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VT03 - Tod in den Wolken

VT03 - Tod in den Wolken

Titel: VT03 - Tod in den Wolken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mia Zorn
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die Füße sprang. Er bellte und knurrte. Sein Nackenhaar war gesträubt, und seine Ohren hatte er angelegt.
    Normalerweise reagierte Leguma sofort, wenn sein Hund anschlug. Er schaute dann nach, was der Grund für das drohende Verhalten von Motzger war, oder beruhigte ihn. Aber Leguma tat nichts dergleichen. Wie in Trance schlurfte er weiter auf das Tier zu. Er übersah Motzgers gefletschte Zähne und auch dessen eingekniffenen Schwanz. Leguma hatte nur noch Augen für den breiten Schädel des Hundes. Während er beide Hände danach ausstreckte, troffen ihm feine Schleimfäden aus den Mundwinkeln.
    Noch fletschte der Hund die Zähne, jedoch wurde das tiefe Grollen aus seiner Brust immer leiser. Umso näher sein Herrchen kam, desto weiter verkroch sich Motzger in die Ecke. Bis die Umrandung der Veranda ein Zurückweichen nicht mehr zuließ. Er duckte sich und winselte. Als die Hände Legumas in Reichweite waren, begann Motzger sie zu lecken. Ein fremder Geruch ging von ihnen aus. Auch schmeckten sie anders als sonst und fühlten sich starr und feindselig an. Trotzdem leckte er weiter und weiter. Noch als die Finger sich um seinen Hals legten, leckte der Hund. In diesem Moment ging die Sonne unter, und die Veranda verschwand in der Dunkelheit.
    ***
    Nabuu und Tala standen auf den Palisaden im Westen von Wimereux. Unter ihnen lag die Stadt in ihrem Abendgewand: Tausende Lichter blinkten aus kleinen und großen Gebäuden, aus Zelten und von Plätzen. Über ihnen hing die Sichel des zunehmenden Mondes, wie hingemalt.
    Nabuu war noch voll von den Eindrücken des vergangenen Tages: seine Ankunft in Wimereux-à-l’Hauteur, die Begegnung mit Bunaaga und seine Erlebnisse mit Tala, die, wenn es nach ihm ginge, nie enden sollten. Obwohl der Anfang alles andere als erfreulich gewesen war:
    Nachdem Rönee sie verlassen hatte, waren sie schweigend auf das Trivelo gestiegen. Tala ließ das Gefährt einige Male aufheulen und donnerte mit Nabuu durch die kaiserlichen Parkanlagen. Erst im inneren Ring drosselte sie das Tempo. »Dort ist die Schule, da die Akademie und hier die Bibliothek!«, schrie sie ihm über ihre Schulter zu, als wäre er schwerhörig. Als sie den Zwischenring erreichten, forderte Nabuu sie auf, anzuhalten. »Ich will mir die Textilfabrik anschauen!«
    Tala warf ihn einen prüfenden Blick zu. »Du interessierst dich für Stoffe und Tücher?«
    »Ja, so etwas gibt es bei uns in Kilmalie nicht«, schwindelte Nabuu. Denn eigentlich wollte er nur diese unliebsame Fahrt unterbrechen.
    Aus dem Eingang des flachen Gebäudes lief ihnen ein dicker Mann entgegen, der offenbar hier das Sagen hatte. Er trug ein buntes Gewand, das mit einer weinroten Schärpe zusammen gehalten wurde. Auf seinem Kopf saß ein Turban in der gleichen Farbe. Immer wieder verbeugte er sich überschwänglich vor Tala und begutachtete aus dem Augenwinkel Nabuu von oben bis unten.
    »Der Triping aus Kilmalie will eure Werkstätten sehen!« Mehr ließ Tala den dicken Mann nicht wissen.
    Schwitzend und schnaufend führte er sie in das Gebäude. Während sie durch die Hallen liefen, erklärte er eifrig die verschiedenen Produktionsabläufe. »Hier werden die Herrschaften des kaiserlichen Hofes mit Kleidern ausstaffiert. Aber auch die Stoffe für die Ballons und Luftschiffe stellen wir her. In den Hallen dort hinten.«
    Nabuu war nur mit halbem Ohr dabei. Er bestaunte die Maschinen, deren Motoren mit Dampf angetrieben wurden.
    Vor den Nähmaschinen, Webstühlen und Färbewannen standen oder saßen Männer, Frauen und sogar Kinder. Es waren einfache Menschen, die mit ihrer Arbeit hier ihr Brot verdienten. Manche von ihnen lebten in der Stadt, manche nur für eine Saison, danach kehrten sie in ihre Dörfer zurück. Sie warfen ihm scheue Blicke zu. Wenn sie Tala erkannten, deuteten sie hier und da eine Verbeugung an, um der Leibwächterin des Kaisers Respekt zu zollen. In einigen Gesichtern glaubte Nabuu Verachtung und auch Furcht zu erkennen. Oder irrte er sich?
    Am Ende der Führung erhielt Nabuu einen dunkelblauen Seidenschal von dem dicken Mann. Nachdem der sie wortreich verabschiedet hatte, zog er sich schnaufend in den Flachbau zurück.
    »Was möchtest du als nächstes sehen?«, fragte Tala, während sie am Trivelo das Ventil für den Starter betätigte. »Die Küchen des Hofes oder vielleicht die Kräutergärten des Kaisers?« Sie hatte wieder diesen spöttischen Zug um ihren Mund.
    »Hör zu Tala, ich werde mir die Stadt alleine anschauen. Es macht

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