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Voyeur

Titel: Voyeur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Beckett
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ist das?»
    «Mach ihn auf und schau nach.»
    Ich beobachtete, wie er sein Glas abstellte und die Fotografien herausgleiten ließ. Als er sich die erste anschaute, stutzte
     er kurz. Dann blätterte er mit gespielter Lässigkeit durch den Rest.
    «Wo hast du die her?» Er legte sie neben sich. Seine Stimme klang ruhig, aber keineswegs beruhigend.
    «Von einem Geschäftspartner. Er ist auf etwas – sagen wir mal – ‹seltenere› Kunstgattungen spezialisiert als die meisten Händler.
     Ich war überrascht, diese Bilder zu sehen. Normalerweise handelt er nicht mit fotografischem Material, aber die starken
     klassischen Themen dieser Fotos haben ihn offenbar begeistert. Außerdem sind sie recht gut gemacht. Man könnte sie wohl mit
     Fug und Recht als Kunst anstatt als Pornographie bezeichnen, obwohl ich mir nicht sicher bin, dass jeder zustimmen würde.»
    «Wie lange hast du sie schon?»
    Ich sammelte sie ein und steckte sie in den Umschlag zurück. «Eine ganze Weile. Ich bin bereits vor Monaten auf sie gestoßen,
     lange bevor ich auch nur geahnt habe, dass ich deine Dienste benötigen würde. Natürlich habe ich dich sofort erkannt. Das
     ist ein Nachteil, wenn man so ein markantes Gesicht hat. Damals habe ich mir allerdings nichts dabei gedacht. Du warst nur
     jemand, den ich hin und wieder auf Partys traf, und da ich nicht besonders an Fotografie interessiert bin, egal welches
     Sujet, hielt sich meine Freude in Grenzen. Tatsächlich hatte ich sie völlig vergessen, bis ich |113| beschloss, dass ich wegen Anna und Marty Hilfe brauchte. Dann erschienst du mir wie der ideale Kandidat. Ich suchte also
     wieder meinen Geschäftspartner auf, der, wie es der Zufall wollte, die Fotos noch hatte.»
    Zeppo schaute mich kühl an. «Was hast du mit ihnen vor?»
    «Was ich mit ihnen vorhabe?» Ich zuckte die Achseln. «Gar nichts. Aber ich dachte, jetzt wäre der richtige Augenblick, dich
     wissen zu lassen, dass ich sie habe. Besonders da du auf einigen Bildern genau das machst, was wir gerade besprechen.»
    Er versuchte, gleichgültig zu klingen. «Na und? Ich bin Dressman, kein Politiker. In meiner Branche geht keiner auf die
     Barrikaden wegen Schwulenfotos.»
    Ich lächelte. «Vielleicht nicht. Aber ein paar deiner Partner sehen ein wenig   … jung aus, oder? Noch im Schulalter, würde ich sagen.»
    Sein Gesicht wurde weiß. «Hör zu, du alter Scheißkerl, versuch nicht, mich zu erpressen. Das würde dir nicht gefallen.»
    «Bestimmt würde es keinem von uns gefallen. Obwohl ich mir sicher bin, dass es dir noch weniger gefallen würde, wenn Kopien
     dieser Bilder unter bestimmten Leuten in Umlauf kämen. Ich könnte mir vorstellen, dass so etwas keiner Karriere besonders
     guttun würde. Aber du musst dir deshalb keine Sorgen machen. Wir haben eine perfekte Geschäftsbeziehung, und die würde ich
     nicht im Traum aufs Spiel setzen. Nein, ich wollte dich einfach daran erinnern, dass ich nichts von dir verlange, was du
     nicht schon früher getan hast, mehr nicht.»
    |114| «Das war etwas anderes. Es ist lange her, und ich brauchte das Geld.»
    «Zeppo, du musst dich mir gegenüber nicht rechtfertigen. Ich weise lediglich darauf hin, dass du das, was du einmal für
     Geld getan hast, auch wieder tun kannst. Und dieses Mal für beträchtlich mehr.»
    «Was hält mich davon ab, diese Bilder jetzt einfach mitzunehmen?»
    «Gar nichts. Du kannst sie sogar an deine Freunde verteilen. Ich habe mehrere Kopien. An verschiedenen Orten, versteht sich.»
    Er sah mich finster an. Zum ersten Mal wurde mir klar, dass er zu Gewalt fähig war. «Du fettes, schmieriges, aufgeblasenes
     Arschloch.»
    «Diese Art zu reden hilft uns nicht weiter. Und, sind wir uns jetzt einig?»
    Zuerst antwortete er nicht. Dann nickte er kurz und widerwillig. «In Ordnung. Aber du machst einen Fehler.»
    Ich dachte, er will mir drohen. «Und weshalb?»
    «Weil es eine schlechte Idee ist.»
    «Du scheinst plötzlich deine Meinung geändert zu haben. Vor einem Augenblick hast du gesagt, dass es einen Versuch wert wäre.»
    «Ja, mit einem anderen. Nicht mit mir. Was ist, wenn Anna es herausfindet? Ich dachte, es geht vor allem darum, dass ich
     mit ihr im Bett lande. Wenn sie herausfindet, dass ich versuche, ihren Freund zu vögeln, wird sie nicht besonders begeistert
     sein, oder?»
    «Wenn wir es richtig angehen, wird sie es nie erfahren. Ich kann mir nicht vorstellen, dass Marty ihr etwas erzählt.»
    |115| Er zuckte mürrisch mit den Achseln.

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