagegen spricht.»
«Und was ist mit dem Honorar, das du mir bereits schuldest?»
«Ich denke, dass man sich einigen könnte. Aber da du nicht das getan hast, wofür ich dich ursprünglich engagiert habe,
würde es wahrscheinlich nicht besonders hoch sein.»
«Und was ist mit Marty?»
«Das würde ich berücksichtigen. Allerdings war es nur ein Nebenpunkt, nicht der Hauptauftrag.»
Zeppo schüttelte grinsend den Kopf. «Donald, du bist unglaublich. Ein Wichser, aber unglaublich. In Ordnung, was soll’s.
Wenn du einem Künstler bei der Arbeit zuschauen möchtest, wie könnte ich dir dann den Spaß verderben?»
|339| Er redete mit mir wie mit einem Kind, dem er einen Gefallen tut, aber es war mir egal. Ich nahm einen Schluck Brandy, um
mich zu beruhigen und um meine Erleichterung zu verbergen.
«Aber Anna ist immer noch ein kleines Problem, oder?», fuhr er fort. «Wie willst du es hinkriegen, dass sie nicht merkt,
dass sie es vor Publikum treibt? Oder hast du nichts mehr dagegen, sie unter Drogen zu setzen?»
«Nein», sagte ich entschieden. «Auf keinen Fall.»
«Wieso? Dann wäre ihr alles egal. Du könntest hinterher selbst noch ran, wenn du willst.»
«Das ist ein widerlicher Vorschlag.»
Er lachte. «Ich wusste, dass er dir gefällt. Keine Angst, war nur Spaß. Ich glaube nicht, dass ich Lust auf einen Dreier
mit dir hätte. Trotzdem finde ich die Idee mit den Drogen gar nicht so schlecht. Das würde die Sache wesentlich vereinfachen.»
«Nein. Das kommt nicht in Frage.» Ich hatte mir nicht die ganze Mühe gemacht, nur um Anna betäubt im Drogennebel zu erleben.
Zeppo zuckte mit den Achseln. «Okay. War nur eine Idee. Aber wo wir schon mal beim Thema sind …» Auf dem Couchtisch stand eine kleine lackierte Holzschatulle. Er öffnete sie und nahm einen Spiegel und eine Portion weißes
Pulver heraus. Dann teilte er das Pulver auf dem Spiegel in zwei schmale Linien, lächelte mich an und zog sie ungeniert durch
die Nase ein, eine Linie für jeden Nasenflügel.
«Wow.» Während er das Pulver einatmete, blinzelte er ein paarmal. «Das geht ab. Du auch?»
«Nein danke.»
|340| «Wie du willst.» Er legte den Spiegel zurück in die Schatulle, machte sie zu und rieb sich die Augen. «Okay, also keine
Drogen.»
«Sollte mich diese kleine Vorstellung erschrecken?»
«Wie kommst du denn darauf? Mir war nur gerade danach. Das Zeug hilft mir beim Nachdenken. Wenn du übrigens mal was brauchst,
sag Bescheid. Ich habe ziemlich vernünftige
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