VT06 - Erstarrte Zeit
auch…?«
»Djananga war ein UNO-Typ, ein Schwachkopf.« Knox gab sich nicht einmal Mühe, leise zu sprechen. »Mit so was gebe ich mich nicht ab.«
***
Hundertneunzehn Männer, und alle waren schwer bewaffnet: mit automatischen Gewehren, mit Macheten, mit Pistolen, Maschinengewehren, Handgranaten und Panzerfäusten. Alle waren zum Angriff bereit, und alle plagte der Durst.
Sie hatten sich vor dem offenen Liftschacht und der Tür zum Wendeltreppenhaus versammelt. Der Kaiser hatte einen Stahlhelm und seinen Gorillafellmantel angelegt. Die Rechte stützte er auf eine lange Machete, in die linke Hüfte stemmte er eine Kalaschnikow. Er wollte den Weg über das Treppenhaus nehmen; sobald seine Sturmspitze die Verteidigungsstellung auf der Wendeltreppe frei geräumt haben würde.
Bodo und Fred, ebenfalls mit Sturmgewehren bewaffnet, standen links und rechts des offenen Hauptliftschachtes. Sie beaufsichtigten die Arbeit am Tragseil des Aufzugs. Ein paar Techniker traktierten das Stahlseil knapp unterhalb der Winde abwechselnd mit Bohrern, Feilen und einer Motorsäge. Das Steuerseil hatten sie längst durchgeknipst, das Tragseil noch nicht einmal zur Hälfte.
Männer mit geschulterten Gewehren und Macheten umgaben die deutschen Sicherheitschefs des Kaiserbunkers; Männer, die zusammengerollte Strickleitern unter die Arme geklemmt festhielten. Die Enden der Strickleitern waren schon mit frisch gesetzten Wandhaken neben dem Lift verbunden.
Noch hing die Großkabine des Hauptlifts eine Ebene tiefer vor der offenen Aufzugstür. Durch die Zerstörung des Steuerseils war die Elektronik der Anlage längst gekappt. Sobald auch die letzten Fasern des Tragseils rissen, würde die Kabine auf die Schachtsohle noch unterhalb der dritten Ebene krachen. Und dann würde der Augenblick der Männer mit den Strickleitern und der Sturmspitze vor der Treppenhaustür kommen.
Die Kaiserlichen waren zum Äußersten entschlossen. Es blieb ihnen gar nichts anderes übrig – der Durst klebte ihnen längst die Zungen in die Gaumen.
Eine Lautsprecherstimme ertönte: »Hier spricht Peter van Dam im Auftrag Professor Doktor van der Groots und der vereinigten Rebellenstreitkräfte…«
Der Kaiser lauschte gespannt, alle lauschten sie. Bodo und Fred gaben den Technikern an der Seilwinde mit Gesten zu verstehen, dass sie weiter zu arbeiten hatten.
»… das ist eine Botschaft an Kaiser Karl den Großen. Wir bitten um weitere Verhandlungen. Zum Zeichen unserer Kompromissbereitschaft werden wir die obere Bunkerebene in fünf Minuten wieder an die Wasserversorgung anschließen. Ich wiederhole…«
»Wir werden zuerst kämpfen und dann trinken«, sagte der Kaiser mit finsterer Miene. Er befand sich in einem äußerst miserablen Zustand; nicht so sehr physisch als viel mehr psychisch. Sicher, auch ihn plagte der Durst. Vor allem aber plagte ihn die Treulosigkeit seines engsten Vertrauten. Kaum konnte er fassen, dass Professor Doktor van der Groot eine Rebellion gegen ihn angezettelt hatte. Diese Kränkung raubte ihm seit Tagen den Schlaf.
»Andererseits kämpft es sich besser, wenn einem die Zunge nicht in der Kehle klebt wie ein trockenes Schweißtuch«, gab Bodo zu bedenken.
»Stimmt auch wieder«, knurrte Kaiser Karl der Große. Er hob die Machete, blickte halb über die Schulter und vollführte eine unbestimmte Bewegung mit der Klinge. »Überprüft die Wasserleitungen! Wenn das Wasser wirklich wieder…!«
Der Rest seines Satzes ging im Getrampel vieler Schritte unter. Da der Kaiser keinen bestimmten Mann angesprochen hatte, fühlten sich alle angesprochen. Vor sämtlichen Türen, die zu Räumen mit Wasserhähnen führten, drängten sich die Bewaffneten. Schreie und Flüche wurden laut.
»Halt!« Der Kaiser fuhr herum. »Zuerst trinkt euer Kaiser!« Jetzt stürmten auch die, die vor der Treppenhaustür und dem Liftschacht auf ihren Einsatz gewartet hatten, rechts und links an ihm vorbei.
»Ich lasse euch hinrichten, Hunde!« Charles Poronyoma schoss in die Decke und schaukelte in die Gemeinschaftshalle, wohin die meisten der Kämpfer gelaufen waren. »Dafür werdet ihr bezahlen!«
Im Laufen drehte der sich um: Bodo und Fred waren die Einzigen, die noch vor dem Liftschacht ausharrten. Zögernd machten sie Anstalten, dem Kaiser und ihrer Truppe zu folgen. »Ihr haltet die Stellung!« Beide nahmen Haltung an und bestätigten.
Aus der Gemeinschaftshalle drängten die Bewaffneten in die Küche, der Kaiser hinterher. Mit der Machete schlug er
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