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Voyeur

Titel: Voyeur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Beckett
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nicht abgelaufen ist und alles darauf hindeutet,
     dass er freiwillig gegangen ist, sieht die Botschaft anscheinend keinen Grund, etwas zu unternehmen. Die Tatsache, dass
     ihn niemand gesehen hat und dass er einfach so jahrelange Forschungsarbeiten aufgegeben hat, spielt keine Rolle.» Sie ging
     so schnell, dass ich kaum mit ihr Schritt halten konnte. «Was soll man da machen, um Gottes willen?»
    Ich verbarg meine Befriedigung. «Ich weiß wirklich nicht, was ich sagen soll, Anna. Aber Sie haben wenigstens alles versucht.
     Wir müssen einfach hoffen, dass er auf die Anzeige im
Guardian
reagiert.»
    Sie erwiderte nichts. Wir gingen hinaus. Es war kalt und nieselte, und obwohl es erst Nachmittag war, begann es bereits
     dunkel zu werden. Auf dem Weg zum Wagen schwieg |191| Anna, was ich respektierte. Erst als wir davonfuhren, sagte sie wieder etwas.
    «Ich habe darüber nachgedacht, was der Polizist gesagt hat. Dass die Polizei kein Detektivbüro ist.» Sie hatte eine entschlossene
     Miene aufgesetzt. «Wenn die Polizei nicht versuchen will, Marty zu finden, dann engagiere ich eben jemanden, der es tun
     wird.»
    Das kam unerwartet. «Sie meinen einen Privatdetektiv?»
    Sie nickte. «Darauf hätte ich schon früher kommen sollen.»
    «Ist das nicht   … äh   …» Ich suchte nach Worten. «Glauben Sie, das wird etwas nützen?»
    «Keine Ahnung. Aber ich habe nicht viele Möglichkeiten, oder? Entweder ich engagiere einen Detektiv, oder es passiert nichts.
     Denn sonst wird niemand nach ihm suchen.»
    Ich versuchte, meinen Unmut in praktische Einwände zu verpacken. Als vor mir ein Wagen auf meine Spur wechselte, wäre ich
     fast mit ihm zusammengestoßen. Ich zwang mich, meine Aufmerksamkeit auf die Straße zu richten. Der letzte Unfall hatte mir
     bereits genug Probleme beschert. «Wie wollen Sie einen Privatdetektiv finden?»
    «Keine Ahnung. Im Branchenbuch, vielleicht.»
    «Aber woher wollen Sie wissen, ob er verlässlich ist? Ich hatte immer den Eindruck, dass einige dieser Leute am Rande der
     Gesetzlosigkeit arbeiten. Nachher bezahlen Sie jemanden, der nichts tut.»
    «Ich werde es darauf ankommen lassen müssen.»
    «Haben Sie eine Ahnung, wie viel so jemand für seine Dienste verlangt?»
    «Nein, aber Geld spielt ja wohl keine Rolle, oder?»
    |192| Der vorwurfsvolle Unterton in ihrer Stimme erschreckte mich. «Natürlich nicht. Ich meinte nur, dass Sie es sich vielleicht
     nicht leisten können.»
    «Ich kann das Geld nehmen, dass ich für Amerika gespart habe.»
    Meine Einwände hatten sie verärgert. Ich versuchte hastig, den Schaden zu reparieren. «Das müssen Sie nicht», sagte ich.
     «Ich wollte nur sagen, dass ich die Kosten sehr gerne übernehmen würde. Wenn Sie nichts dagegen haben.»
    Sie warf mir einen Blick zu. «O nein, das kann ich nicht annehmen!»
    «Warum denn nicht?»
    «Es geht einfach nicht. Sie haben schon genug getan.»
    «Meine liebe Anna, abgesehen davon, den Chauffeur zu spielen, habe ich überhaupt nichts getan. Ich kann unmöglich zulassen,
     dass Sie Ihre hart verdienten Ersparnisse ausgeben. Wenn ich schon nichts anderes tun kann, lassen Sie mich Ihnen wenigstens
     auf diese Weise helfen.»
    «Nein, wirklich nicht, Donald. Vielen Dank, aber das ist unnötig.»
    Doch mittlerweile gefiel mir die Idee, außerdem genoss ich die Gelegenheit, großzügig zu sein. «Ich weiß, dass es nicht
     sein muss, aber ich würde es sehr gerne tun. Nennen Sie es ein unbeschränktes Darlehen.»
    «Danke, aber das kann ich nicht annehmen. Wirklich nicht.»
    «Wenn Sie es nicht annehmen, bin ich beleidigt.» Anna wirkte unschlüssig. «Bitte.»
    Sie zögerte noch einen Augenblick und gab dann nach. «Okay. Ich   … äh. Danke.»
    |193| Bevor sie verlegen wegschaute, lächelte sie mich dankbar an. Und, da war ich mir sicher, mit aufrichtiger Zuneigung.
    Das war Lohn genug.
     
    *
     
    Anna hatte recht, man konnte Detektivbüros tatsächlich im Branchenbuch finden. Mir war vorher nie in den Sinn gekommen,
     dass solche Dinge so leicht ausfindig zu machen waren. Es gab zwar verhältnismäßig wenig Detekteien, doch wesentlich mehr,
     als ich erwartet hätte. Anna traf ihre Auswahl beinahe zufällig und suchte diejenigen Büros mit größeren und aufwändigeren
     Anzeigen aus, so als hoffte sie, dass sich darin deren Fachkenntnis und Erfolg widerspiegelten. Von diesen wurden all jene
     mit melodramatischen Namen schnell aussortiert. Schließlich blieben fünf Büros in der engeren Wahl, nachdem

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