Vyleta, Dan
einem
Putzlappen, der auf dem hölzernen Boden lag.
»Was für
ein Idiot«, sagte der Colonel leichthin. »Macht sich die Mühe, den Boden zu
säubern und die Leiche beiseitezuschaffen, vergisst aber, den Lappen
wegzuwerfen, mit dem er den Boden gewischt hat. Sieh dir das an, der ist
eindeutig voll mit Blut.«
Er hob den
gefrorenen Fetzen Stoff hoch und musterte den Jungen mit seinen gut gelaunten
Knopf äugen. »Du verstehst mich doch, nicht wahr?«
»Er ist
kein Idiot«, sagte Anders jetzt auf Englisch.
»Ah, du
verstehst mich also.«
Der Junge
stand reglos da und biss sich auf die Lippe. Er fragte sich, ob der Colonel
schon den toten russischen Zwerg gefunden hatte, der nebenan aufrecht in seinem
Koffer stand. Der fette Mann fing die Bewegung seiner Augen auf.
»Er ist
weg«, sagte er. »Dein Freund hat nur den Koffer dagelassen. Voller Blutflecke.
Hat ein Loch hineingeschnitten. Feinstes Leder, es ist wirklich eine Schande.
Hat den Zwerg herausgeschnitten und weggeschafft. Aber wie? Allein ist er zu
schwach dafür, und du hattest keine Ahnung, wie? Das macht einen nachdenklich.
Ja, das macht einen wirklich nachdenklich.«
Er stand
auf und schlug sich die Knie mit einem Paar Lederhandschuhe sauber, das er
locker in der Hand hielt. Den Jungen ließ er keine Sekunde aus den Augen. Ein
Wiedererkennen glomm in seiner Miene auf, als er Anders' Kleidung näher betrachtete,
verschwand aber gleich wieder und machte einer trägen Freundlichkeit Platz.
»Wann hat
Boyd die Leiche hergebracht? Du warst doch hier, oder?«
»Ich weiß
nicht, wovon Sie reden.«
»Ah,
halten wir zu ihm?« Die Wurstlippen verzogen sich zu einem Lächeln. »Dann
etwas anderes. Sag mir, Junge, wie kommt es, dass so ein kleines Arschloch wie
du einen Fünfzig-Pfund-Mantel trägt?«
Anders war
auf die Attacke nicht vorbereitet. Selbst wenn, wäre er für den fetten Mann
womöglich zu langsam gewesen. So wie die Dinge standen, hatte er keine Chance.
Bevor er sich auch nur wegdrehen konnte, rammte ihn der Colonel mit seinem
Gewicht gegen die Wand. Anders' Nase wurde weggeknickt, und Blut schoss ihm
über das Kinn. Er versuchte zu treten, aber noch während er sein Knie in den
weichen Schenkel des Colonels stieß, packte ihn dessen Hand an der Kehle und
hob ihn vom Boden hoch. Die Finger pressten sich klamm auf seine Haut, und
obwohl ihr Griff fast zart war, konnte er doch nicht mehr atmen. Als wäre er
eine Puppe, trug ihn Fosko hinüber zu Pavels Spiegel über der Spüle. Er drehte
Anders geschickt so herum, dass er sich in der mit Seife besprenkelten Scheibe
sehen konnte. Eine riesige Babytatze hielt seinen Hals gepackt.
»Sieh dich
an!«, sagte der Colonel, während er ihm langsam den Mantel von den Schultern
pellte. Seine Stimme klang so frohgelaunt und großmütig wie immer. »Sieh dir in
die Augen. Genau, in die Augen. Sieh zu, wie sie anschwellen, wie bei einer
Nacktschnecke, die du zwischen den Fingern zerquetschst, oder vielleicht haben
du und deine Freunde ja schon mal Frösche aufgeblasen, habt ihnen einen
Schlauch reingesteckt und sie aufgeblasen. Genau, sie schwellen an, deine
Augen, raus wollen sie, nach vorne raus, und bald wirst du sehen, wie sie ihre
Farbe verändern. Das Weiße wird gelb und gerinnt dann, ganz recht, wie bei
einem alten Mann gerinnt es, bis es ganz butterfarben ist. Ich habe gehört,
dass einige Leute kurz vor dem Ende anfangen, aus den Augen zu bluten, aber
vielleicht ist das nur ein Märchen. Ich könnte mir das ziemlich hübsch
vorstellen, wenn da Blutstränen über deine Engelsbäckchen liefen, das wäre ein
Bild, wirklich himmlisch. Ah, sieh doch nur, wie sich deine Nasenflügel
blähen. Junge, Junge, das ist ja wie bei einem Pferd, einem reinblütigen
Araber, nur dass deine voller Blut sind und keine Luft durchkommt.«
Endlich
ließ er den Jungen achtlos auf das Becken fallen. Anders lag zusammengesunken
da, Urin rann ihm am Hosenbein herunter. Aus dem Augenwinkel konnte er den
Mantel des Zwergs erkennen, der jetzt ordentlich über dem Arm des Mannes hing,
als wollte er ihn gründlich ausbürsten. Anders sah, wie sich der Colonel zu ihm
hinunterbeugte, bis er den Atem auf seinem Ohr spüren konnte.
»Noch ein
Letztes, mein Kleiner. Wenn dein Freund Pavel auch nur ein Wort von dem hier
erfährt, und da reicht ein Wort völlig, hänge ich ihn eigenhändig da an der
Vorhangstange auf. Ich hänge ihn auf, deinen rührseligen Freund, und dann
werden wir ja sehen, ob er aus den Augen blutet. Verstehst du
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