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Voyeur

Titel: Voyeur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Beckett
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Enttäuschung hatten an meinen Nerven gezerrt. Ich war nicht in der Stimmung für seine Primadonna-Allüren.
     «Nein, hast du nicht», sagte ich leise, aber bestimmt. «Und wenn, dann kann es warten.» Einen Augenblick sah er mich überrascht
     an, dann grinste er.
    «Ach, du bist heute hart drauf, was?» Ich sagte nichts. Wir starrten uns an, und während sich der Moment dehnte, |78| erinnerte ich mich daran, wo wir waren, und wurde schwach. Doch als ich gerade wegschauen wollte, zuckte er mit den Achseln.
     «Okay, scheiß drauf. Ich kann auch gleich den ganzen Abend in die Tonne hauen.» Obwohl er es leichthin sagte, war ich zufrieden,
     die Machtprobe gewonnen zu haben.
    Auf meinen Vorschlag hin teilten wir vier uns ein Taxi. Zeppo und ich saßen auf den Klappsitzen Anna und Marty auf der Rückbank
     gegenüber. Ich wartete darauf, dass Zeppo etwas sagte, doch offensichtlich wollte er nach seiner Kapitulation nicht mehr
     die Initiative ergreifen. Ich schaute auf meine Uhr. «Also, ich weiß nicht wie es bei Ihnen aussieht, aber ich finde, wir
     haben einen Drink verdient, nachdem wir das durchgestanden haben. Es ist noch nicht spät. Hat jemand Lust auf einen Schlummertrunk?»
    Nachdem er lange genug geschwiegen hatte, um mir Sorgen zu machen, nahm Zeppo den Vorschlag auf. «Wenn jemand Interesse
     hat, ich bin Mitglied in einem Privatclub, der nicht weit von hier ist. Da könnten wir hingehen.»
    Das gefiel mir nicht. Ich konnte mir gut vorstellen, in welcher Sorte Club Zeppo Mitglied war. Andererseits war es zu viel
     von ihm erwartet, dass er kooperierte und gleichzeitig einen zivilisierten Vorschlag machte. Ich täuschte Begeisterung vor.
     «Das hört sich doch gut an.» Ich schaute Anna und Marty an. «Sollen wir?»
    Sie warf ihm einen Blick zu. Er war den ganzen Abend still gewesen. Ich fand, er wirkte ein bisschen eingeschüchtert von
     Zeppo, was mir eine gewisse Genugtuung verschaffte. «Na ja   …», begann er.
    «Na los, auf geht’s», meinte Zeppo und schaute von ihm zu Anna. «Nach dem Abend haben wir uns wirklich einen |79| Drink verdient. Nur einen, dann könnt ihr von dort ein Taxi nehmen. Es liegt praktisch auf dem Weg. Okay?»
    Ohne auf eine Antwort zu warten, wandte er sich an den Fahrer, um ihm das neue Ziel mitzuteilen. Marty schaute erst ihn
     an, dann Anna. Sie lächelten sich an, als wären sie allein. Ich sah, wie Marty seine Hand auf Annas Knie legte und es sanft
     drückte. Als Zeppo sich wieder umdrehte, saßen sie da wie zuvor.
    «Alles geregelt. In fünf Minuten sind wir da», sagte Zeppo. Marty schob seine Brille zurecht.
    Der Club war nicht ganz so schlimm, wie ich befürchtet hatte. Ich hatte einen Nachtclub erwartet und war erleichtert, dass
     es weder Blitzlichter noch laute Musik gab. In anderer Hinsicht entsprach er dennoch genau der Sorte Lokalität, in der ich
     mir Zeppo vorstellte: grell, aufdringlich und oberflächlich. Er war gefüllt mit jungen Schickimickis und großzügig mit Spiegeln
     ausgestattet, um selbst den anspruchsvollsten narzisstischen Appetit zu befriedigen. Ich fühlte mich völlig fehl am Platz,
     und Marty wirkte genauso, ob er es nun fühlte oder nicht. Zeppo dagegen war ganz in seinem Element.
    «Hey, da sind ein paar Freunde von mir», sagte er, ging zu einem vollbesetzten Tisch und überließ es uns, ihm zu folgen.
    «Sind Sie schon einmal hier gewesen?», fragte ich Anna, als wir hinterhergingen.
    «Nein. Ich kannte den Club gar nicht.» Sie senkte ihre Stimme. «Gott, sind das hier alles Models?»
    «Ich nicht», brummte Marty. «Ich glaube, Donald auch nicht. Glaubst du, die bedienen uns hier überhaupt?»
    |80| Anna starrte einer auffallenden Schwarzen in Bikinioberteil und Minirock hinterher. «Ich komme mir völlig langweilig vor.»
    «Dazu haben Sie überhaupt keinen Grund», sagte ich. «Sie stellen die meisten Frauen hier in den Schatten.» Ich meinte es
     ernst. Das schrille, nichtssagende Äußere der anderen Gäste berührte mich nicht.
    Zeppo hatte uns an dem Tisch bereits Sitzplätze organisiert. «Leute, das sind Anna, Donald und Marty.» Er spulte eine Liste
     Namen ab, die ich sofort wieder vergaß. Marty und ich wurden abweisend betrachtet, Anna erregte mehr Aufmerksamkeit.
    «Ich hole was zu trinken», sagte Zeppo und verschwand, ohne zu fragen, was wir wollten. Die Leute am Tisch setzten ihr
     angeregtes, leicht hysterisches Gespräch fort, als wären wir nicht da. Erst als Zeppo zurückkam, existierten wir wieder
     für

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