VT05 - Tag der Vernichtung
Fred waren in der Hauptstadt unterwegs und leiteten die Säuberungsaktionen. Nyanga hatte er mit einem Kreislaufzusammenbruch auf die internistische Station der Hauptstadtklinik einweisen lassen. Die zahlreichen Voodoo-Sitzungen, die er fast täglich in Auftrag gab, hatten sie entkräftet. Der Präsident hoffte, die Ärzte würden ihr den vielen Schnaps und den vielen Tabak während der Rituale verbieten. »Eure Berichte«, forderte er.
Die Astronomen begannen. »Der Komet ist nur noch etwas mehr als neunhundert Millionen Kilometer von der Erde entfernt«, sagte der erste.
Charles Poronyoma machte ein verdutztes Gesicht. »Fast eine Milliarde Kilometer? So weit noch?« Die Zahl stimmte ihn optimistisch, aber den Mienen seiner Männer entnahm er, dass sein Gefühl ihn möglicherweise trog.
»Der Präsident möge bedenken, dass der Komet in jeder Sekunde über fünfzig Kilometer zurücklegt«, sagte der zweite Astronom. »Das sind in der Minute dreitausend und in der Stunde hundertachtzigtausend Kilometer, macht am Tag viereinhalb Millionen Kilometer…«
»Ist gut!« Der Präsident winkte ab, seine Miene hatte sich verfinstert. »Weiter!«
»Der Komet scheint seine Bahn geändert zu haben«, sagte der dritte Astronom. »Nach Informationen aus dem Ausland soll ›Christopher-Floyd‹ bereits am 10. Februar 2012 die Erdbahn schneiden, vielleicht sogar schon am 9. Februar.« Der Astronom guckte betreten und zuckte mit den Schultern, als wollte er sich entschuldigen. »Oder noch früher…«
»Solange er die Erdbahn nur schneidet, kann uns das Datum egal sein!« Der Präsident ballte die Fäuste. Gespanntes Schweigen herrschte eine Zeitlang. »Was ist? Habt ihr mir noch mehr zu berichten?« Die Astronomen warfen sich verstohlene Blick zu. Charles Poronyoma schlug auf den Tisch und sprang auf. »Wird er uns erwischen, oder wird er uns nicht erwischen!?«
»Die Wahrscheinlichkeit einer Kollision wird in manchen Kreisen amerikanischer Wissenschaftler inzwischen auf bis zu sechzig Prozent geschätzt«, sagte der dritte Astronom.
Der Präsident von Tansania sank in seinem Sessel zusammen. Er stützte den Ellenbogen auf der Armlehne und die Stirn auf der Faust auf. »Weiter«, stöhnte er.
»Verbündete Geheimdienste wollen in Erfahrung gebracht haben, dass in fast allen westlichen Ländern Namenslisten mit Vertretern der gesellschaftlichen Elite im Umlauf sind«, berichtete Poronyomas Geheimdienstchef.
»Listen? Was für Listen?«
»Man plant für den Fall der Katastrophe, Herr Präsident…«
»Karl heiß ich. Karl! Wie oft muss ich das noch sagen?!«
»Verzeihung. Man verteilt die verfügbaren Bunkerplätze unter den wichtigsten Köpfen, Präsident Karl!«
»Ist das wirklich wahr?«
Der Geheimdienstchef nickte, seine Miene war todernst.
Wieder herrschte eine Zeitlang Totenstille im Präsidialbüro.
Plötzlich sprang Charles Poronyoma auf, warf den Kopf in den Nacken und schüttelte die Fäuste zur Decke. »Mich kriegst du nicht, hörst du?! Mich nicht!«
Er lief zu seinem Schreibtisch, von dort zur Glasfront über der Hauptstraße, und von der Glasfront zurück zum Konferenztisch. »Weiter!«, bellte er und begann vor dem Tisch und den Männern hin und her zu tigern.
»Nun, vielleicht interessiert Sie die Stimmung im Volk, Präsident Karl«, setzte der Pressesprecher an. »Die Massenerschießungen fallen natürlich auf, und die Leute…«
»Die Stimmung im Volk interessiert mich nicht!«, brüllte der Präsident. »Interessiert sich das Volk etwa für meine Stimmung!?« Niemand antwortete. »Na also! Berichte mir lieber, was die Verhöre ergeben haben!«
»Die meisten Gefolterten gestehen, an der Verschwörung beteiligt zu sein«, sagte Daniel Djananga, oberster und einziger Staatssekretär Tansanias. »Manche gestehen sogar, dass…« Er räusperte sich und äugte verlegen zu den anderen. »… dass Gott und der Komet hinter der Verschwörung stecken. Doch, wenn Sie mir gestatten, Präsident Karl: Unter solchen Qualen würde ich sogar gestehen…«
»Na also!« Charles Poronyoma blieb stehen und ruderte mit beiden Armen. »Hatten wir also Recht! Gehen wir also weiter mit unerbittlicher Härte und Gerechtigkeit vor!« Sein Blick blieb am Pressesprecher hängen. »Wie ist die Stimmung im Ausland?«
»Schlecht, falls Sie die Meinung hinsichtlich unseres Vaterlandes meinen, Präsident Karl…«
»Die meine ich!«
»Man, äh… hält Sie… hält uns für eine Diktatur und prangert
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