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VT12 - Die Rückkehr

VT12 - Die Rückkehr

Titel: VT12 - Die Rückkehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dokk
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Vielleicht würde sie den Fackelrest noch einmal brauchen, denn vor ihr lag zwar Helligkeit, doch hinter ihr der lange dunkle Weg zurück an die Oberfläche.
    Tala versuchte sich nicht von ihren Gefühlen überwältigen zu lassen. Erst die beinahe vollständige Dunkelheit, die – den dunklen Gedanken nach zu urteilen – schon auf ihre Seele übergegriffen hatte. Schuldbewusstsein, panische Angst, Unsicherheit, und die Gewissheit, dass hier unten nur der Tod lauerte, hatten sich abgewechselt und diese Expedition zu einer Reise ins Grauen werden lassen. Beinahe war sie sicher gewesen, dass es nur noch auf die Art ankam, mit der sie zu Tode kam, und nicht darauf, ob sie noch einmal lebend ans Tageslicht zurückkehren würde.
    Und jetzt? Es sah fast so aus, als wäre sie doch am Ziel angelangt! Tala versuchte erneut, dem jähen Stimmungsumschwung mit Vernunft zu begegnen, und spürte doch, wie sehr sie das mittlerweile erschöpfte.
    Wie lange wird mein Verstand wohl noch in der Lage sein, diesen permanenten Schrecken abzuwehren? Die kaiserliche Leibwächterin war so erleichtert, dass es sie einige Mühe kostete, noch einmal klar und logisch die Situation zu analysieren. Hatten sie wirklich gefunden, was sie hier unten gesucht hatten?
    »Dokk!«, grunzte Nabuu. Er hob den Arm und wies in die Richtung des Türspalts, der ungefähr zehn Meter von dem künstlichen Vorsprung entfernt war, in dem sie standen.
    »Ja, es sieht ganz so aus, als hätten wir es bald geschafft.« Tala holte tief Luft und drückte Nabuu, der auf das Zimmer zuzugehen begann, wieder zurück an die Wand. Er wehrte sich nicht, starrte nur ins Licht, als sähe er dort bereits seine Rettung. Tala wartete, bis er sich beruhigte.
    Nabuu hatte vielleicht doch Recht. Vielleicht gab es wirklich diesen Meister der Gruh, und das Licht markierte die Zentrale, von der aus er seine Monster lenkte.
    Aber es wäre keine gute Idee, einfach in den Raum zu stürmen und um das Gegenmittel zu betteln. Das würde sie anders lösen müssen. Zu dumm, dass die Gardisten nicht mehr bei ihr waren. Mit deren Waffen wäre es leichter gewesen.
    Tala schnappte sich wieder Nabuus Arm und zog ihn hastig und so leise wie möglich weiter nach vorn.
    Nabuu schnaufte. »Dokk!« Er taumelte vorwärts, und Tala musste ihn mit aller Macht festhalten.
    »Ganz leise, Nabuu! Wir dürfen kein Geräusch machen, hörst du?« Sie stemmte sich gegen ihn.
    Doch Nabuu war nicht mehr zu halten. Er riss sich von ihrer Hand los und lief erstaunlich schnell, wenn auch mit schlurfenden Schritten auf die künstliche Lichtquelle zu. »Dokk!«
    Tala blieb für einen Moment wie erstarrt stehen. Dann schluckte sie nervös und rannte hinter ihrem Freund her. Das Ganze musste ein Ende haben – egal wie.
    Nabuu war jetzt an der Tür angekommen und stieß sie auf. Eine Sekunde später erreichte Tala ebenfalls die weit offene Stahltür.
    Sie erstarrte bei dem Anblick, der sich ihr bot.
    ***
    Sie wusste nicht genau, was sie erwartet hatte.
    Sicher jedoch keinen Menschen, der in einem schmutzig-grauen und abgewetzten Kittel in einem neonbeleuchteten, muffig und abgestanden riechenden Raum vor ihr stand, mit einem uralten Brillengestell auf der Nase und die schütteren Haare zu einem Pferdeschwanz gebunden.
    Körperlich wirkte der Mann ungefährlich. Papierdünne Haut von vergilbter, gräulicher Farbe spannte sich über hohle Wangen und fleischlose dünne Lippen. Die hellen wässrigen Augen, die viel zu eng beieinander zu stehen schienen, wirkten durch die Gläser davor unnatürlich vergrößert.
    »Ich habe euch erwartet!«
    Beim Klang der hohen, brüchigen Stimme lief Tala ein kalter Schauder über den Rücken. Plötzlich wurde die Panik vor diesem Menschen – war es überhaupt einer? – so groß, dass sie glaubte ersticken zu müssen. Sie spürte, dass sie mit dem personifizierten Tod in einem Raum stand. Verzweifelt bekämpfte sie den Drang, auf der Stelle kehrt zu machen und fortzurennen.
    »Wer…« Sie räusperte sich. Im nächsten Moment klang ihre Stimme zu ihrer Erleichterung schon etwas sicherer. »Wer seid Ihr? Seid Ihr… Dokk?«
    »Wer ich bin, fragst du?« Die Stimme, mit der dieses Wesen sprach, schien kaum menschlich zu sein. Sie klang hoch und brüchig und war ohne jedes Leben. »Ich bin dein Schicksal. Ich bin das Schicksal aller Menschen hier. Oder besser gesagt, aller… wie nennt ihr sie? Gruh? Ein lustiger Name. Dein Volk scheint Humor zu haben! Noch ein guter Grund, zu tun, was ich

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