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VT09 - Die tödliche Woge

VT09 - Die tödliche Woge

Titel: VT09 - Die tödliche Woge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dario Vandis
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seine weißen Zähne aufblitzen, was Leclerc an das Zähneblecken eines Raubtiers erinnerte.
    Stirnrunzelnd musterte der Kanzler den Kommandanten, der so selbstsicher vor dem Schreibtisch Platz genommen hatte.
    Pierre de Fouché besaß ein schmales Gesicht und dünnes schwarzes Haar, das bereits in der Schädelmitte ausdünnte.
    Seine Hände waren lang und feingliedrig. Sie hätten eher zu einem Künstler gepasst, aber in de Fouchés Augen leuchtete der unbeirrbare Wille eines Mannes, der nach oben wollte.
    Vielleicht ganz nach oben.
    Es war bekannt, dass de Fouché seine eigenen Ansichten über das feudale System der Wolkenstädte hatte. Bisher hatte er dies nur im kleinen Kreis hin und wieder durchblicken lassen, aber für Leclerc bestand kein Zweifel, dass dieser skrupellose Mann jede Chance ergreifen würde, um eine Stufe auf der Karriereleiter empor zu klettern.
    Nur wohin? Er ist bereits Kommandant der Garde. Als Soldat kann er nicht weiter befördert werden, es sei denn…
    Eine eisige Hand schien sich auf Leclercs Nacken zu legen, und er wiederholte mit krächzender Stimme seine Frage, da de Fouché immer noch regungslos dasaß und ihn mit sezierendem Blick betrachtete.
    »Warum so nervös?«, fragte der Kommandant höhnisch.
    »Ich bin nicht nervös!«, erwiderte Leclerc automatisch und ärgerte sich im nächsten Moment darüber, dass er sich mit einer simplen Frage in die Defensive hatte drängen lassen.
    »Meine Zeit ist begrenzt, Kommandant! Erkläre er mir endlich, weswegen er mich aufgesucht hat!«
    De Fouché drehte sich um und warf einen Blick auf die Uhr an der Wand. »Unser aller Zeit ist begrenzt, verehrter Kanzler, Eines Tages werden wir alle den Weg des Irdischen gegen müssen.«
    »Was will er damit sagen?«, fragte Leclerc atemlos.
    De Fouché fixierte ihn, und Leclerc erstarrte ob dieses Blickes.
    »Wie gut, dass niemand den Zeitpunkt kennt, nicht wahr?«, höhnte de Fouché. »Niemand weiß, wann er sterben muss… Aber vielleicht wissen es andere. Es ist zwanzig Minuten vor sechs. Wollt Ihr euch nicht langsam auf das Abendessen vorbereiten?«
    »Was… was will er… damit andeuten?«, krächzte Leclerc.
    »Ich hatte ein interessantes Gespräch mit einem jungen Mann, der mir heute Nachmittag im Palastgarten über den Weg lief. Ich fragte ihn, was er im Palast zu suchen gehabt habe. Er verriet mir, dass er ein Paket abgegeben habe. Ein Paket für Kanzler Leclerc.«
    »Ich kann mich an keinen Boten erinnern!«
    »Ich fand sein Benehmen ebenfalls sehr seltsam, deshalb befragte ich ihn weiter. Es war nicht einmal nötig, Gewalt anzuwenden. Er verriet mir, dass das Paket die Form eines kleinen Fläschchens hatte und ihm von Eustache, dem Giftmischer, mitgegeben worden war.«
    »Nicht möglich!«
    De Fouché nickte. »Ich stelle mit Befriedigung fest, dass Ihr genauso erschüttert seid wie ich. Offenbar hat jemand euren guten Namen missbraucht, um eine Giftflasche in den Palast zu schmuggeln.«
    Der Boden schien sich unter Leclerc zu öffnen. Es war alles verloren! »Was sollen wir jetzt tun?«
    De Fouché legte den Kopf schräg. »Solange wir nicht wissen, wer das Paket bekommen hat, können wir nichts unternehmen. Aber ich bin sicher, dass der Empfänger das Gift nicht lange bei sich tragen wird. Das wäre zu gefährlich. Er wird danach trachten, es so schnell wie möglich zur Anwendung zu bringen – zum Beispiel heute beim Abendbankett!«
    »Nein!«
    »So furchtbar es sich anhört – ich halte dies für die wahrscheinlichste Lösung. Das bedeutet, dass einer aus der Runde heute Abend sterben soll – und dass sich vermutlich auch der Mörder unter den Teilnehmern befindet.«
    Der Raum begann sich um Leclerc zu drehen. Ihm wurde schwarz vor Augen. De Fouchés Körper war nur noch als Schattenriss vor einem eiskalten Nachthimmel zu sehen. »Wir müssen sofort die Garde alarmieren!«
    »Aber ich bin die Garde«, erinnerte de Fouché ihn mit liebenswürdiger Stimme. »Ich frage mich nur, auf wen es der Mörder abgesehen haben könnte. Auf Lomboko, den Raffzahn? Das könnte ich nur zu gut verstehen, aber da käme als Täter wohl jeder Bürger aus ganz Sooltje in Frage. Die Teilnehmer des Banketts hingegen verdanken Lomboko sehr viel. Kaum glaubhaft, dass jemand von ihnen ihn umbringen will.«
    »Aber wen dann?«
    »Vielleicht euch, verehrter Kanzler.« De Fouché kratzte sich das Kinn. »Habt ihr in letzter Zeit vielleicht jemanden verärgert?«
    »Ich wüsste nicht, weshalb…«
    »Gut! Dann

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