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Voyeur

Titel: Voyeur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Beckett
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steht und dass sie weiterhin ein Auge nach ihm offen halten
     würden.» Während sie das Gespräch noch einmal durchlebte, wurde sie immer aufgewühlter. Wütend stellte sie ihren Kaffee ab.
     Ein bisschen schwappte auf die Untertasse. Anna bemerkte es nicht.
    «Ich habe ihm gesagt, dass es nicht reichen würde, ‹ein Auge offen zu halten›! Ich meine, Marty ist
verschwunden
, um Gottes willen! Man sollte doch annehmen, dass |188| sie wenigstens versuchen, ihn zu finden! Besonders jetzt, wo sogar seine Eltern anfangen, sich Sorgen zu machen! Aber dieser
     Polizist wurde nur unverschämt und meinte, es täte ihm leid, dass ‹mein Schatz› mich verlassen hätte, aber sie wären kein
     Detektivbüro, und man könnte nicht von ihnen erwarten, dass sie jeden finden, der von zu Hause wegläuft.»
    Sie hielt inne und versuchte, sich zu beruhigen. «Gott, ich war so wütend! Jedes weitere Wort habe ich mir gespart. Sonst
     hätte ich es hinterher bereut. Erst Martys Vater und dann dieser Polizist   … ich hätte bloß noch heulen können.» Sie holte tief Luft. «Ich bete nur zu Gott, dass die Botschaft irgendetwas unternimmt.
     Ich ertrage es nicht, noch länger untätig herumzusitzen, ohne etwas zu wissen. Wenn ich nicht bald etwas tue, egal was,
     werde ich verrückt.»
    Ob es mir gefiel oder nicht, es war klar, dass Anna sich nicht länger untätig mit Martys Verschwinden abfinden wollte. Und
     in diesem Moment beschloss ich, meine Taktik zu ändern.
    «In Ordnung», sagte ich energisch. «Überlegen wir, was wir tun können. Was die Polizei angeht, haben Sie bereits alles
     unternommen, was Sie konnten. Was ist mit der Botschaft? Haben Sie dort schon mit jemandem gesprochen?»
    «Ich habe gestern Abend angerufen, aber die zuständige Person war nicht da. Man hat mir gesagt, ich soll es heute Vormittag
     wieder versuchen.» Sie schaute auf ihre Uhr. «Jetzt müsste er wahrscheinlich zu erreichen sein.»
    «Gut, Sie rufen ihn an und verabreden ein persönliches Treffen. Bestehen Sie darauf, dass es dringend ist und noch heute
     Vormittag stattfinden muss. Lassen Sie sich nicht |189| abwimmeln.» Das hätte sie wohl sowieso nicht getan. «Ich fahre Sie jederzeit hin.»
    «Das ist nicht nötig. Ich komme schon zurecht.»
    «Das glaube ich gern, aber ich kann Ihnen ein bisschen moralischen Beistand geben. Und wo wir schon einmal dabei sind, welche
     Zeitung liest Marty?»
    Sie sah mich verwirrt an. «Den
Guardian
, wieso?»
    «Wir können eine Annonce in die Kleinanzeigen setzen. Eine Aufforderung an ihn, sich zu melden.»
    Die Aussicht, endlich etwas tun zu können, heiterte Annas Stimmung sichtlich auf. «Ich glaube eigentlich nicht, dass er
     die Kleinanzeigen liest, aber es kann nicht schaden, oder?»
    Ich lächelte zuversichtlich. «Ganz und gar nicht.»
     
    *
     
    Erst nach der Mittagspause konnte Anna jemanden von der amerikanischen Botschaft treffen. Trotz ihrer Proteste schloss ich
     die Galerie, ließ mich aber von ihr überzeugen, dass sie lieber allein zu dem Gespräch gehen wollte. «Dann wirke ich weniger
     wie eine hysterische Frau, die verlassen wurde und um die man sich kümmern muss», sagte sie.
    Ich wartete im Empfangsbereich auf sie. Der Raum war schlicht und hatte weiße Wände, an denen ein paar Bilder hingen, die
     jedoch langweilig und schwunglos waren. Ich nahm eines der weniger zerlesenen Magazine von dem niedrigen Tisch und versuchte,
     etwas Interessantes darin zu finden. Die Stühle standen vor den Wänden und waren auf die Mitte des Raums ausgerichtet. Nach
     einer Weile kam ein grauhaariger |190| und recht vornehm aussehender Mann herein, dessen Schuhe auf dem Parkettboden quietschten, und setzte sich. Wir beachteten
     uns nicht. Wenn wir uns nicht gerade räusperten oder eine Seite umschlugen, war es totenstill im Raum.
    Als ein Stück den Gang hinab eine Tür aufging, schaute ich hoch. Ein Mann mittleren Alters hielt sie für Anna auf. «Bitte
     melden Sie sich, wenn es weitere Entwicklungen gibt», sagte er. Ohne ihm zu antworten, ließ sie ihn mit zusammengepressten
     Lippen auf dem Gang stehen. Ich erhob mich und warf ihr einen fragenden Blick zu.
    «Es tut ihnen sehr leid, aber sie können sich nicht in ‹innere› Angelegenheiten einmischen», sagte sie. In ihrer Stimme
     lag eine sarkastische Schärfe – eine Seite an ihr, die mir bisher nicht aufgefallen war. «Wenn die Polizei ihn bereits auf
     die Vermisstenliste gesetzt hat, können sie nichts weiter tun. Da sein Visum

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