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VT02 - Der gierige Schlund

VT02 - Der gierige Schlund

Titel: VT02 - Der gierige Schlund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael M. Thurner
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wollte ihr folgen…
    »Sagtest du nicht, wir sollen beisammen bleiben?« Zanders Pranke ruhte schwer auf seiner Schulter.
    »Aber ich muss ihr helfen…«
    »Und uns damit weiter schwächen?« Der Onkel schüttelte grimmig den Kopf. »Entweder kommt sie wieder zu Sinnen und kehrt um, oder…«
    »Dann gehen wir eben gemeinsam zurück!«
    Ein grässlicher Schrei ertönte.
    Ein ersticktes Gurgeln.
    Dann herrschte mörderische Ruhe.
    Aksama folgte ihnen auf Schritt und Tritt, und er würde sie alle erwischen.
    »Wenn es sich denn tatsächlich um einen alten Woormreiter handelt«, flüsterte Zander nach geraumer Zeit, »warum versuchst du dann nicht Kontakt mit ihm aufzunehmen?«
    »Ich habe schon mehrmals Hinweise an den Wänden hinterlassen«, sagte Kinga müde. »Zeichen, die er verstehen müsste. Aber er reagiert nicht.«
    »Still!«, forderte Knijge. Er blieb an einer seitlich wegführenden Röhre stehen; sie war viel zu eng, um sie zu benutzen. Möglicherweise hatte sie in früheren Tagen zur Belüftung gedient.
    »Was hörst du?«, fragte Kinga. Er trat zum Müller und drückte seinen Kopf möglichst nahe an den Abzug. »Da ist gar nichts«, sagte er nach geraumer Zeit enttäuscht. »Nur ein regelmäßiges Rauschen…«
    »Eben!« So etwas wie Hoffnung flackerte in Knijges Augen auf. »Ich kenne dieses Geräusch, habe es Tag und Nacht in den Ohren, wenn ich zu Hause das Getreide zu Mehl verarbeite.«
    »Du meinst… du hörst Wasser?« Zander trat ebenfalls näher, stets darauf bedacht, nicht aus der Diskussion ausgespart zu werden.
    »Ich bin mir ganz sicher. Herrliches Wasser, mit starkem Zug dahin fließend.« Ein schwärmerischer Ausdruck trat in Knijges Gesicht, als säße er im Schaukelstuhl in seiner warmen Stube und lauschte entspannt dem Gekrächze der Raaven.
    »Wasser… Fluss… Strömung…« Gedanken wirbelten in Kingas Kopf durcheinander, wollten zu keinem logischen Ganzen finden.
    »Was soll uns eine unterirdische Quelle helfen?«, fragte Zander. »Wasser gibt es hier unten genug.« Er zuckte mit den Schultern und wandte sich den beiden überlebenden Drillingsbrüdern zu. Sie teilten einen Kaupfriem und unterhielten sich leise.
    »Das ist kein Quellwasser«, sagte Knijge leise. »Irgendwo hier muss sich ein reißender unterirdischer Fluss befinden.«
    »… der irgendwo wieder ans Tageslicht tritt«, führte Kinga den Gedanken weiter. »Der uns möglicherweise erlaubt, von hier zu entkommen.« Er blickte Knijge an. »Du kennst sicherlich alle Wasserwege Kilmalies, nicht wahr?«
    »Das gehört zu meinem Beruf«, meinte der Müller stolz. »Die Dampfmeister und auch die Bauern greifen immer wieder auf die Erfahrungen meiner Familie zurück. Immerhin betreiben wir ein halbes Dutzend Mühlen.«
    »Dann überleg einmal, um welchen Fluss es sich hier handeln könnte.« Kinga schloss die Augen und konzentrierte sich. »Wir sind mittlerweile drei bis vier Kilometer Richtung Nordwesten durch den Berg marschiert, schätze ich. Kilmalie liegt gute zehn Kilometer südlich von hier…«
    »Der Wütende Herr!«, platzte Knijge heraus. »Er muss es sein!«
    Der Wütende Herr. Kinga überlegte, ob der Müller Recht haben könnte. Der wilde, kaum gebändigte Fluss besaß geringe Bedeutung für Kilmalie. Über unzählige Katarakte und tiefe Schluchten führte er sein dunkles Wasser wenige Kilometer an der Stadt vorbei. Er wurde gefürchtet, da sein Wasserstand keinerlei Regeln unterworfen zu sein schien. Manchmal brachte er riesige Mengen Schwemmland aus den Bergen mit sich, dann wiederum dümpelte er mit dröger Geschwindigkeit dahin.
    Und irgendwo, in dornigem Buschland, verlor sich seine Spur. Er verschwand im Nirgendwo. Um weit unterhalb des Hauptlandes, Kilometer entfernt, mit plötzlicher Vehemenz wieder zutage zu treten.
    »Wir müssen ihn finden!«, bestimmte Kinga. »Der Wütende Herr wird uns hier herausbringen.« Er informierte die Drillingsbrüder und Zander, machte ihnen Hoffnung und setzte sich erneut an die Spitze des klein gewordenen Zuges.
    Sie hatten wieder ein Ziel vor Augen.
    ***
    Zwei Tage oder mehr vergingen. Zeit verlor hier unten jegliche Bedeutung.
    Kinga dachte nur noch selten an Lourdes. Die Frau schien ihm verloren. Auch die Gruh beanspruchten nur noch einen kleinen Bestandteil seines Denkens, das aufs unmittelbare Überleben ausgerichtet war. In diesem trüben Einerlei des Marschierens, Suchens und Hoffens verlor sich jegliche Aufregung. Aksama – oder wer auch immer sie verfolgte –,

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