Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
VT05 - Tag der Vernichtung

VT05 - Tag der Vernichtung

Titel: VT05 - Tag der Vernichtung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Zybell
Vom Netzwerk:
auf die Seite des EXPRESS. Die Leiche eines Polizisten war zwischen Köln und Düsseldorf aus dem Rhein gefischt worden. Der Tote hieß Rolf Karmann und hatte für die Drogenfahndung gearbeitet.
    Eusebia stieß einen Ruf des Erstaunens aus. »Ich glaub’s ja nicht! Der kahle Bulle mit dem Leninbart ist tot!« In der Küche verstummte Bachs Orgelkonzert, kurz darauf dröhnte wieder die Höllenmusik der Firegods durchs Haus.
    Eusebia runzelte die Stirn. Aufmerksam las sie die wenigen Zeilen unter der Schlagzeile: … Karmann arbeitete an einem Undercovereinsatz, wie die Kripo Köln verlauten ließ. Er galt seit sechs Tagen als vermisst. Nach dem vorläufigen Obduktionsbericht starb er an Verletzungen durch einen Bolzen, den man ihm mit einem Bolzenschussgerät ins Herz geschossen hat. Außerdem haben die Täter ihm den Schädel gespalten und sein Hirn entfernt…
    Eusebia sprang auf, rannte aus dem Haus und übergab sich zwischen den verwilderten Gemüsebeeten.
    ***
    Daressalam, 27. September 2011
    Sie hatten einen der beiden Stühle unter das Zellenfenster geschoben und wechselten sich am Fenstergitter ab. Unten im Gefängnishof hörte man Menschen schreien. Schüsse explodierten und Kommandos wurden gebrüllt.
    Auf einer der unteren Pritschen lag René Hahn und krümmte sich. Seit dem ersten Abend seiner Haft quälten ihn Darmkoliken und Durchfälle. Eine Darminfektion, schätzte van der Groot. Eine Frage der Zeit, bis sie alle sich anstecken würden.
    Das Gefängnispersonal dachte nicht daran, dem Schweizer ärztliche Hilfe aus der Stadt zu verschaffen. Ein paar Einmalspritzen und eine Packung Ampullen mit einem krampflösenden Schmerzmittel hatte ein Wächter immerhin besorgt. Van Dam hatte ihn dafür mit seiner Armbanduhr bezahlt, und mit einem Diamantring, den er im Ohr getragen hatte.
    Peter Van Dam drängte die tansanischen Männer vom Stuhl und stieg selbst auf ihn. Van der Groot stellte sich neben ihn.
    Unten, auf dem Gefängnishof, luden sie Leichen auf einen Lastwagen. Über vierzig Tote zählte van der Groot. Ihn schauderte.
    Uniformierte knallten die Heckklappen des LKW zu, der Wagen fuhr aus dem Gefängnishof. Kaum hatte sich das große Rolltor hinter ihm geschlossen, wurden Dutzende Gefangene aus dem Gefängnis vor das Erschießungskommando geführt.
    Mindestens vier Weiße zählte van der Groot in ihren Reihen.
    Und weiter ging es: Jammergeschrei, Befehle, Schüsse, das Motorengebrüll eines Lastwagens, und wieder warf man Leichen auf die Ladefläche.
    Van der Groots Kehle war wie zugeschnürt. Seine Hände an den Gitterstäben schwitzten, etwas wie ein Eiszapfen bohrte sich von unten seine Wirbelsäule hinauf. Von der Seite musterte er van Dam. Dessen Kaumuskeln pulsierten, die nackte Angst stand ihm ins Gesicht geschrieben.
    Ein massiger Schwarzer im Kampfanzug trat aus dem Gefängnisgebäude. Er trug ein rotes Barett. »Poronyoma!«, entfuhr es van Dam.
    »Bitte?«
    »Der Präsident! Er scheint im Folterkeller mit Hand anzulegen…« Van der Groot schloss die Augen und schnappte nach Luft. Der Stuhl unter seinen Sohlen schien zu schwanken.
    Hinter ihnen schrie Hahn nach Jesus Christus. Der Mann schien viehische Schmerzen zu haben. Die Holländer räumten den Platz vor dem Fenster, zwei Tansanier kletterten auf den Stuhl. Die anderen sechs drängten sich um ihre Beine.
    »Hast du die Weißen gesehen?«, fragte van Dam. Van der Groot nickte stumm. »Erst holen sie einen zur Folterung, und dann stellen sie einen an die Wand.«
    »Sie scheinen das Gefängnis von oben bis unten nach politischen Häftlingen und Ausländern zu durchforsten.« Die Stimme des Professors war brüchig. »Morgen werden sie sich das zweite Stockwerk vornehmen.«
    »Dann wären wir übermorgen dran«, sagte van Dam. Er schluckte. »Immerhin lernen wir den Präsidenten von Tansania dann persönlich kennen.« Er versuchte zu grinsen.
    »Wenn wir uns nicht wehren, sind wir erledigt.«
    »Wie willst du dich wehren, Mann?« Mit bitterem Feixen betrachtete van Dam den abgemagerten und struppigen Professor von oben bis unten. »Du fällst ja bald von den Knochen!« Mit einer Kopfbewegung deutete er auf den sich vor Schmerzen krümmenden Hahn. »Wir müssen ihm die letzte Ampulle spritzen.«
    »Halte dich an mich, dann kommen wir hier raus!«, zischte van der Groot. »Und ich verlass mich auf dich. Okay?«
    »Verarschen kann ich mich selbst, Mann!«
    Van der Groot musterte den Jüngeren aus schmalen Augen.
    »Okay?« Van Dam wurde

Weitere Kostenlose Bücher