Vulkans Hammer
Maschine trat, sah er, daß das Gehirn eine neue Liste mit Anforderungen fertiggestellt hatte. Er brauchte sie nur mitzunehmen und unterschreiben. Als sei ich ein Botenjunge, dachte er.
Ich mache seine Einkäufe, wurde ihm klar. Es sitzt hier fest, also gehe ich weg und besorge ihm seinen Wochenbedarf an Lebensmitteln. Nur daß wir es in seinem Fall nicht mit Nahrungsmitteln versorgen – mit allem anderen, aber nicht damit.
Die Kosten für Vu lkan 3 waren immens. Ein Teil der durch Eintracht auf weltweiter Basis durchgeführten Besteuerungen diente ausschließlich der Aufrechterhaltung des Computers. Nach den letzten Berechnungen machten Vulkans Anteile etwa dreiundvierzig Prozent aus.
Der Rest ist für Schulen und Straßen, Krankenhäuser, Feuerwehr, Polizei – die unbedeutenderen menschlichen Bedürfnisse – dachte Dill beiläufig.
Unter seinen Füßen vibrierte der Boden. Das war das tiefste Geschoß, das die Ingenieure konstruiert hatten, und doch ging darunter ständig etwas vor. Er hatte die Vibration bereits früher gespürt. Was lag da unten? Nicht Erde, nicht massives Gestein. Energie, Transistoren und Schaltungen, Kabel, Transformer, sich selbsterhaltende Maschinerie ... Vor seinem inneren Auge sah er ein Bild unablässiger Aktivität: Karren, die Vorräte herein- und Abfall hinaustransportierten; Lampen, die aufblinkten und erloschen; Austausch abgenutzter Teile; Erfindung und Einbau neuer überlegener Teile. Und wie weit hatte sich die Anlage ausgebreitet? Kilometerweit? Gab es noch mehr Geschosse unter dem, dessen Aktivität er unter seinen Schuhsohlen spürte? Ging das immer weiter, ohne Ende?
Vulkan 3 war sich seiner Anwesenheit bewußt. Auf den Metallfassaden glomm Bestätigung, ein Band fließender Buchstaben, tauchte kurz auf und verschwand wieder. Jason Dill mußte die Worte sofort erfassen oder gar nicht – auf menschliche Unzulänglichkeit wurde keine Rücksicht genommen.
Ist die Studie über Erziehungstendenzen abgeschlossen?
»Fast«, sagte Dill. »Ein paar Tage noch.« Wie immer, spürte er beim Umgang mit V ulkan 3 einen tiefen zähen Widerwillen; er verlangsamte seine Reaktionen, belastete seinen Geist und sein Denkvermögen wie ein totes Gewicht. In Gegenwart des Gehirns kam er sich schwachsinnig vor. Er gab immer die kürzesten Antworten; das war einfacher. Und sobald die ersten Worte aufleuchteten, hatte er immer das Verlangen zu gehen; so auch jetzt.
Aber das war sein Job: Hier mit Vu lkan 3 Kontakt zu halten. Irgend jemand mußte es tun. Irgendein Mensch mußte hier an dieser Stelle stehen.
Bei V ulkan 3 hatte er dieses Gefühl nie gehabt.
Neue Wörter bildeten sich, wie bläulich-weiße Blitze in der feuchten Luft.
Ich brauche sie sofort.
»Sie kommt, sobald die Datenumwandlung erledigt ist.«
Vulkan 3 war – nun, der einzig passende Ausdruck war »erregt«. Versorgungsleitungen glühten rot – das war der Ursprung des Namens für die Serie. Das Grollen und der rötliche Schimmer hatten Nathaniel Greenstreet an die Schmiede des antiken Gottes erinnert, des lahmen Gottes, der in einem langen vergangenen Zeitalter Blitze für Jupiter hergestellt hatte.
Irgendein Element hat eine Fehlfunktion. Eine signifikante Verschiebung in der Orientierung bestimmter sozialer Schich ten, die sich mit den mir zur Verfügung stehender Daten nicht erklären läßt. Eine Umgestaltung der sozialen Pyramide entwik kelt sich in Reaktion auf historisch-dynamische Faktoren, die mir nicht bekannt sind. Ich muß mehr wissen, wenn ich mich damit befassen soll.
Jason Dill spürte einen Anflug von Besorgnis. Was argwöhnte Vulkan 3 ? »Alle Daten werden dir sobald als möglich zur Verfügung gestellt.«
Es scheint eine klare Zweiteilung der Gesellschaft bevorzuste hen. Stellen Sie sicher, daß der Bericht über Erziehungstenden zen vollständig ist. Ich werde alle relevanten Fakten benötigen.
Nach einer Pause fügte V ulkan 3 hinzu: Ich nehme eine sich rasch entwickelnde Krise wahr.
»Was für eine Art von Krise?« fragte Dill nervös.
Ideologischer Natur. Eine neue Orientierung scheint sich Aus druck zu verschaffen. Ein Konzept, das aus den Erfahrungen der unteren Klassen erwächst. Das ihre Unzufriedenheit widerspie gelt.
»Unzufriedenheit? Womit?«
Im Wesen lehnen die Massen die Idee der Stabilität ab. Dieje
nigen ohne ausreichenden Besitz und entsprechende Verwurze lung sind in der Mehrheit auf Gewinn und nicht auf Sicherheit orientiert. Für sie ist die Gesellschaft eine Arena
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