Voyeur
riskant.» Ich sagte nichts. «Mit jemandem zu schlafen ist eine Sache,
aber das …» Er schaute mich an und wartete auf meine Reaktion.
«Du hast die Wahl.»
Er begann wieder, den Kopf zu schütteln. Aber sein Blick |149| schweifte ständig zum Bild. «Nein … Ich meine, wie können wir sicher sein, dass wir nicht geschnappt werden?»
Ich hatte ihn. Ich bemühte mich, nicht zu überheblich zu lächeln, nahm seinen Arm und führte ihn zurück ins Wohnzimmer.
«Warum besprechen wir das nicht bei einem weiteren Drink?», meinte ich.
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|150| Kapitel 10
Am folgenden Abend rief ich Marty kurz vor sechs Uhr zu Hause an. Wie erwartet, wurde nicht abgenommen. Doch statt aufzulegen,
ließ ich das Telefon weiterklingeln. Ich wollte, dass es klingelte, wenn er nach Hause kam. Und solange ich in der Leitung
war, konnte ihn niemand erreichen.
Anna hatte sich am Vormittag bei mir gemeldet. Ich war erst spät in die Galerie gekommen. Da es fünf Uhr geworden war, bis
Zeppo und ich alles durchgesprochen hatten, hatte ich den Wecker nicht gehört. Als sie anrief, hatte ich gerade erst aufgeschlossen,
und zum ersten Mal verspürte ich keine Lust, mit ihr zu sprechen.
«Ist alles in Ordnung?», fragte ich.
«Alles bestens. Tut mir leid, wenn ich Sie störe, aber ich habe über die Auktion heute Abend nachgedacht. Da wir den Negretti
für weniger gekriegt haben, als Sie dachten, habe ich mich gefragt, ob ich für den Watteau ein bisschen höher gehen soll.
Ich wollte es nicht machen, ohne Sie zu fragen, aber ich dachte, Sie wollen vielleicht das Geld einsetzen, das Sie gespart
haben.»
Es fiel mir nicht leicht, auf die Frage einzugehen. «Nein, ich glaube nicht. Eigentlich möchte ich nicht mehr Geld |151| dafür ausgeben. Bleiben Sie einfach bei dem ausgemachten Limit.»
Sie klang enttäuscht. «Ach so. Na gut. Aber Sie sind mir nicht böse, dass ich gefragt habe, oder? Es ist mir erst gestern
Abend eingefallen, deshalb dachte ich, ich spreche lieber mit Ihnen darüber.»
«Ja, das haben Sie ganz richtig gemacht.» Plötzlich war es mir zu mühsam, Ausreden zu erfinden. «Genauer gesagt, ich habe
meine Meinung geändert. Ja, gehen Sie …» – in dem Moment fiel mir die Summe nicht mehr ein – «um das höher, was wir gespart haben», sagte ich müde.
«Wirklich? Dann finden Sie die Idee gut?» Ihre Aufregung war rührend, aber ich war mit den Gedanken woanders.
«Ja, sehr gut. Gut gemacht.»
«Danke. Ich kann die Auktion gar nicht abwarten. Soll ich Sie danach anrufen? Es wird bestimmt nicht zu spät werden.»
«Nein, das müssen Sie nicht. Vielleicht bin ich aus. Ich werde ja alles erfahren, wenn Sie morgen zurückkommen.» Ablenkung
konnte ich an diesem Abend überhaupt nicht brauchen. Erst recht nicht von Anna. Sie muss meine fehlende Begeisterung bemerkt
haben.
«Ist alles in Ordnung?»
«Ja, bestens. Ich … habe einen Kunden hier.»
«Ach so, tut mir leid! Das wusste ich nicht.»
«Entschuldigen Sie, aber ich lasse ihn lieber nicht länger warten.»
«Nein, natürlich nicht. Tut mir leid, wenn ich Sie gestört habe.»
«Schon in Ordnung. Ich bin froh, dass Sie angerufen |152| haben. Es war eine gute Idee. Aber jetzt muss ich auflegen. Viel Glück für heute Abend. Wir sehen uns dann morgen früh am
Flughafen.»
Sie hatte sich verabschiedet, und ich hatte aufgelegt. Erst dann war mir eingefallen, dass ich hätte fragen sollen, wann
sie Marty anrufen wollte. Doch vielleicht war es ganz gut, dass ich es nicht getan hatte. Ich war mir nicht sicher, wie
beiläufig ich geklungen hätte, außerdem wollte ich nicht, dass sie sich später daran erinnerte. Ich hatte mir einen Kaffee
eingeschenkt und auf Zeppo gewartet.
Es war später Nachmittag geworden, ehe er kam. Er klopfte an die Hintertür, so wie ich es ihm gesagt hatte. «Hast du alles?»,
fragte ich.
«Ja. Aber du hast mir nicht genug Geld gegeben. Ich musste noch etwas auslegen. Du schuldest mir also fünfzig Pfund.»
«Fünfzig?» Ich hatte ihm hundert gegeben. Ich hatte keine Ahnung, wie viel solche Dinge kosten, aber hundert Pfund waren
mir mehr als genug erschienen. Unsere Beziehung war keine, die auf Vertrauen basierte. «Hast du die Quittungen?»
Er seufzte übertrieben und reichte mir mehrere Kassenzettel. «Gott, bist du misstrauisch. Allein die Laken und die Plane
haben fast fünfzig gekostet. Wolltest du die Sachen etwa von der Steuer absetzen?»
«Natürlich nicht.» Ich
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