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VT09 - Die tödliche Woge

VT09 - Die tödliche Woge

Titel: VT09 - Die tödliche Woge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dario Vandis
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Cris«, sagte Nabuu, einer Eingebung folgend, »und zwar aus einer Zeit, als dieser noch Leutnant war.«
    Wabo schüttelte den Kopf. »Unmöglich. Das ist viele Jahre her. Damals diente Cris noch in Avignon.«
    »Avignon«, krächzte Niemand, und sein Blick sprühte vor Hass. »Verrat. Getäuscht. Schlechte Menschen in Avignon. Ihr nicht schlecht. Aber schlechter Mensch unter euch. Musste Leutnant Cris töten. Helfer von de Fouché!«
    »De Fouché?«, echote Wabo. »Du kennst den Sonderbeauftragten für Militärisches von Orleans?«
    »Böser Mann!«, erwiderte Niemand und zog sich mit hassverzerrter Miene den Zeigefinger über die Kehle.
    »Hauptmann de Fouché ganz böser Mann!«
    Wabo zog die Stirn in Falten. »Hauptmann der Garde war er früher, als er noch in Avignon Dienst tat. Das ist jetzt ungefähr fünfzehn Jahre her. Damals hat Cris als Leutnant unter ihm gedient.«
    »Gedient!«, rief Niemand und schlug mit dem Hinterkopf auf den Boden. »Nicht gedient. Verrat! Angebot machen. Keine Ahmbruhst mehr. Ich euch zu Gruh bringen, ihr mir danach de Fouché geben – damit ich ihn töten kann!«
    Wabo gab den Gardisten ein Zeichen, Niemand die Hände freizugeben. Sie rücken ein paar Zentimeter von ihm ab, bereit, in sofort wieder niederzuringen.
    Aber Niemand machte keine Anstalten, erneut jemanden anzugreifen.
    »Woher kennst du de Fouché?«, fragte Wabo Ngaaba mit eindringlicher Stimme.
    Der Gnom räusperte sich. »Kenne ihn. Kenne ihn lange.«
    Er kratzte sich am Hinterkopf. Dann begann er zu erzählen.
    ***
    15 Jahre zuvor
    Kanzler Leclerc hatte Mühe, während des Essens seine Nervosität zu verbergen. Sein Herz hämmerte so laut, dass er glaubte, alle anderen Teilnehmer des Abendmahls müssten es hören. Immer wieder erwischte er sich dabei, wie seine Hand zu der Rocktasche fuhr, in der sich das braune Fläschchen mit der tödlichen Flüssigkeit befand.
    Lourdes und Antoinette plauderten, als wären sie die besten Freundinnen. Lomboko, der »Raffzahn«, der ebenfalls mit am Tisch saß, referierte mit Begeisterung über eine reiche Bauernwitwe, die er der Steuerhinterziehung überführt hatte, obwohl sich niemand aus der Runde auch nur den Anschein gab, Interesse für seine Ausführungen zu heucheln.
    Irgendwann vermischte sich die scharfe Stimme des Steuereintreibers mit dem hohen Kichern der Prinzessinnen zu einem gleichförmigen Rauschen, das wie ein Wildbach durch Leclercs Schädel floss.
    Soeben erschien ein Dienstmädchen mit einer Karaffe frischen Wassers und füllte die Gläser der Prinzessinnen bis an den Rand. Auch Lomboko ließ sich noch einmal nachschenken.
    Kanzler Leclerc schüttelte den Kopf. Das Mädchen zog sich daraufhin zurück und kehrte bald mit einer neuen, bis an den Rand gefüllten Karaffe zurück, die sie auf den Tisch stellte.
    »Was ist mit ihm?«, fragte Antoinette Leclerc gutgelaunt.
    »Ist er etwa schon satt?«
    »Ich bin heute nicht besonders durstig«, erwiderte er mit gequälter Stimme.
    Antoinette lachte. »Sollen wir ihm lieber Wein kommen lassen?«
    Er schüttelte den Kopf und gab dem Dienstmädchen mit einem Wink zu verstehen, dass es gehen sollte.
    In den folgenden Minuten drehte sich das Gespräch um all jene Belanglosigkeiten, die Leclerc in seiner Zeit als Kanzler hassen gelernt hatte. Die Prinzessinnen interessierten sich nicht die Spur für Politik und das Wohl der Bevölkerung. Sie hatten nur das eigene Wohlergehen im Auge.
    Antoinette war gutgelaunt und fragte Lomboko, wie er mit der Steuersünderin zu verfahren gedenke. Lomboko hielt spontan eine Rede über die verkommene Öffentliche Moral und dass es nötig sei, an der Bäuerin ein Exempel zu statuieren.
    Während Antoinettes Blicke an den Lippen des Raffzahns hingen, leerte sie ihr Glas Wasser rasch.
    Leclercs Blicke gingen zu der Karaffe in der Mitte des Tisches, dann zu Lourdes, die leicht den Kopf senkte zum Zeichen, dass die Gelegenheit günstig war.
    Leclerc fühlte eine unerklärliche Kälte seine Beine hinauf kriechen. »Eure Excellenz«, wandte er sich an Antoinette.
    »Möchtet Ihr… noch etwas Wasser?«
    Antoinette befahl ihm einzuschenken, ohne ihn anzusehen.
    Leclercs Arm schien bleischwer zu werden, als er nach dem braunen Fläschchen tastete und hastig den Verschluss entfernte. Mit einer versteckten Bewegung entleerte er das Gift in die Karaffe, das sich sofort farblos im Wasser auflöste. Ein versteckter Blick in Lombokos und Antoinettes Richtung bewies ihm, dass die beiden nichts bemerkt

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