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VT05 - Tag der Vernichtung

VT05 - Tag der Vernichtung

Titel: VT05 - Tag der Vernichtung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Zybell
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hatte sie widerstanden. Leila war stolz auf sich.
    Percival klappte den Koffer zu und blickte auf die Uhr.
    »Kurz vor sechs. Noch Zeit für ein Abendessen.« Ihr Flug ging um 23 Uhr. Gegen acht wollte Steelwalker sie abholen und nach Heathrow bringen.
    Steelwalkers Gespräche mit der Regierung waren erfolgreich gewesen. Der Botschafter in Daressalam hatte persönlich den offiziellen Auslieferungsantrag in den Präsidentenpalast gebracht; allerdings ohne vom Präsidenten empfangen zu werden.
    Auch eine Antwort war bisher ausgeblieben.
    Nun hatte der Diktator auf Drängen des Premiers einer britischen Regierungsdelegation einen Gesprächstermin eingeräumt. Die Delegation bestand aus einem Staatssekretär des Außenministeriums, einem Sonderbotschafter des Premiers und dem Vorstandsmitglied eines britischen Stahlkonzerns.
    Charles Poronyoma hatte nur einen Pressevertreter zugelassen, und Steelwalker hatte sich bei der Regierung dafür eingesetzt, dass Percival von der SUN dieser Eine sein konnte.
    Die Redaktionen der seriöseren Blätter tobten.
    Percival telefonierte mit einem asiatischen Imbiss und bestellte zwei Essen. Vierzig Minuten später klingelte es an der Tür. »Zweimal Pekingente«, sagte der chinesische Kurier.
    Percival drückte Leila die Styroporbehälter in die Hand und bezahlte. Der schwarze Fiat schräg gegenüber auf der anderen Straßenseite fiel ihm nicht auf.
    Sie tranken Rotwein zur Ente und plauderten entspannt. Im Grunde war Percival froh, dass Leila sich durchgesetzt hatte und ihn begleiten würde.
    Gegen viertel vor acht klingelte Steelwalker. Als Percival öffnete, stand der erste Mann von Scotland Yard mit dem Rücken zur Türöffnung und betrachtete einen großen Karton, der vor der ersten der drei Stufen der Vortreppe auf dem Vorgartenweg stand. Es war noch hell.
    »Was ist das?« Steelwalker deutete auf den Karton.
    »Keine Ahnung.« Percival ging an ihm vorbei und beugte sich über die Kiste. Sie war etwa einen Meter lang, vierzig Zentimeter breit und sechzig hoch. Ein Informant, der anonym bleiben möchte, stand in Druckbuchstäben in der linken oberen Ecke. Und dort, wo gewöhnlich das Adressfeld klebte, stand eine Botschaft. Percival las sie murmelnd: »Viel Glück bei der Suche nach Prof. Dr. Jan van der Groot…«
    ***
    Daressalam, 2. Oktober 2011
    Von seinem Schreibtisch aus musterte Charles Poronyoma die Männer, die sich am Konferenztisch versammelt hatten.
    Drei Astronomen saßen dort, sein Geheimdienstchef, sein Pressesprecher, sein Chauffeur, und natürlich Daniel Djananga, ehemaliger erster Wildhüter Tansanias und seit etwas mehr als einem Monat Staatssekretär. Charles Poronyoma spielte mit dem Gedanken, ihn zu seinem Stellvertreter zu machen.
    Das Freizeichen verstummte und die Stimme des Mannes, den der Präsident sprechen wollte, meldete sich. »Hier bin ich, Chef. Womit kann ich dienen?«, fragte Edmund aus Rosenheim, gastronomischer und organisatorischer Leiter von Poronyomas privatem Atombunker.
    »Ist mein Bunker bezugsbereit?«
    »Jawoll, Chef.«
    »Sind die Vorratsräume und Kühlkammern gefüllt?«
    »Jawoll, Chef.«
    Jeden Abend rief der Präsident in seinem Privatbunker an, um sich nach dem Bereitschaftsstatus der unterirdischen Zuflucht zu erkundigen, und jeden Abend beantwortete Eddie aus Rosenheim geduldig alle Fragen. Manchmal löste der Mann aus Bayern Kreuzworträtsel während des täglichen Telefonats, denn er kannte die Fragen schon auswendig und konnte die Antworten im Schlaf hersagen.
    »Beunruhigende Nachrichten über den Kometen machen die Runde«, sagte Charles Poronyoma zum Schluss. »Es kann sein, dass wir von einer Stunde zur anderen nach Moshi fliegen müssen.«
    »Jawoll, Chef. Es ist alles bereit, Chef.« So endete der Rapport jeden Tag.
    »Gut«, sagte Charles Poronyoma. »Eins noch, Eddie.« Das war neu, und der Mann am anderen Ende der Leitung schwieg überrascht. »Gewöhn dir endlich an, mich ›Karl‹ zu nennen.«
    »Jawoll, Chef, ähm…« Eddie hüstelte ins Telefon. »Jawoll, Karl!«
    Charles Poronyoma legte auf und blickte ein paar Atemzüge lang versonnen auf das Telefon. Er dachte an Moshi, und der Gedanke an diese Stadt hatte etwas Tröstliches. Sie lag ein paar Dutzend Meilen südlich des Kilimandscharo. Und zwischen ihr und dem Berg lag sein Privatbunker.
    Der Präsident erhob sich seufzend und ging zum Konferenztisch. Er setzte sich und musterte nacheinander die anwesenden Männer. Drei wichtige Personen fehlten. Bodo und

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