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VT09 - Die tödliche Woge

VT09 - Die tödliche Woge

Titel: VT09 - Die tödliche Woge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dario Vandis
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wirklich befohlen, nicht wörtlich, aber er wusste sehr genau, was ihre Worte zu bedeuten hatten.
    Andererseits, wäre es nicht eine Erlösung für Avignon und die Bevölkerung am Boden, wenn wenigstens eine der Schwestern das Zeitliche segnete – bevor sie mit ihrer Verschwendungssucht die komplette Provinz ruinierten?
    Leclerc versuchte sich einzureden, dass er im Interesse des Volkes handelte, wenn er Antoinette tötete, doch die gehässige Stimme in seinem Hinterkopf machte ihm einen Strich durch die Rechnung. Was ist mit der Belohnung, die sie dir versprochen hat. Ist sie nicht Motivation genug für dich?
    Er, Leclerc, würde der erste Kriegsminister in der neuen Wolkenstadt Wimereux-à-l’Hauteur sein, die in einigen Monaten fertig gestellt sein sollte! Jedenfalls, so fügte er skeptisch in Gedanken hinzu, wenn es Lourdes gefiel, ihr Versprechen einzuhalten…
    Diese durchtriebene Schlange brachte es vielleicht fertig, auch ihn zu täuschen. Sie hatte keine Skrupel, ihre eigene Schwester zu töten. Durfte er da erwarten, dass sie sich ihm gegenüber verpflichtet fühlte?
    Ich habe sie in der Hand. Sie ist es schließlich, die die Tat befohlen hat. Ich könnte sie der Mittäterschaft bezichtigen.
    Wenn der Kaiser davon erfährt, wird er sie schwer bestrafen.
    Wenn der Kaiser davon erfuhr, war er, Leclerc, der Erste, der für den Mord bezahlen würde! Niemand würde ihm glauben, dass Lourdes an dem Plan mitgewirkt hatte, der gutgläubige Pilatre de Rozier am allerwenigsten.
    Mit zitternden Fingern ergriff Leclerc das Päckchen, löste die Schnur und riss das Papier herunter. Zum Vorschein kam eine winzige braune Flasche, die mit einem Korken verschlossen war. Darin schwappte zäh eine sämige Flüssigkeit.
    Es wird aussehen wie ein Herzinfarkt. Niemand wird jemals etwas von dem Giftmord erfahren.
    Er stieß die Luft aus, nahm das Fläschchen und verschloss es sorgfältig in einer Schrankschublade, auf die niemand außer ihm Zugriff hatte.
    Dabei wendete er dem Fenster den Rücken zu.
    Hätte er sich umgedreht, hätte er den Boten erblickt, der ihm vor wenigen Minuten die Giftflasche gebracht hatte. Er verließ gerade den Palast über den Hofgarten, als ein Mann hinter einem der Bäume hervortrat, den Boten an der Schulter packte und ihn zu sich in den Schatten der Sträucher zog.
    ***
    Der Tür flog mit einem Krachen auf, und Antoinette näherte sich schnaufend wie eine Dampfwalze dem Paravent, dessen Papierwände den gewaltigen Umriss ihrer Schwester Lourdes in drei Teile spalteten.
    »Du kannst dir deine Modenschau sparen, Schwesterherz!«, rief Antoinette und schleuderte Lourdes das Papier vor die Füße, das sie vor wenigen Minuten erhalten hatte. »Ein Bote des Kaisers ist soeben eingetroffen. Das Fest wird verschoben.«
    »Verschoben?« Lourdes watschelte schwerfällig hinter der Stellwand hervor. Sie trug wieder einmal nichts anderes am Leib als eine Unterhose aus dicker Baumwolle, in der sie wirkte wie ein sediertes Efrantenbaby. »Aus welchem Grund?«
    »Die Einweihung von Orleans-à-l’Hauteur. Die erste Wolkenstadt neuer Architektur ist fertig gestellt. Sie besteht nicht mehr aus unzähligen zusammengebundenen Inseln wie unsere lächerliche Enklave, sondern ist kompakt und in einem Stück erbaut. Sie ist sogar mobil!«
    »Ich kenne die Pläne für die neuen Wolkenstädte«, entgegnete Lourdes verärgert und legte sich ein Korsett um die Taille, das auf einem Bambusstuhl gelegen hatte. Sie hatte Mühe, die Schnüre einzufädeln, die durch die Dehnung aus den Ösen geschnellt waren. »Es war doch seit Monaten klar, dass Orleans bald fertig sein wird. Die Stadt soll der Prototyp für Wimereux sein.«
    »Eben, das ist es ja. Diese Verschiebung ist ein Affront gegen uns! Ein klares Zeichen, dass ihm unser Leid vollkommen egal ist!« Antoinette stockte, als sie das Lächeln auf den Lippen ihrer Schwester bemerkte. »Was denn, findest du diese Herabsetzung vielleicht auch noch lustig?«
    »Ich würde da nicht so viel hineininterpretieren. Das Fest findet einfach einen Tag später statt. Papa hat bestimmt nicht bedacht, dass wir ihm diese Entscheidung übel nehmen könnten.«
    »Ich verstehe deine Gelassenheit nicht!«, rief Antoinette.
    »Wir müssen augenblicklich etwas unternehmen!«
    »Sieh es einmal so«, flötete Lourdes und setzte hinzu:
    »Dann haben wir für die Vorbereitungen eben einen Tag länger Zeit. Was soll daran schlecht sein…?«
    ***
    Leclerc schlug das Herz bis zum Hals, während er auf

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