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VT02 - Der gierige Schlund

VT02 - Der gierige Schlund

Titel: VT02 - Der gierige Schlund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael M. Thurner
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habt, um dann ins offene Land ausgespuckt zu werden.«
    Sie nickten ihm zu. Vergessen waren Streit und Kabbeleien, die Gedanken an den Tod der Gefährten in die hintersten Regionen des Bewusstseins verdrängt.
    »Ich kann nicht sagen, was euch im Unbekannten erwartet. Denkt daran: Wenn der Bottich kippt oder leck schlägt, wird er in Sekundenschnelle sinken. Dann klammert euch an den Holzrudern fest. In diesem Fall hängt euch die Masken um und steckt euch die Rüsselführung direkt in den Mund. Der Sauerstoff im Inneren der Maske reicht notfalls für zehn bis zwölf Atemzüge. Durch die Nase einatmen, durch den Rüssel ausatmen.«
    Er war gehörig stolz auf seine Idee, die Schutzmasken derart zweckzuentfremden. Das Gerät der Dampfmeister fand eine neue, nichtsdestotrotz lebenswichtige Bestimmung.
    »Du willst tatsächlich hier bleiben?«, fragte Omofuma. »Du wirst nichts anderes finden als deinen Tod. Die Spuren der Gruh und der Prinzessin sind längst verwischt. Und der Verrückte dort oben wird dir keine Chance lassen, solltest du wieder ins Stollenlabyrinth vordringen.«
    »Es war und ist eine persönliche Angelegenheit für mich«, sagte Kinga bestimmt und verschränkte die Arme vor der Brust. »Ich möchte die Geheimnisse des Bergs lüften. Ich warte, bis Aksama verschwindet. Dann lege ich die Seile neu und klettere zurück.«
    »Du bist verrückt!« Omofuma schüttelte den Kopf.
    »Mag sein.« Kinga nickte ihm und den anderen zu, während sie den Stahlbottich bestiegen. Sie fluchten über das steife Fett, das augenblicklich an ihnen klebte. Ihr provisorisches Schifflein schwankte in der schwachen Strömung am Rand des Wütenden Herrn. Erst als sich die vier Männer in den Ecken verteilten und mit ihren provisorischen Rudern ein Gleichgewicht schufen, gewannen sie die Kontrolle über den Bottich.
    Der Woormreiter blickte hoch. Dort oben hüpfte und schimpfte Aksama. Manchmal auf allen Vieren, wie ein wildes Tier. Mehr als die Umrisse seines dürren Körpers und ein brustlanger Bart waren nicht zu erkennen.
    Kinga löste das Halteseil. Langsam, fast gemächlich setzte sich der Bottich in Bewegung. Er marschierte daneben her, mit der Fackel in der Hand. Allmählich nahm das Gefährt Geschwindigkeit auf.
    Plötzlich verspürte der Woormreiter Angst. Ein überwältigendes Gefühl drohender Einsamkeit überfiel ihn. Irgendetwas sagte ihm, er solle Anlauf nehmen und in den Bottich hinüber springen, dieses dunkle Land und alle Gedanken an Gruh, Lourdes und Aksama hinter sich lassen.
    Kinga widerstand dem Impuls. Oft genug hatte er falsche Entscheidungen getroffen und war den Weg des geringsten Widerstands gegangen. Doch nicht dieses Mal, nicht jetzt…
    Er hob die Hand. Knijge, Omofuma und Sondroj erwiderten den Gruß. Zander, der in den letzten Stunden verdächtig ruhig geblieben war, nickte ihm kurz zu. Scheinbar bedauernd, als sei er traurig darüber, die Chance verpasst zu haben, Kinga eigenhändig zu töten.
    Der Stahlbottich geriet in einen leichten Strudel. Mühsam glichen die Ruderer die seitliche Bewegung aus, blieben auf Kurs. Bald war der Schlund, in den sie hinabstürzen würden, erreicht.
    Aksama war eine Zeitlang parallel zu ihnen hergelaufen, bis der Felssims oberhalb geendet hatte. Von dort aus warf er nun faustgroße Steine nach ihnen, ohne Kinga oder den anderen Männern gefährlich zu werden.
    »Sie waren schlauer als du, und sie sind jetzt frei!«, brüllte Kinga ihm zu. »Und ich werde mich an dir für den Tod unserer Kameraden rächen!«
    Aksama stieß einen schauderhaften Ton aus, der aus seinem tiefsten Inneren zu kommen schien.
    Gelächter. Entsetzliches, die Höhle ausfüllendes Gelächter, in dem Hass und Verrücktheit durchklangen.
    Und Triumph.
    Wie ein Tier kletterte der Wahnsinnige auf einen Felsen, nahm ein langes Holz zur Hand und schob es unter einen mannsgroßen Stein. Wuchtete diesen mit Furcht einflößender Leichtigkeit aus. Stieß ihn weiter an, sodass er an der Spitze einer Gerölllawine hinab ins Wasser rollte.
    Staub. Gischtendes Wasser. Felsen. Das alles kämpfte mit- und gegeneinander um die Vorherrschaft in dem großen Raum.
    Der Durchfluss war verstopft, der Wütende Herr staute sich mit unglaublicher Schnelligkeit an. Der Stahlbottich tanzte wie ein Flaschenpfropfen auf seiner Oberfläche, neigte sich schließlich und schleuderte seine Insassen ins Wasser.
    Er hat uns wieder reingelegt, durchfuhr es Kinga entsetzt. Er spielt mit uns, lacht über unsere lächerlichen

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