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Voyeur

Titel: Voyeur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Beckett
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nehmen. Ich weiß wirklich nicht, was ich sonst getan hätte.»
    Jetzt, wo sie sich darauf eingelassen hatte, war Anna offenbar schon im Vorfeld ganz aufgeregt. «Freuen Sie sich nicht zu
     früh. Ich habe so etwas noch nie gemacht. Vielleicht vermassele ich es ja.»
    |119| «Meine Liebe, Sie werden Ihre Sache hervorragend machen. Ich habe vollstes Vertrauen in Sie. Sie müssen nur die Hand heben,
     bis Sie entweder alle anderen überboten haben oder das Gebot Ihre Grenze überschreitet. Mehr steckt nicht dahinter.»
    «Na gut, wenn Sie mir wirklich vertrauen.» Sie lachte. «Im Grunde ist es ziemlich aufregend. Ich wollte schon immer bei einer
     großen Auktion mitbieten.»
    «Dann freue ich mich, dass ich Ihnen die Gelegenheit dazu gegeben habe, bevor Sie uns verlassen. Ich kann Ihnen gar nicht
     sagen, wie dankbar ich Ihnen bin. Solange Sie sich sicher sind, dass es keine zu großen Unannehmlichkeiten bereitet. Sie
     müssen sich nicht verpflichtet fühlen.»
    «Nein, keine Sorge. Wirklich. Ich freue mich darauf.»
    «Und Marty hat bestimmt nichts dagegen?» Martys Wünsche zu berücksichtigen fiel mir leicht, solange ich wusste, dass sie
     nicht meine eigenen störten.
    «Natürlich nicht. Ein paar Tage wird er wohl ohne mich zurechtkommen.» Ihre Miene heiterte sich plötzlich auf. «Eigentlich
     spricht doch nichts dagegen, dass er mitkommt, oder? Wir könnten das zweite Flugticket und den Aufpreis für ein Doppelzimmer
     zahlen. Allerdings nur, wenn Sie nichts dagegen haben.»
    Ich rang mir ein Lächeln ab. «Natürlich nicht. Aber würde es nicht ziemlich langweilig für ihn werden? Nicht jeder hat Spaß
     daran, in einem Auktionssaal herumzusitzen.»
    Es war zwecklos. «Ach, Marty wird das nichts ausmachen», sagte sie. «Außerdem muss er ja nicht dabei sein, wenn er nicht
     will. Wir können den Rest der Zeit zusammen verbringen.»
    «Ja, wahrscheinlich.»
    |120| Sie schaute auf ihre Uhr. «Ich warte noch eine Viertelstunde, dann rufe ich ihn an. Bis dahin müsste er wieder in der Uni
     sein.»
    Sie schien von der Idee sehr angetan zu sein. Ich ging ins Büro, wo ich nicht länger eine begeisterte Fassade aufrechterhalten
     musste. Das hatte ich nicht vorausgeahnt. Wenn Marty sie begleitete, hätte ich mir alle Mühen umsonst gemacht, ganz zu schweigen
     von den beträchtlichen Kosten. Darüber hinaus würde ich mir eine andere Möglichkeit ausdenken müssen, um Marty zu isolieren,
     und dafür blieb nur noch herzlich wenig Zeit.
    Meine Abneigung gegen ihn wurde neu entfacht. Selbst bei dieser Sache behinderte er mich. Es war ein weiterer Minuspunkt auf
     meiner Liste. Mit diesen Gedanken saß ich da und wartete.
    Nach einer Weile hörte ich, wie Anna unten den Hörer abnahm. Ich widerstand der Versuchung, dem Gespräch zu lauschen. Einmal
     war es mir zufällig und unbemerkt gelungen. Dass ich auch ein zweites Mal Glück hatte, glaubte ich nicht.
    Eine Ewigkeit schien vergangen zu sein, ehe mir ein zweites Läuten sagte, dass ihr Gespräch beendet war. Auf alles gefasst,
     ging ich wieder nach unten. Anna stand noch neben dem Telefon. Als ich sah, wie niedergeschlagen sie wirkte, hatte ich sofort
     bessere Laune.
    «Ich habe gerade mit Marty gesprochen», sagte sie. «Er kann nicht mitkommen.»
    «Ach, wie schade.»
    «Ja. Er sagt, er hat in der Uni noch zu viel zu erledigen.» Sie lächelte und versuchte, ihre Enttäuschung zu überspielen.
    |121| «Na ja, es ist ja nur für drei Tage, oder? Und manchmal ist es gar nicht schlecht, wenn man sich ein bisschen rar macht.»
    «Ja, wahrscheinlich.»
    «Ich weiß, dass es kein Trost ist, aber ich werde Ihnen einen Bonus geben, damit Sie wissen, wie dankbar ich bin.»
    «Ach was, das müssen Sie nicht! Im Grunde bekomme ich doch umsonst Urlaub.»
    Die Erleichterung machte mich großzügig. «Aber Sie holen für mich die Kohlen aus dem Feuer, und das weiß ich sehr zu schätzen.
     Wenn Sie zurück sind, möchte ich, dass Sie und Marty zu einer Aufführung oder in ein Restaurant Ihrer Wahl gehen. Auf meine
     Kosten.»
    Anna beugte sich vor und küsste mich auf die Wange. Obwohl ihre Lippen kühl waren, schien meine Haut danach zu glühen.
    «Wenn Sie noch netter zu mir sind, werde ich es am Ende gar nicht schaffen, Sie zu verlassen.»
    «Ich werde Sie beim Wort nehmen», sagte ich und errötete.
     
    *
     
    Ansonsten verlief alles reibungslos. Am Morgen ihres Abflugs fuhr ich Anna zum Flughafen. Marty begleitete uns. Sie saßen
     zusammen auf dem Rücksitz des

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