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Voyeur

Titel: Voyeur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Beckett
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machen.»
    «Ja, aber es hat keinen Sinn, dass ich mir etwas vormache. |203| Oder dass ich Sie anblaffe. Sie haben ja nur gesagt, was ich bereits wusste. Martys Vater habe ich gestern Abend erst gar
     nichts von den Tickets erzählt, weil ich mir vorstellen konnte, was er dazu sagen würde.» Sie seufzte und schüttelte den
     Kopf. «Es tut mir wirklich leid, Donald. Ich habe mich wie eine dumme Kuh benommen. Das haben Sie nicht verdient.»
    Ich tätschelte ihre Hand. «Sie müssen sich nicht entschuldigen. Machen Sie sich deswegen bloß keine Gedanken.» Dann fragte
     ich beiläufig: «Also hat Martys Vater Sie wieder angerufen?»
    Sie schüttelte den Kopf. «Ich habe ihn angerufen. Ich dachte, es würde ihn freuen, dass ich etwas unternommen habe.»
    «Und, hat er sich gefreut?»
    «Wenn, dann hat er es sich nicht anmerken lassen. Er war auf jeden Fall keine Spur netter.» Sie zuckte mit den Achseln. «Ich
     weiß nicht, vielleicht bin ich ihm gegenüber auch ein bisschen ungerecht. Immerhin ist sein Sohn verschwunden, und für ihn
     bin ich vielleicht nur irgendein Flittchen, mit dem Marty seine Zeit vertan hat.»
    Diese Idee war widerlich. «Wohl kaum.»
    «Nein, aber das kann er ja nicht wissen, oder? Logisch, dass er ein bisschen misstrauisch ist. Außerdem hatte er beim Außenministerium
     genauso wenig Glück wie wir hier bei der Botschaft. Dadurch hat er bestimmt auch nicht gerade bessere Laune gekriegt.»
    Meiner Meinung nach war sie viel zu verständnisvoll. «Das ist alles trotzdem kein Grund, es an Ihnen auszulassen.»
    |204| «Nein, aber ich kann verstehen, dass er sich Sorgen macht.» Sie lächelte. «Ich habe Sie auch gerade angegriffen, obwohl
     Sie nichts gemacht haben, oder?»
    Mir fiel ein, was Zeppo gesagt hatte. Bei dem Gedanken, dass Anna herausfinden könnte, was wirklich geschehen war, lief
     mir ein kalter Schauer über den Rücken.
    «Machen Sie sich deswegen bloß keine Gedanken», sagte ich wieder, und das Gleiche wollte ich beherzigen.
     
    *
     
    Ich wartete fast genauso unruhig darauf, dass der Detektiv sich meldete, wie Anna. Obwohl ich mir immer wieder sagte, dass
     ich keinen Grund hatte, mir Sorgen zu machen, hielt sich ein hartnäckiger Zweifel. Mein Magen begann zu rumoren.
    Die ersten Ergebnisse waren jedoch ermutigend. «Eine Nachbarin hat gesehen, wie er entweder am Achten oder am Neunten dieses
     Monats am frühen Abend Ihre Wohnung verlassen hat», erzählte Simpson Anna. Er war in die Galerie gekommen und sah mit seinem
     Aktenkoffer und seinem Tweedjackett wie ein Versicherungsvertreter aus. Den Geruch nach Aftershave und Pfefferminz hatte er
     mitgebracht.
    «Eine Nachbarin?» Anna runzelte die Stirn. «Welche denn? Ich habe alle Nachbarn gefragt, die ich kenne.»
    Er warf einen Blick in den schmalen Hefter, der aufgeschlagen auf seinem Schoß lag. «Eine Mrs.   Jenner. Eine alte Dame. Sie wohnt fast genau gegenüber, in der Nummer zweiunddreißig.»
    |205| Anna sah überrascht aus. «Ich weiß, dass gegenüber eine alte Dame wohnt, aber ich habe nie mit ihr gesprochen. Ist sie sich
     sicher, dass es Marty war?»
    «Anscheinend. Sie hat auch gesagt, dass sie gesehen hat, wie Sie ein oder zwei Tage davor das Haus verlassen haben, ebenfalls
     mit einem Koffer.»
    «Ihr entgeht offenbar nicht viel, oder?»
    Simpson lächelte. «So eine Person gibt es in jeder Nachbarschaft. Das kann recht nützlich sein.»
    Bei der Erwähnung einer Zeugin hatte sich mein Magen zusammengezogen. «Sie sagten, sie hätte Marty entweder am Achten oder
     am Neunten gesehen. An welchem Tag genau, wusste sie nicht?»
    «Nein, sie konnte es nicht genauer sagen, was sie ziemlich bedrückt hat. Ihr Fernseher war kaputt, sonst hätte sie sich
     anhand des Programms an den Tag erinnert, sagte sie.»
    «Ich bin am Siebten abgereist», sagte Anna. «An dem Abend und am nächsten habe ich mit Marty telefoniert, es muss also der
     Neunte gewesen sein. Mittwoch.»
    Simpson schaute in seine Akte. «Es könnte auch der Abend davor gewesen sein, nachdem Sie mit ihm gesprochen haben. Aber da
     er am nächsten Tag in die Universität gegangen ist, können wir wohl davon ausgehen, dass es Mittwoch war. Sie sagten, Sie
     hätten ihn kurz nach sechs angerufen und die Leitung wäre besetzt gewesen. Es sieht also so aus, als hätte er mit jemanden
     gesprochen und wäre sofort danach mit einem gepackten Koffer verschwunden.» Er schaute Anna an. «Haben Sie noch irgendeine
     Idee, mit wem er gesprochen haben

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