Vulkans Hammer
er. »Ich habe einmal mit ihm gesprochen, ich möchte wieder mit ihm sprechen. Du stehst in Verbindung mit ihm, nicht wahr?«
»Nein.«
»Aber du weißt, wo man ihn finden kann. Du könntest zu ihm, wenn du es wolltest. Wenn ich dich gehen ließe, würdest du deinen Weg zu ihm finden. Stimmt's?« Er sah an ihrer Unruhe, daß er recht hatte. Sie wirkte verlegen.
»Weshalb wollen Sie ihn sprechen?« fragte sie.
»Ich habe ihm einen Vorschlag zu machen.«
Ihre Augen weiteten sich und dann schimmerte Schläue in ihnen auf. »Sie wollen der Bewegung beitreten, nicht wahr? Und er soll versprechen, daß Sie eine wichtige Stellung bekommen. Wie er es ...« Sie preßte die Hand auf den Mund und starrte ihn erschrocken an. »Wie er es«, fuhr sie fort, »mit dem anderen Direktor gemacht hat.«
»Taubmann«, sagte Barris. Er zündete sich eine Zigarette an, setzte sich und musterte ihr Gesicht. Es war friedlich hier unten, so als gäbe es keine Zerstörung, den Krieg da oben gar nicht. Und doch muß ich wieder hinauf, dachte er, und zwar möglichst bald. Ich bin hier, damit ich das tun kann. Irgendwie paradox. In dem friedlichen Kinderzimmer erwarte ich, die Lösung für die schwierigste Aufgabe überhaupt zu finden.
»Sie lassen mich gehen, wenn ich Sie zu ihm bringe?« fragte Marion. »Ich darf gehen und bin frei? Ich muß nicht einmal mehr in diese Schule?«
»Natürlich. Es gibt keinen Grund, dich hier festzuhalten.«
»Mr. Dill hat mich festgehalten.«
»Mr. Dill ist tot«, sagte Barris.
»Oh.« Sie nickte langsam ernsthaft. »Ich verstehe. Das ist sehr schlimm.«
»Ich empfand es auch so«, meinte Barris. »Zuerst traute ich ihm nicht über den Weg. Er schien sich das Ganze ausgedacht zu haben, um alle Leute zu täuschen. Aber, seltsam ...« Er verstummte. Seltsam, es war alles keine Erfindung gewesen. Bei einem Mann wie Jason Dill erwartete man keine Wahrhaftigkeit; er schien dafür geschaffen, Lügen in die Welt zu setzen und dabei zu lächeln. Komplizierte Lügen und dogmatische Behauptungen, um den wahren Sachverhalt zu verschleiern. Und doch sah Jason Dill, wenn man die Bilanz zog, nicht so schlecht aus; er war kein so unehrlicher Beamter gewesen. Gewiß, er hatte versucht, seinen Job zu machen. Er war den theoretischen Ideen von Eintracht treu gewesen ... vielleicht mehr als jeder andere.
»Diese gräßlichen Metallvögel, die er gemacht hat«, sagte Marion, »diese Dinger, die er losschickt, um Leute damit zu töten. Kann er viele davon machen?« Sie musterte ihn besorgt.
»Offenbar gibt es für V ulkan 3 keine Grenzen für das, was er exproduzieren kann. Es gibt keine Beschränkungen für die ihm zur Verfügung stehenden Rohstoffe.« Ihm. Jetzt sagte er es auch selber. »Und er hat das technische Wissen. Er hat Zugriff auf mehr Informationen als jede rein menschliche Einrichtung. Und er wird nicht durch ethische Überlegungen behindert.«
Vulkan 3 ist tatsächlich in einer idealen Position, wurde ihm klar. Sein Ziel wird von der Logik diktiert, von unbarmherzigen Vernunftschlüssen. Es sind keine emotionalen Einflüsse oder Wunschvorstellungen, die ihn bei seinen Handlungen motivieren. Er läuft also nie Gefahr, neue gefühlsbestimmte Einstellungen zu ändern; er wird sich nie von einem Eroberer in einen gütigen Herrscher verwandeln.
»Die Techniken, die V ulkan 3 einsetzen wird«, sagte Barris zu dem Kind, das zu ihm hochblickte, »werden je nach Bedarf eingesetzt. Sie wandeln sich in direktem Verhältnis zu dem Problem, dem er sich gegenübersieht. Wenn er zehn Leute gegen sich hat, setzt er wahrscheinlich eine kleinere Waffe ein, zum Beispiel die ersten Hämmer mit Hitzestrahlern. Wir haben beobachtet, daß er auch größere Hämmer verwendet, die mit chemischen Bomben ausgerüstet sind, da die gegen ihn gerichteten Opposition sich als soviel größer erwiesen hat. Er stellt sich jeder Herausforderung.«
»Je stärker also die Bewegung wird, desto größer wird er werden«, sagte Marion, »desto stärker wird er werden.«
»Ja. Und es gibt keinen Punkt, wo er aufhören muß. Theoretisch besteht keine Grenze für seine Macht und Ausdehnung.«
»Wenn die ganze Welt gegen ihn wäre ...«
»Dann würde er wachsen und produzieren und organisieren müssen, gegen eine ganze Welt zu kämpfen.«
»Warum?« fragte sie.
»Weil das seine Aufgabe ist.«
»Er will es?«
»Nein«, sagte Barris. »Er muß.«
»Ich bringe Sie zu ihm«, sagte Marion plötzlich und unvermittelt. »Zu meinem Vater, meine
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