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VT06 - Erstarrte Zeit

VT06 - Erstarrte Zeit

Titel: VT06 - Erstarrte Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Zybell
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deutete mit dem Daumen über die Schulter zurück.
    Van der Groot runzelte die Stirn und drängte sich dann an dem Mädchen vorbei in den Seitengang. Es roch seltsam. Der schmale Gang führte zu einer Werkstatt. Aus ihr kam der eigenartige Geruch. »Knox?« Van der Groot lief auf die Tür zu, die beiden Frauen folgten ihm. Von irgendwoher war Orgelmusik zu hören.
    Der Professor stieß die Tür auf. Da saß er. Vor einem Bunsenbrenner. Auf dem Brenner stand eine Bratpfanne. Und in der Bratpfanne… Van der Groot musste zweimal hinsehen, um es zu glauben. Aus Boxen dröhnte Orgelmusik, eine berühmte Fuge von Bach.
    »Himmel, Vranitzki…« Van der Groot war wie vor den Kopf gestoßen. »Was um alles in der Welt machst du da?«
    »Ich koch mir was, das siehst du doch.«
    »Bei Luzifer, Knox!« Eusebia sah den Schädel in einer Wandnische neben der Tür. »Du musst ja vollkommen übergeschnappt sein…« Ekel und Brechreiz würgten sie. Neben ihr wandte Vera sich ab, lehnte die Stirn gegen die Wand und atmete hörbar tief durch.
    »Bist du eifersüchtig, oder was?« Knox griff hinter sich und hatte plötzlich eine Pfeffermühle in den Händen. »Musst du nicht. Als Frau bist du unübertroffen.« Er mahlte schwarze Pfefferkörner über der dampfenden Pfanne.
    »Das ist nicht wahr, Knox…« Van der Groot schluckte und schluckte und bekam den Kloß im Hals einfach nicht hinunter. »Sag mir, dass es nicht wahr ist. Sag mir, dass das nicht Sissis…« Ihm blieb die Stimme weg.
    Vera van Dam übergab sich. Auf Eusebia gestützt wankte sie zur Tür. Die aber blieb stehen und konnte ihren entsetzten Blick nicht von ihrem Freund wenden.
    »Sie war eine tolle Frau, kapierst du, Doc?« Knox bohrte die Gabel in die graue, dampfende Masse und setzte das Messer an. »Sie war mutig, sie war stark, und nun lasst mich in Ruhe!« Er hob den Blick. Böse funkelte er seine Freundin und den Professor an. »Das ist ein rituelles Mahl, verdammt noch mal! Ich habt ja keine Ahnung! Ein normaler biochemischer Vorgang, weiter nichts!« Er drehte sich um, fummelte am Tuner herum und stellte die Lautstärke von Bachs Fuge hoch. »Und jetzt lasst mich in Ruhe!«
    Van der Groot zog die Metalltür zu. Eusebia stöhnte leise vor sich hin. Vera röchelte und keuchte und wischte sich den Mund ab. Sie schlichen durch den schmalen Gang, schleppten sich zur Doppeltür vor dem Wasserwerk und traten ein.
    Keiner sprach ein Wort, während sie die Reagenzglasgestelle vor der Luke zum Frischwasserreservoir abstellten. Van der Groot versuchte zu vergessen, was er gesehen hatte. Er schob die Brille in die Stirn und studierte die Ziffern auf den Plastikkarten vor den drei dicken Rohren, die aus dem Reservoir nach oben führten. »Das ist es«, sagte er heiser.
    Er winkte einen der Männer herbei, einen schwarzafrikanischen Techniker. Der schraubte das Rohr auf. Van der Groot griff ins Gestell und zog die ersten beiden Röhrchen heraus.
    »Wie machen wir es?«, fragte Vera van Dam heiser. »Wollen wir erst das Wasser anstellen und ein wenig laufen lassen? Oder wollen wir gleich das Zeug hineinkippen?«
    »Wer wird da oben zuerst trinken?« Van der Groot schraubte das erste Röhrchen auf. Es enthielt ein schwarzes Pulver. E-605. »Was glaubt ihr? Werden zuerst die Geiseln trinken? Oder die einfachen Kämpfer? Oder werden zuerst Bodo und Fred trinken? Oder gar der Kaiser?«
    Er wartete die Antwort nicht ab, sondern kippte das Röhrchen in die Wasserleitung hinein, über die Trinkwasser ins oberste Stockwerk gepumpt wurde. Und zehn weiter Röhrchen mit schwarzem Pulver kippte er ebenfalls hinein. Er ließ sich viel Zeit und wartete Minuten lang. Danach erst folgten etwa zwanzig Röhrchen mit weißem Pulver – Morphium.
    »Und jetzt wird das normale Volk, jetzt werden die Geiseln trinken.« Er lauschte dem Geräusch der Pumpen. Vera kaute auf ihrer Unterlippe herum, Eusebias Gesicht sah aus wie aus weißem Marmor gemeißelt.
    Van der Groot zog Reagenzgläser mit öliger Flüssigkeit aus dem Gestell – fast fünfzig Prozent des Diazepamvorrats des Bunkers. Eines nach dem anderen kippte er in die Wasserleitung.
    Oben an der Treppe vor der Tür erschien Knox. Er stieg die Treppe herunter, kam zu van der Groot und den beiden Frauen. Wortlos griff er in das Reagenzglasgestell, holte die Röhrchen mit öliger Flüssigkeit heraus und leerte sie in das Rohr. Er tat, als wäre nichts gewesen.
    »Was ist mit Daniels Hirn?«, flüsterte van der Groot. »Hast du das

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