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Voyeur

Titel: Voyeur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Beckett
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machen!»
    |159| «Ich verstehe nicht, warum du dich so anstellst. Ihm nützen sie sowieso nichts mehr.»
    «Ich mache seine Zähne nicht kaputt!»
    Ich konnte sehen, dass er es ernst meinte. «Na schön, wenn du so empfindlich bist. Vielleicht spielt es keine Rolle. Es
     war nur eine Idee.» Ich hielt sie immer noch für eine gute. Ich hatte auch Farblöser mitgebracht, um seine Fingerabdrücke
     zu entfernen. Aber das war jetzt zweitrangig. «Fangen wir lieber mit dem Aufräumen an.»
    Zeppo leerte Martys Taschen und nahm ihm die Armbanduhr ab. Dann wickelten wir ihn in die Laken und die Plane ein und hievten
     das gesamte Bündel in einen großen Müllsack. Nachdem wir fertig waren, war ich erschöpft, und Zeppo schwitzte stark.
    «Mein Gott, ich brauche einen Drink», sagte er.
    «Später. Nachher hält dich noch die Polizei an, und du musst ins Röhrchen blasen.»
    «Ach, komm schon, Donald! Einer wird nicht schaden. Ich brauche jetzt was.»
    «Nein.»
    Wir starrten uns an. Obwohl ich gesehen hatte, was er gerade getan hatte, fühlte ich mich von ihm nicht bedroht. Überhaupt
     nicht. Er wirkte unruhig und war eher gereizt als unbeherrscht. Ich hielt seinem Blick stand, bis er mit den Achseln zuckte
     und wegschaute.
    «Okay, okay, dann trinke ich eben nichts. Kann ich wenigstens pinkeln gehen? Oder ist das auch zu riskant?»
    Während Zeppo auf der Toilette war, untersuchte ich die Sachen, die er aus Martys Taschen genommen hatte. Es handelte sich
     um ein Portemonnaie, das Kreditkarten und einen |160| relativ geringen Geldbetrag enthielt, sowie einen Pass und ein Adressbuch. Ich nahm das Geld aus der Brieftasche und zerbrach
     dann die Kreditkarten. Ich wollte nicht, dass Zeppo in Versuchung geführt wurde. Dann legte ich alles auf einen kleinen Haufen
     und öffnete den Koffer.
    Er enthielt nichts Interessantes: ein paar hastig gepackte Anziehsachen, einen Kulturbeutel, ein Scheckbuch und noch etwas
     mehr Geld. Marty war offenbar ein praktisch veranlagter Mensch gewesen. Abgesehen vom Geld legte ich alles zurück in den Koffer
     und wollte ihn gerade zumachen, als Zeppo zurückkam.
    «Na, ein bisschen Leichenfledderei?», fragte er grinsend.
    «Wenn es gegen deine Prinzipien ist, hast du wohl kein Interesse an dem Bargeld, das er dabeihatte, oder?»
    Er nahm das schmale Geldbündel und zählte es. «Nur nichts umkommen lassen, was?» Seine Augen leuchteten unnatürlich. Er schien
     plötzlich seine Selbstsicherheit wiedererlangt zu haben. Ich fragte mich, woran es lag.
    «Wenn du fertig bist, schlage ich vor, dass wir das da» – ich deutete mit einem Nicken auf den sperrigen Plastiksack – «ins
     Auto schaffen.»
    «Du musst mir helfen, es hochzuheben.» In seiner Stimme lag eine gewisse hämische Freude. Ich hatte den Verdacht, dass er
     es ganz gut allein schaffen würde, sagte aber nichts, als ich das Bündel anhob. Das meiste Gewicht schien auf meine Seite
     zu fallen, ehe Zeppo schließlich verkündete, dass er es hatte.
    Ich schaltete das Licht im Flur aus, bevor ich die Hintertür aufmachte. Draußen war es dunkel. Die Gasse auf der Rückseite
     des Gebäudes war unbeleuchtet, und die Lichter |161| von der Straße reichten nicht so weit. Kein Mensch war zu sehen, und als ich den Kofferraum öffnete, schirmte uns die Klappe
     vor den Blicken möglicher Passanten ab. Im Kofferraum lagen ein Spaten, eine Spitzhacke, ein Overall, Gummistiefel und
     ein Paar Handschuhe – der Rest von Zeppos Anschaffungen. Ich nahm die Sachen heraus und winkte ihn her. Er schwankte nach
     draußen und lud den Sack schnell im Kofferraum ab. Während ich alles wieder hineinlegte, holte Zeppo das Stemmeisen und Martys
     Koffer aus dem Lagerraum. Das Stemmeisen, das jetzt in Plastik eingewickelt war, legte er auf den Sack, den Koffer auf
     den Rücksitz. Nachdem das erledigt war, reichte ich Zeppo die Wagenschlüssel. Ich hatte widerwillig eingesehen, dass mein
     grauer BMW weniger verdächtig war als sein roter Sportwagen.
    «Hast du die Landkarte?», fragte ich. Er klopfte auf seine Tasche. «Und du weißt, wo du hinfährst?» Wir hatten lange darüber
     nachgedacht, wo Martys Überreste entsorgt werden sollten, und uns am Ende auf das Moorgebiet im Norden von Yorkshire geeinigt.
     Die Auswahl der genauen Stelle blieb Zeppo überlassen.
    «Wenn ich mich verfahre, frage ich einfach einen Polizisten.»
    Er stieg in den Wagen und startete den Motor. Die Scheinwerfer gingen an und warfen ein grelles Licht in die Gasse. Ich

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