Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
VT02 - Der gierige Schlund

VT02 - Der gierige Schlund

Titel: VT02 - Der gierige Schlund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael M. Thurner
Vom Netzwerk:
andere zusammenbrechen, irritierte sein Wahrnehmungsvermögen.
    Ja. Die Glut musste schuld daran sein, dass sie sich verirrt hatten.
    Er packte das Nahrungswesen über seine Schulter, tastete verlangend über dessen breiten Schopf, unterdrückte das Verlangen, die Schale darunter einzudrücken und sich das zu holen, nach dem er so sehr gierte. Schließlich winkte er den anderen, ihm zu folgen. Den Weg zurück, den sie gekommen waren.
    Sie würden die richtige Route finden. Daran bestand kein Zweifel.
    ***
    »Weiter hinab also«, sagte Kinga. »Unser unbekannter Gegner treibt uns vor sich her. Offenbar will er uns einen nach dem anderen ausschalten. Was wiederum darauf schließen lässt, dass es sich nur um einen oder wenige Gegner handelt.«
    Zander sagte nichts, ebenso wie die anderen Überlebenden. Angst fraß sich in ihre Eingeweide. Diese unbekannte Welt nahm immer mehr von ihnen Besitz.
    »Wir müssen unter allen Umständen beisammen bleiben«, fuhr Kinga fort. »Aksama kennt dieses unterirdische Labyrinth sicherlich wie seine Westentasche. Wenn er es schafft, uns voneinander zu trennen, haben wir verloren. Wir sind immerhin noch zu sechst. Wenn wir keinen Fehler machen und auf die geringsten Zeichen einer Hinterlist achten, haben wir eine Chance.«
    »Um was zu tun?«, fragte der junge Knijge. Er hob den Kopf, blickte ihn aus hasserfüllten Augen an. »Ich will zurück an die Oberfläche. Nichts anderes. Wage ja nicht, uns noch tiefer ins Gestein zu führen. Deine noble Prinzessin kann mir gestohlen bleiben, und die Gruh sowieso.«
    »Ich bin hier genauso verloren wie ihr alle«, gab Kinga zur Antwort. »Suchen wir gemeinsam nach einem Ausgang. Dann werde ich alleine weitergehen.«
    Seine Begleiter nickten unisono.
    Kinga packte seinen Ranzen und setzte sich an die Spitze des kleinen Zugs. Er dachte nicht lange nach, wählte einfach den Weg zu seiner Linken. Einer war so gut wie der andere.
    Jene Korridore, die sie kreuzten, führten weiter in die Tiefe. Alle waren sie schmal und kaum passierbar. Sie zeigten keinerlei Relikte der Alten, die auf eine größere Bedeutung hätten schließen lassen.
    »Vorsicht!«, sagte Kinga. Er ließ das Licht der Fackel über ein seltsames Reliefmuster gleiten, das in die Wand rechts von ihm eingezogen war. »Das sieht ganz nach unserem Freund aus.«
    Es war mehr Gefühl als Wissen, das aus ihm sprach. Derartige Zeichen passten nicht zu jenen Menschen, die das Höhlensystem gegraben hatten.
    Kinga brach einen faustgroßen Stein aus der lehmigen Mauer und ließ ihn in den Gang hineinkullern. Das Geräusch verlor sich mehr und mehr, wurde zu einem leisen, unbedeutenden Echo.
    »Da ist nichts«, sagte Zander. Er drängte sich vorbei, wollte mit gezücktem Messer vorangehen.
    »Halt!« Kinga hielt ihn an der Schulter zurück. So sehr er seinem Onkel den Tod gegönnt hätte – sie würden seine gewaltige Körperkräfte vielleicht noch dringend brauchen können. »Diese Zeichen hier bedeuten Gefahr.«
    »Lächerlich!« Zander blieb stehen. Unsicher und nervös sah er sich um.
    Kinga tat einen vorsichtigen Schritt nach vorne, tänzelte augenblicklich wieder zurück.
    Nichts.
    Noch einmal, diesmal ein Stückchen weiter.
    Als er mit seinem vierten Schritt das Relief passiert hatte, schnappte die Falle zu.
    Ein Quietschen wie von rostigen Angeln ertönte. Kinga schreckte zurück, keinen Moment zu früh. Der Stein unter seinen Füßen gab nach. Über einen unsichtbaren Seilzug löste sich ein Haltemechanismus, befreite die schweren angespitzten Holzlanzen, deren Spitzen Teile des Reliefs gewesen waren. Mit irrsinniger Wucht fuhren zehn, zwölf der Geschosse in die gegenüberliegende Wand, schlugen zentimeterdicke Kerben ins Gestein, bevor sie zu Boden polterten.
    Die Gefährten schwiegen still. Erschrocken über die Heimtücke des unsichtbaren Gegners, der immer und überall zu wissen schien, wo sie sich aufhielten.
    »Weiter!«, befahl Kinga schließlich.
    Nur nicht zu viel nachdenken! Die Angst frisst sonst deine Seele auf. Und genau das will Aksama offenbar erreichen.
    »Ich halt’s nicht mehr aus!«, schrie Limpuna plötzlich. »Ich will nach Hause, raus aus diesem Labyrinth!« Sie schleuderte ihre Maske trotz der wieder schlechter werdenden Luft beiseite, warf sich gegen Kinga, wehrte seine Festhaltegriffe ab und lief in jene Richtung zurück, aus der sie gekommen waren. Den dunklen Gang entlang, den sie mühselig durchwatet hatten.
    »Bleib stehen!«, rief Kinga ihr hinterher,

Weitere Kostenlose Bücher